Nicht im BA-Visier

Wo ist eigentlich der Schwabinger Adam-Erminger-Platz?

Nicht mal Werner Lederer-Piloty und der Bezirksausschuss hatten den Adam-Erminger-Platz bei der Sylvesterkirche im Visier.	Grafik: Marcel Kunze/Foto: privat

Nicht mal Werner Lederer-Piloty und der Bezirksausschuss hatten den Adam-Erminger-Platz bei der Sylvesterkirche im Visier. Grafik: Marcel Kunze/Foto: privat

Schwabing · In Altschwabing gibt es noch Orte, die nicht einmal der Bezirksausschuss Schwabing-Freimann (BA 12) kennt. Einen davon hat Kurt Brey, Professor an der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) in Dresden, nun ausfindig gemacht.

Der Professor kennt die Grundstückseigentümer schon von früher, somit richtete sich sein Fokus von Dresden aus ausgerechnet auf dieses kleine Fleckchen Schwabinger Erde. In einem Projekt mit seinen Studenten hat Brey nun Entwürfe für eine durchgängige Bebauung der Ursulastraße entwickelt und dabei die vergessene Grünfläche des Adam-Erminger-Platzes in das Bewusstsein des Stadtteilparlaments gerückt.

Zu den Glanzlichtern Altschwabings gehört der Adam-Erminger-Platz, der zwischen der Ursulastraße, der Haimhauser Straße und der Sylvesterkirche liegt, nicht. »Keiner kennt diesen Ort«, sagt sogar der BA-Vorsitzende Werner Lederer-Piloty. Nicht einmal der BA, der sich seit Jahren um die Aufwertung der Schwabinger Grünflächen bemüht, habe den Platz im Visier gehabt. Doch nun hat Brey, der an der HTW Dresden einen Lehrstuhl für Stadt- und Regionalplanung und städtebauliches Entwerfen innehat, das öffentliche Interesse für das Areal geweckt. Über andere Bauvorhaben steht Brey schon länger in Kontakt mit den beiden Grundstückseigentümern, denen Flächen in der Ursulastraße gehören. Mit seinen Studenten hat er jetzt das Konzept erstellt, das dort die ursprünglichen Pläne des Architekten Theodor Fischer (1862 – 1938) verwirklichen soll. Der berühmte Architekt, der unter anderem die Volksschule in der Haimhauser Straße und die Siedlung »Alte Haide« gebaut hat, sah in der Ursulastraße eine geschlossene Blockrandbebauung vor. Wie die Studenten Fischers Ideen umsetzen würden, hat Brey kürzlich dem BA vorgestellt. Das Stadtteilparlament sei mit den Entwürfen einverstanden, sagt Lederer-Piloty. Derzeit sehe die Ursulastraße aus wie ein »lückenhaftes Gebiss«, so der BA-Chef. Die Baulücken zu schließen, komme dem Viertel zugute. Zudem würden dadurch rund 20 neue Wohnungen geschaffen: »Jede Wohnung ist ein Gewinn.«

Im Zuge der Bebauung, zu der die Grundstückseigentümer bereits ihr Einverständnis bekundet haben, müsste auch der Platz neu gestaltet werden. Derzeit sei die Grünfläche »verwahrlost«, rügte Brey. Genutzt werde sie vor allem von Falschparkern und »zwielichtigem Klientel«. Vor zwei Jahren sei dort ein Drogentoter gefunden worden.

Die Schwabinger müssten sich nun überlegen, »was sie dort haben wollen«. Denkbar sei etwa eine Verbesserung der Durchwegung, Baumpflanzungen und Sitzgelegenheiten, so Lederer-Piloty. Der Platz gehöre zu den »grünen Oasen Schwabings«, sei jedoch lange in einem »Dornröschenschlaf« gelegen und solle nun »wachgeküsst werden«. Allerdings sei es nicht das Ziel, dort einen stark frequentierten Park zu errichten. Die Fläche sei nämlich möglicherweise früher einmal ein Friedhof gewesen. Im Stadtgebiet gebe es einige Friedhöfe, die nach dem Bau der großen Friedhöfe aufgelöst worden seien, berichtet Piloty. Das Areal an der Ursulastraße sei wahrscheinlich nach der Errichtung des Nordfriedhofs geschlossen worden.

Das will der BA-Chef beim weiteren Umgang mit dem Gelände berücksichtigen: »Das ist ein Ort der Ruhe, und das soll er auch bleiben.« Für eine Aufwertung der Aufenthaltsqualität werde sich der BA jedoch einsetzen. Julia Stark

Artikel vom 19.08.2013
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