Denkmal für Zivilcourage

Weiße Rose: Infoschilder zu Straßennamen in der Studentenstadt Freimann

Hildegard Kronawitter von der Weiße-Rose-Stiftung und ein Bewohner der Studentenstadt Freimann freuen sich über die neuen Infoschilder, die kürzlich in der Studentenstadt angebracht wurden.	Foto: ws

Hildegard Kronawitter von der Weiße-Rose-Stiftung und ein Bewohner der Studentenstadt Freimann freuen sich über die neuen Infoschilder, die kürzlich in der Studentenstadt angebracht wurden. Foto: ws

Freimann · Wer war Willi Graf? Und wer Christoph Probst und Hans Leipelt? In der Studentenstadt Freimann sind nach diesen Männern schon lange Straßen benannt.

Doch die Reaktion der Passanten auf diese Fragen ist recht unterschiedlich: Den einen ist es peinlich, es nicht zu wissen. Sie eilen hastig weiter. Die anderen freuen sich über das Interesse und beginnen sofort zu erzählen: »Das waren Mitglieder der Widerstandsgruppe Weiße Rose«, berichtet eine Medizinstudentin aus dem Wohnhaus an der Christoph-Probst-Straße 8. Willi Graf, Christoph Probst, Hans Leipelt, Hans und Sophie Scholl sowie andere hatten vor 70 Jahren an der Münchner Universität Flugblätter verteilt, in denen zum Widerstand gegen den Nationalsozialismus aufgerufen wurde. Alle wurden verhaftet und hingerichtet.

Für Bewohner und Besucher der Studentenstadt, die das nicht wissen, wurden auf Initiative der Weiße-Rose-Stiftung kürzlich unter den Straßennamen kleine Infotafeln mit der Biographie von Willi Graf, Christoph Probst und Hans Leipelt angebracht. Die Medizinstudentin findet das sehr gut. »Man muss ein Denkmal setzen für die Zivilcourage«, sagt die 21-Jährige. Ein Bewohner aus dem Haus an der Christoph-Probst-Straße 6 empfindet die Zusatzschilder eine »tolle Info für Leute, die keine Vorstellung haben«. Denn in der Studentenstadt mit ihren rund 2500 Bewohnern gebe es eine ziemliche Fluktuation, berichtet der Maschinenbaustudent. Manche seien nur kurze Zeit da, kämen aus dem Ausland. Doch »für uns, die wir schon länger hier sind, ist die Weiße Rose schon lange ein Begriff«, betont der 31-Jährige. Der angehende Maschinenbauer lebt seit sechs Jahren hier.

Da könne man mit Namen wie Willi Graf, Christoph Probst und Hans Leipelt etwas anfangen. Kern der Gruppe waren die Geschwister Hans und Sophie Scholl. Sie alle bezahlten vor 70 Jahren ihren Widerstand gegen die Nazi-Diktatur mit dem Leben. »Die Weiße-Rose-Stiftung will diese Namen bekannt machen als Vorbild für Zivilcourage – für Mut, Toleranz und Achtung vor der Menschenwürde«, sagt die Vorsitzende der Weiße-Rose-Stiftung, Dr. Hildegard Kronawitter. Sie hatte die Idee, unter den Straßennamen Infos über das schreckliche Schicksal der drei Studenten anzubringen, damit sei nun »Klarheit geschaffen«. Man wolle Anstoß geben, sich mit dem Widerstand der Weißen Rose zu beschäftigen, die Erinnerung daran wach zu halten und ein Zeichen für die Zukunft zu setzen. Gemeinsam mit dem Studentenwerk, dem Verein Studentenstadt und dem Bezirksausschuss Schwabing-Freimann sei es gelungen, die Idee zu verwirklichen. Die Stadt ließ schließlich die Infotafeln unter den Straßennamen anbringen.

Die Weiße Rose wurde im Juni 1942 gegründet und bestand bis 1943. Die Mitglieder verfassten, druckten und verteilten unter Lebensgefahr insgesamt sechs Flugblätter. Bereits 1946 habe die Stadt München begonnen, die Erinnerung an die Widerstandsgruppe im Stadtplan der Landeshauptstadt festzuschreiben, freut sich Kronawitter. Die Rondells vor der Ludwig-Maximilian-Universität seien zum Prof.-Huber-Platz und dem Geschwister-Scholl-Platz geworden, ein Platz in Harlaching zum Alexander-Schmorell-Platz.

1963 habe die Stadt entschieden, dass Willi Graf, Christoph Probst und Hans Leipelt Namensgeber für Straßen in der neuen Studentenstadt Freimann sein werden. Die Botschaft der Weißen Rose laute, sich vom Freiheitswillen dieser Widerstandskämpfer anstecken zu lassen, so Kronawitter. Sich einzumischen und Verantwortung zu übernehmen. »Ich vertraue darauf, dass bei allen, die heute in der Studentenstadt leben, die Vorstellung ziemlich präzise wird, wer denn Willi Graf, Christoph Probst und Hans Leipelt waren«, sagt die Vorsitzende der Weiße-Rose-Stiftung. »Ich hoffe, dass wir alle spüren: Die Weiße Rose hat uns auch heute noch viel zu sagen.« Wally Schmidt

Artikel vom 13.08.2013
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