Haar beantragt eine Zweigstelle der Realschule Vaterstetten

Haar · Realschul-Filiale?

Thomas Reichel, Susanne Böhm und Horst Wiedemann machen sich stark für die Zweigstelle der Realschule Vaterstetten in Haar.	Foto: ikb

Thomas Reichel, Susanne Böhm und Horst Wiedemann machen sich stark für die Zweigstelle der Realschule Vaterstetten in Haar. Foto: ikb

Haar · Wird eine Zweigstelle der Realschule Vaterstetten in Haar eingerichtet? Eine Antwort auf diese Frage ist gesichert, gleichwohl dürften bis zur Vorlage wohl noch einige Monate vergehen.

Der Gemeinderat hat nämlich einstimmig entschieden, die Verwaltung soll die Möglichkeit einer Dependance prüfen und gleichzeitig einen Standort eruieren. Die Zweigniederlassung könnte in einem leerstehenden Bürogebäude oder eventuell in einem Haus auf dem Areal des ehemaligen Bezirksklinikums untergebracht werden. Auch der Zweckverband Realschule Vaterstetten – Mitglieder sind die Landkreise Ebersberg und München sowie Grasbrunn und Haar – hat beschlossen, eine entsprechende Anfrage beim letztlich entscheidenden Kultusministerium zu stellen. Eventuell von Vorteil: Zuständig ist dort der Ministerialbeauftragte Wilhelm Kürzeder, bis 2007 zehn Jahre lang Leiter der Realschule Vaterstetten, seit vergangenem Sommer der »Herr« über 47 Realschulen.

Die Vorgeschichte zum Thema bewegte die Gemüter der Lokalpolitiker. Im November 2011 hatte CSU-Fraktionssprecher Thomas Reichel, von Beruf Studienrat, im Gemeinderat beantragt, den Bürgermeister zu beauftragen »mit dem Landkreis und dem Zweckverband weiterführende Schulen über die Errichtung einer Realschule in Haar zu verhandeln und geeignete Standorte im Gemeindegebiet zu prüfen«. Seine Gremiumskollegin Susanne Böhm und Vize-Landrat Thomas Göbel, zugleich erster Mann im Rathaus von Gräfelfing und ebenfalls CSU-Vertreter, hatten sich im Kreistag des Landkreises für das Vorhaben eingesetzt und dabei stets die hohen Schülerzahlen angeführt. Allein aus Haar fahren täglich 265 Schüler nach Vaterstetten.

Auf der anderen Seite hatte Bürgermeister Helmut Dworzak (SPD) fast gebetsmühlenartig mehrfach klargestellt, dass die Kommune finanziell allein keine neue Schule stemmen könne, dass Haar weniger als die Hälfte der vom Ministerium geforderten 800 Schüler aufweise, dass die Regierung den Grundsatz Erweiterung vor Neubau vertrete. Und als Kooperationspartner kämen die Nachbarorte nicht infrage, weil die dortigen Jugendlichen die Realschulen im Vaterstettener Ortsteil Baldham, in Aschheim und in Neubiberg besuchen. Bliebe nur München. Der Bezirksausschuss Trudering will laut Magdalena Miehle (CSU) eine Realschule, doch im Rathaus am Marienplatz sieht man das anders. Dazu Dworzak: »Die Stadt München zeigt kein Interesse sich in einem Zweckverband mit Haar zu engagieren, vielmehr wird über eine Realschule in Riem nachgedacht«.

Einen Lösungsansatz präsentierte nun Horst Wiedemann, seit mehr als 40 Jahren sozialdemokratischer Gemeinderat, Studiendirektor eines Gymnasiums im Ruhestand, im örtlichen Plenum: Eine Zweigstelle der Realschule Vaterstetten – »sie platzt aus allen Nähten, momentan sind dort 1100 Kinder, es wird befürchtet, dass es 1400 bis 1500 werden« – in Haar. »Eine Dependance wäre die Ideallösung«, wertete Wiedemann. Und: »Eine weitere Erweiterung, die Haar mitbezahlen muss, wäre Unsinn, eine Zweigstelle wäre besser und eventuell für uns mit weniger Kosten verbunden.«

Der Hintergrund: Der Zweckverband hatte vor einem Jahr einen Anbau – Kostenansatz bis zu vier Millionen Euro – beschlossen, realisiert ist bis dato nichts. Die Realschule ist für etwa 800 Kinder konzipiert, hat derzeit 40 Klassen. Von Vorteil wäre für Vaterstetten laut Wiedemann, dass dann mehr Klassenräume zur Verfügung stünden und der von Eltern gewünschte Nachmittagszug eingerichtet werden könnte. Also alles in Butter? Mitnichten! Anita Ruppelt, seit Herbst Konrektorin und zuvor Lehrerin in Vaterstetten, ist »wenig begeistert von einer Filiale, mir gefällt die Idee nicht. Die Kommunikation wäre wesentlich schwieriger, die Verwaltungsarbeit nähme zu, die Kollegen müssten pendeln.« Kurzum: »Mit einer Dependance ist schwierig zu arbeiten.« Ruppelts Skepsis wird von Landrätin Johanna Rumschöttel (SPD) geteilt, die den Gedanken nach Teilung in Fachrichtung ins Spiel brachte. Auch Bürgermeister Dworzak fürchtet den großen Organisationsaufwand. »Jetzt reicht’s mer, ich möcht’, dass jetzt a Ruah is. Ich beantrage Ende der Rednerliste!«, SPD-Rat Cherin Sakkal platzte angesichts einer seit Jahren im Ortsparlament nicht dagewesenen Welle an Wortmeldungen von Roten, Schwarzen und Grünen fast der Kragen. Die Gremiumsmitglieder blickten betroffen drein, stimmten dem Rechtsanwalt zu, beendeten ihre Positionskämpfe und gehen, so Böhm, »ab heute in eine gemeinsame Richtung.« ikb

Artikel vom 08.01.2013
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