Die Stadthalle soll wieder zu altem Ruhm gelangen

Erding · Reparatur reicht nicht

Mitte der 80er war die Stadthalle ein absolutes Vorzeigeobjekt, nach 27 Jahren fehlt es an  allen Ecken und Enden.	Foto: bb

Mitte der 80er war die Stadthalle ein absolutes Vorzeigeobjekt, nach 27 Jahren fehlt es an allen Ecken und Enden. Foto: bb

Erding · „Als die Stadthalle Erding 1984 errichtet wurde, da war sie technisch, optisch und von den verwendeten Materialien her ein absoluter Vorreiter.

Doch mittlerweile sind eben 27 Jahre vergangen, in denen zwar schon immer wieder Mal etwas erneuert wurde, jetzt brauchen wir aber die wirklich große Lösung: Modernste Technik muss her, der Brandschutz muss auf den neuesten Stand gebracht werden, die Verwaltung endlich auf einem Stockwerk zusammengefasst – und ein anderer Name als Stadthalle wäre auch ganz sinnvoll! Die Frage ist eben, ob wir in Erding mit Veranstaltungen und Tagungen weiterhin in der oberen Liga mitspielen wollen, wie es zu der modernen Stadt Erding passt – oder eben nicht”, fasst Jutta Kistner, seit acht Monaten Geschäftsführerin der Stadthalle, ihre „Wunschliste” zusammen. Deren Realisierung würde wohl insgesamt rund 1,1 Millionen Euro kosten.

Nach ihrer Schätzung sind seit der Eröffnung vor 27 Jahren etwa zwei bis zweieinhalb Millionen Gäste in der Stadthalle gewesen „und davon waren bestimmt auch einige auf der Toilette – also sollte man diese jetzt grundlegend erneuern. Die heutigen großen Produktionen und Shows, wie kürzlich etwa die ABBA-Mania, die kommen mit riesigen Licht- und Tonanlagen, die sie bei uns nicht mehr aufhängen dürfen, weil die Traglast für die Aufzüge reduziert wurde. Auch der Brandschutz wird immer umfangreicher und aufwändiger, da brauchen wir neue Türen und Klappen, denn schließlich will ja keiner, dass sich so etwas wie bei der Love-Parade in Duisburg 2010 oder beim brennenden, nagelneuen Flughafen in Düsseldorf 1996 bei uns wiederholt. Also muss jetzt aus technischen Gründen einfach etwas getan werden”, sagt Kistner.

Das bestätigte auch Stadtbaumeister Sebastian Henrich im Bauausschuss: „Mit Reparaturen ist es jetzt nicht mehr getan, nun muss die große Lösung her!” Laut einem Gutachten aus dem Jahr 2010 sind die meisten Seilzüge und Aufhängungen für die Vorhänge, Lichtanlagen und Kulissen so veraltet und damit riskant, dass die früher zulässige Gesamtlast mittlerweile auf die Hälfte reduziert wurde. „Das schränkt die Nutzung der Bühne ungemein ein und wenn erfolgreiche Shows, die jeder gerne bei sich hätte, hören, dass sie nicht alles so aufbauen können, wie sie wollen oder nur mit einem wesentlich größerem Aufwand, dann manchen sie eben einen Bogen um diese Hallen. Das will ich nicht – aber natürlich muss sich der Stadtrat zuerst darüber im Klaren sein, ob er eine moderne Stadthalle will, dann muss jetzt modernisiert werden. Wenn man dieses Geld jetzt nicht ausgeben möchte, dann muss man auch die Ansprüche der Veranstaltungen und damit die Einnahmen deutlich herunterschrauben – dann sind wir eben auf einem Level von Ebersberg, Grafing oder Freising, die auch nichts für ihre Kunst und Kultur tun”, gab Kistner zu bedenken. Im Moment gibt die Stadt Erding der Stadthalle jedes Jahr rund 350.000 Euro als Zuschuss, „aber es gibt keine Kunst in Deutschland, die kostendeckend ist und es gibt auch keine einzige Stadthalle, die keine Zuschüsse braucht!”, so Kistner.

Sie lobt die Erdinger Stadthalle als Kleinod, das seinesgleichen sucht. „Die verwendeten Materialien Holz, Granit und Marmor, die Architektur, das viele Glas – das alles passt perfekt auch zur Großen Kreisstadt Erding, die modern ist, am Flughafen liegt und mit der Therme jedes Jahr über eine Million Besucher anzieht. Doch jetzt muss eben neue Technik rein und auch die Verwaltung – derzeit auf zwei Etagen in vier Räumen in der ehemaligen Hausmeisterwohnung verteilt - muss endlich auf einem Stockwerk in moderne Räume!”

Investition in die Zukunft

Kosten würde die technische Modernisierung rund 610.000 Euro, die Umbauten für Verwaltung und verschiedene Konferenzräume weitere 500.000 Euro. „Und dann müssen wir auch endlich die Mietkosten auf ein heutiges Niveau anheben. Die Tagesmiete beträgt – wohl aus politischen Gründen – bis heute nur 400 Euro für den großen Saal, unser Beamer mit Techniker kostet aber 500 Euro am Tag. Das versteht kein Mensch! Die großen Tagungen wollen Qualität bei den Räumen und den sanitären Einrichtungen, eine moderne Technik und gutes Essen. Da spielt eine höhere Miete von ein paar Hundert Euro keine Rolle”, meint Kistner.

Sie hat, obwohl der Stadtrat noch kein grünes Licht für die Umbaumaßnahmen gegeben hat, schon mal den Sommer 2012 fast komplett freigehalten von Veranstaltungen. „Da könnte man das dann realisieren – und danach hoffe ich, dass auch die Erdinger ihre Stadthalle wieder mehr akzeptieren und frequentieren. Ich habe oft das Gefühl bei Gesprächen mit Bürgern, aber auch Geschäftsleuten, dass die es zwar gut finden, dass es in Erding eine Stadthalle gibt, aber sie eigentlich nie besuchen. Die Akzeptanz muss sich deutlich erhöhen, da müssen wir sehen, welche Veranstaltungen dazu beitragen können!”

Schließlich hält sie auch den Namen „Stadthalle” für antiquiert, für zu „regional”. Ihr schwebt eher der Name einer Region – wie etwa bei der Loisachtal-Halle in Wolfratshausen – oder der einer bekannten Persönlichkeit oder auch ein reiner Kunstname vor. „Da könnten wir gerne einen schönen Wettbewerb in der Bevölkerung machen – und dann mit neuem Namen, technisch modernisiert und mit neuem Konzept in die Zukunft durchstarten!” bb

Artikel vom 24.11.2011
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