Demonstration gegen Kirchtruderinger Trassenführungen

Trudering · Keine Umfahrung!

Der Bund Naturschutz und die Bürgerinitiative »Keine Umfahrung Kirchtrudering« demonstrieren gegenüber den Verkehrsplanungen.	Foto: sf

Der Bund Naturschutz und die Bürgerinitiative »Keine Umfahrung Kirchtrudering« demonstrieren gegenüber den Verkehrsplanungen. Foto: sf

Trudering · Mit einer symbolischen Blockade am Truchthari-Anger/Ecke Straßl ins Holz haben gestern der Bund Naturschutz (BN) und die Bürgerinitiative (BI) »Keine Umfahrung Kirchtrudering« öffentlich ihr Veto gegen jedwede Umfahrungstraße eingelegt.

Durch, um oder vorbei an Kirchtrudering

Verkehrsentlastung für die Anwohner des Mitterfelds und eine staufreie Anbindung der Messestadt auf der einen Seite, Schutz der Natur und alternative mobile Konzepte für München statt mehr Straßen – die Interessenkonflikte zum Thema Umfahrung Kirchtrudering scheinen unüberbrückbar und die Fronten formieren sich wieder, nachdem das Planungsreferat im Mai 2011 endlich drei Vorschläge zu möglichen Trassenverläufen vorgelegt hat und sich der Bezirksausschuss (BA) Trudering-Riem in seiner Juli-Sitzung gegen die Stimmen von Bündnis 90/Die Grünen für die Realisierung der Variante 3 ausgesprochen hat.

An Brisanz gewinnt das Thema durch die bevorstehende Realisierung des vierten und fünften Bauabschnitts der Messestadt und der dadurch prognostizierten Zunahme des Verkehrs. »Die neuen Wohngebiete brauchen Erschließungsstraßen, aber keine Umfahrungsstraße, die würde nur noch mehr Verkehr anziehen«, erklärte Christian Hierneis, 1. Vorsitzender der BN-Kreisgruppe München. Der Naturschützer plädiert vielmehr für neue Mobilitätskonzepte, etwa eine attraktivere Gestaltung des Öffentlichen Nahverkehrs mit neuen Streckenzügen und einem verdichteten Takt.

Konkret für Kirchtrudering gebe es genügend Möglichkeiten, den Verkehr zu reduzieren, beispielsweise durch Geschwindigkeitsbeschränkungen, eine Sperrung für den Schwerlastverkehr und die Nutzung bereits vorhandener Routen wie Schatzbogen/Hüllgraben, verbunden mit einer intelligenten Ampelschaltung und entsprechender Beschilderung. Ähnlich hatte sich das Planungsreferat in seinem Beschlussentwurf vom 12. Mai 2011 geäußert. Hier heißt es, eine Umfahrung Kirchtruderings führe lediglich zu kleinräumigen Entlastungen, sinnvoller sei eine weiträumige Ableitung des Durchgangsverkehrs durch die Einrichtung einer Tempo-30-Zone Am Mitterfeld und Bündelung des Verkehrs auf den Hauptrouten. »Wir möchten auch Anwohnerschutz, aber den können wir erreichen, indem wir den Verkehr durch Gewerbegebiete wie Am Schatzbogen leiten«, so Hierneis. Ohnehin sei die Verkehrsbelastung Kirchtruderings nicht so massiv, dass eine Umfahrung gerechtfertigt sei und die neue Bebauung in der Messestadt verursache keinen Durchgangsverkehr, sondern Quell- und Zielverkehr.

Dem widersprechen jedoch die Anwohner der Straße Am Mitterfeld, durch die sich täglich rund 16.000 Kfz wälzen. Der Verkehr habe in den letzten Jahren ständig zugenommen, Tendenz steigend. Sie möchten ruhiger wohnen. Das möchten allerdings auch die Anwohner am Truchthari-Anger/Straßl ins Holz, vor deren Tür die Umgehungsstraße vorbei führen würde, und sie befürchten nun ihrerseits um den Verlust von Lebensqualität, allein schon durch die teilweise Zerstörung des Riemer Parks, die bei Variante 2 und 3 unumgänglich wäre, und damit Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten, die bereits auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Arten stehen, wie Wolfgang Laufs, 1. Vorsitzender der BN-Ortsgruppe München Ost erklärte.

Wie jeder einzelne Bürger den Verkehr reduzieren kann, machen die Anwohner vor: »In unserer Siedlung bilden wir Fahrgemeinschaften und unsere Kinder fahren mit dem Fahrrad durch den Riemer Park zum Gymnasium in Haar«, schilderte Eva Raith, Vorsitzende der Bürgerinitiative. Ein weiteres Argument der Gegner: Eine Umfahrung stelle eine unüberwindbare Barriere für Fußgänger und Radfahrer zum Riemer Park dar und trenne zudem die beiden Stadtteile Trudering und Riem. Das sieht auch das Planungsreferat so: »Eine Umfahrung Kirchtruderings in den Trassenvarianten 2 und 3 konterkariert den Kerngedanken des Planungskonzeptes für die Messestadt Riem, welcher eine intensive Verzahnung von Stadt und Landschaft vorsieht, stadträumliche Zusammenhänge, Blickbeziehungen und Wegebeziehungen zwischen Kirchtrudering und der Messestadt Riem bzw. dem Riemer Park werden zerschnitten«, heißt es in dem Beschlussentwurf.

Eine weitere Befürchtung der Gegner: Dass durch die Ableitung des Verkehrs über Rappenweg und Schwablhofstraße zur Wasserburger Landstraße der Ausbau der Friedenspromenade und eine Weiterführung der Ständlerstraße wieder in Betracht gezogen wird, was der Stadtrat 2006 schon ad acta gelegt hatte. »Eine Verlängerung der Ständlerstraße ist und bleibt vom Tisch, es ist sogar bereits im Gespräch, die Grundstücke am Ende der Ständlerstraße zu bebauen«, erklärte dazu Verkehrsplaner Harald Schnell gegenüber dem Südost-Kurier. Trotzdem dürfe die Umgehungsstraße Kirchtrudering nicht isoliert vom restlichen Verkehrskonzept für München gesehen werden, mahnte Herbert Danner, Sprecher der Grünen-Fraktion im BA Trudering-Riem. »Die Gefahr eines dritten Rings mit Friedens- promenade, Ständlerstraße und Südost-Tangente in Perlach besteht nach wie vor!« Sybille Föll

Trassen-Varianten:

Trasse 1 würde durch das neue, geplante Wohngebiet östlich Am Mitterfeld führen und wäre zugleich Erschließungsstraße für das Gebiet. Sie zweigt etwa auf Höhe des Kirtaweges von der Straße Am Mitterfeld ab und schließt südlich am Rappenweg an. Der BN lehnt diese Variante ab, weil sie durch die Kürze der Strecke wenig Entlastung für die Anwohner Am Mitterfeld bringe, dafür aber umso mehr Lärm und Feinstaub für die Anwohner des Neubaugebietes.

Trasse 2 zweigt südlich des Alten Friedhofs von Am Mitterfeld ab und verläuft zwischen dem alten Riemer Friedhof und der Gärtnerei auf der westlichen Seite und dem Tribünenbau auf der östlichen Seite nach Süden bis zum Rappenweg.

Trasse 3 zweigt nördlich des Riemer Friedhofs von Am Mitterfeld ab, führt durch den Riemer Park am Tribünenbau vorbei bis zum Rappenweg. Beide Trassen lehnt der BN aus Naturschutzgründen ab, da sie den Riemer Park an verschiedenen Stellen durchschneiden.

Artikel vom 30.08.2011
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