Umzug der Hortkinder soll Problem in Poing entschärfen

Poing · Kein Platz im Kiga

Nach Poing sind mehr Familien mit Kindergartenkindern zugezogen als erwartet. Deswegen braucht es jetzt Übergangslösungen. An Krippenplätzen dagegen gibt es mehr als benötigt. Am Freitag wird die neue Krippe an der Kirchheimer Allee eingeweiht. F: Heigl

Nach Poing sind mehr Familien mit Kindergartenkindern zugezogen als erwartet. Deswegen braucht es jetzt Übergangslösungen. An Krippenplätzen dagegen gibt es mehr als benötigt. Am Freitag wird die neue Krippe an der Kirchheimer Allee eingeweiht. F: Heigl

Poing · Nahezu aus heiterem Himmel hat die Gemeinde Poing ein Problem bei der Betreuung der Drei- bis Sechsjährigen bekommen: Wenn nichts passiert, stehen ab Herbst mindestens 33 Kinder in diesem Alter auf der Straße.

Die Sorge könnte jedoch bald vom Tisch sein, wenn der Gemeinderat erwartungsgemäß am 1. Juli einer größeren Rochade in den Betreuungseinrichtungen zustimmt. Dabei sollen nach den Vorschlägen der Gemeindeverwaltung 25 vom Verein »Kinderland« betreute Hortkinder für ein Jahr ins Obergeschoss des Bürgerhauses ausgelagert werden und damit in den Einrichtungen des Trägervereins Platz machen für die Kleineren. Außerdem könnte eine zusätzliche, 20-köpfige Kindergartengruppe im Holzgebäude an der Seerosenstraße 17 untergebracht werden. Träger ist hier das Familienzentrum.

Das Paket wäre bereits seit der jüngsten Gemeinderatssitzung unter Dach und Fach, hätte »Kinderland« nicht zwei Tage zuvor seine Zustimmung zur Verlagerung der Hortgruppe an eine Bedingung geknüpft, die für beträchtliche Verstimmung bei Bürgermeister Albert Hingerl sorgte. Der Verein machte sein Plazet nämlich davon abhängig, dass er die Trägerschaft für 65 Krippenplätze im Holzgebäude bekommt. Sie sollen dort im Herbst 2012 einziehen. Dort werden nach dem Umzug des Familienzentrums in die neue Kindertagesstätte im Neubaugebiet »Zauberwinkel« Räume frei. »Kinderland«-Vorsitzender Herbert Matzner begründete die überraschende Forderung des Vereins damit, dass das einjährige Gastspiel des Hortes im Bürgerhaus ein finanzielles und organisatorisches Risiko für jeden Träger darstelle. Das beginne schon mit der Personalsuche. Da sei der Hinweis auf neue feste Stellen ab 2012 hilfreich. Nach diesem Postulat wurde Anfang Juni die Abstimmung im Gemeinderat vertagt. Mittlerweile haben sich offenbar die Irritationen gelegt. »Kinderland« wird die Trägerschaft für die neue Kinderkrippe in Aussicht gestellt, teilte ein Rathaus-Sprecher auf Anfrage mit. Wie die stellvertretende Vorsitzende des Vereins, Simone Klein, bestätigte, habe man bei gemeinsamen Gesprächen die jeweilige Position dargestellt und sei zu einer einvernehmlichen Lösung gekommen. »Das Ergebnis ist ganz nach unseren Vorstellungen gelaufen.«

In dasselbe Horn bläst auch Vorsitzender Matzner: »Der Hort im Bürgerhaus und die neue Kinderkrippe im Holzgebäude gehören unter dasselbe Dach, egal welches«, sagt er. Da sich Diakonieverein und Familienzentrum dort offenbar nicht engagieren wollten, habe der »Kinderland«-Verein den Finger gehoben. »Das letzte Wort hat natürlich der Gemeinderat.« Weniger Probleme gab es bei der neuen Kindergartengruppe in der Seerosenstraße 17. Neben den 55 bestehenden Hortplätzen können dort für ein Jahr bis zu 20 Kindergartenplätze untergebracht werden. Das hat das Landratsamt als Aufsichtsbehörde der Gemeinde in Aussicht gestellt. Für weitere zusätzliche Kindergarten- und Hortplätze steht das Gebäude im Herbst 2012 zur Verfügung, wenn die Realschule fertig ist. Dann kann der Hort nämlich zurück in seine ursprünglichen Räume an der Seerosenstraße 15, in denen zur Zeit noch die ausgelagerten Realschüler büffeln.

Am Freitag wird eine weitere Kinderkrippe eingeweiht

Dass – wie in Poing – ausgerechnet die Drei- bis Sechsjährigen und nicht die Krippenkinder in einer Kommune auf der Strecke bleiben, ist ungewöhnlich. Schließlich besitzen die Eltern einen Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz und die Gemeinden haben in der Vergangenheit entsprechend aufgerüstet. Meist hapert es dagegen an Krippenplätzen. Hier hat Poing vorgesorgt und eröffnet just in diesen Tagen ein neues Haus an der Kirchheimer Allee für maximal 52 Kleinkinder in vier Gruppen. Kosten: knapp 1,15 Millionen Euro. Träger ist der Diakonieverein. Damit gibt es in Poing 195 Plätze für die Winzlinge, 13 mehr als aktuell notwendig. Und sollte es durch weiteren Zuzug eines Tages hier noch eng werden, dann ist rasch aufgestockt. Denn der Neubau im nördlichen Teil der Gemeinde besteht ebenso wie beispielsweise die Realschule aus Modulteilen.

Warum es in Poing entgegen dem Trend und auch der Prognose des Planungsverbandes Äußerer Wirtschaftsraum plötzlich ausgerechnet an Kindergartenplätzen fehlte, kann man sich im Rathaus auch nicht erklären. »In die Einfamilienhäuser im Zauberwinkel sind vorwiegend Familien mit mehr und größeren Kindern eingezogen«, so der Sprecher der Gemeinde. Das sei »reiner Zufall«. Claudia Schmohl

Artikel vom 28.06.2011
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