Ur-Münchner Albrecht Ackerland zum Münchner SamstagsBlatt

München · Da schau her! Zum Thema: „Blau in München“

Mit diesem Motto kann ich mich wirklich anfreunden: 2011 in München wird blau! Jetzt sagen Sie bestimmt, ja, und, was soll jetzt daran neu sein, als hätten wir den Fasching und die Biergartensaison und allen voran die Wiesn nicht auch schon 2010 und 2009 und 1987 und 1962 gehabt – und alle Jahre davor und dazwischen auch.

Ich muss Ihnen recht geben, aber auch wenn ich zugeben muss, nicht zuletzt auch an diese Art von „blau“ gedacht habe, als ich das Motto zuerst gehört hab: Hier geht es einmal nicht um die Bierseligkeit. Was schade ist, geht es den Brauern doch schlecht, keiner will mehr ein Bier trinken, die Zahlen sind rückläufig, nur die kleine „Giesinger Biermanufaktur“ ist oftmals ausverkauft. Zurecht, weil das Gebräu kein Gesöff ist, sondern hausgemacht schmeckt, wie etwa sonst nur Weihnachtsplatzerl und Rindsrouladen und eine Kartoffelsuppen nach kleinfeindaheim schmecken können.

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Ein Erfolg, von dem ein Verein, nicht weit gelegen vom Minibräu, nur noch träumen kann. Der Fußball, der dort oben am Berg gespielt wird, hat nichts von kräftiger Hausmannskost mehr. Wie auch, wenn nicht nur langsam alle Beilagen weg sind, sondern längst auch die Filets aus der eigenen Aufzucht angeknabbert werden – heißt: in die Welt verkauft. Irgendwer wird schon noch so tun können, als ob er er Fußball spielt. Wenn das so weiter geht bei 1860, dann muss man große Angst haben, dass die verbliebenen elf bald nackt auflaufen, weil sich der Verein Trikots nicht mehr leisten kann und lieber VIP-Logen in der Allianz-Arena hält. Und selbst zum Frust runterspülen gibt’s keine Gelegenheit mehr auf dem Vereinsgelände, weil die Christl, Wirtin vom Löwenstüberl, für 18,59 Euro nach Salzburg wechselt und nur noch Redbull ausschenkt, da ist einfach mehr Geld.

Ich sehe schwarz und ganz und gar nicht mehr blau, wenn nicht bald ein Scheich aus Dubai den Verein aufkauft und fit für die Champions League spritzt, mit Messi, Özil, Schweinsteiger und Müller in der Mannschaft. Sollte das nicht so kommen, bleibt uns aufrichtigen Münchnern nur eins: Uns zu besinnen, dass unser Motto heuer „blau“ ist und von jedem anderen Münchner läppische 10 Euro einzusammeln — ein kleiner blauer Obolus, der 13.640.000 Euro brächte. Was für ein Genuss wäre das, zuzusehen, wie lang die Führung des Giesinger Traditionsbundes von 1860 braucht, um auch das durchzubringen – und trotzdem in der Viertklassigkeit zu landen. Es wäre zum Heulen, hätte ich nicht unser Motto. Das schützt, ich bin mir sicher. Und stimmen tut's auch. So, oder so.

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Artikel vom 05.01.2011
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