Engelbert Kupka geht, Francisco Copado bleibt

Unterhaching · Das Ende einer Ära

Trainer Klaus Augenthaler bleibt aber Präsident, ­Engelbert Kupka geht zum Saisonende.  Foto: Schunk

Trainer Klaus Augenthaler bleibt aber Präsident, ­Engelbert Kupka geht zum Saisonende. Foto: Schunk

Unterhaching · Es war eine emotionale Ansprache, die Engelbert Kupka bei der Jahreshauptversammlung der SpVgg Unterhaching hielt. Die vergangenen Monate, als der Drittligist am finanziellen Abgrund entlang taumelte, haben Spuren hinterlassen beim 71-Jährigen. Vor allem gesundheitliche.

Er könne nicht so weitermachen, sagte Kupka, verwies auf den Ratschlag seiner Ärzte – und kündigte zum Saisonende seinen Rücktritt vom Amt des Präsidenten an. Nach 37 Jahren. »Diese Saison zählt zu den turbulentesten, schwierigsten und negativsten, seit ich im Verein bin. Ich bin noch bis zum Saisonende bereit mitzumachen. Dann muss eine neue Führungsmannschaft gefunden werden«, führte Kupka aus. Obwohl ihm gerade die letzten Monate zugesetzt hätten, sei ein sofortiger Rückzug kein Thema gewesen: »Ich bin ausschließlich deshalb noch nicht zurückgetreten, um den Verein zu sichern und in den nächsten Wochen die Grundlage für die Lizenzierung zu schaffen.« Die Zukunft von Kupka ist damit geklärt, auch zur Posse um Sportdirektor Francisco Copado bezog der Verein Stellung – allerdings erst nach hartnäckigen Nachfragen. Eine Trennung von dem Ex-Profi werde es nicht geben, vielmehr führe Copado gerade vielversprechende Gespräche mit einem möglichen Hauptsponsor für die kommende Saison. Einen Beschluss, sich von Copado zu trennen, habe es nie gegeben, stellte Kupka außerdem klar.

Die überraschendste Nachricht hatte an diesem Abend allerdings nicht Kupka sondern Anton Schrobenhauser, der mächtige Vereins-Mäzen und Schatzmeister, im Gepäck. Zum Abschluss des Geschäftsjahres im Juni 2011 werde die SpVgg voraussichtlich schuldenfrei sein. Eine schier sensationelle Nachricht, schließlich stand vor wenigen Wochen noch eine Insolvenz im Raum. Durch die Veräußerung des klubeigenen VIP-Haus werde das Ergebnis nach der Saison 2010/2011 wohl positiv sein, so Schrobenhaus. Ohnehin sei die finanzielle Situation nie so dramatisch gewesen, winkte Schrobenhauser ab – und attackierte Erich Meidert scharf. »Da hat unser ehemaliger Manager Halbwahrheiten an die Presse weitergegeben, die Zeitungen haben das dann aufgebauscht, wodurch Sponsoren abgeschreckt wurden.«

Die Posse um den vermeintlichen Investor Franco Levis, der viel Geld versprochen, aber nichts gezahlt hatte, sorgte erwartungsgemäß für erregte Nachfragen. Wie man so fahrlässig habe handeln können, wollte ein erzürnter Herr wissen. Die Verträge seien eingehend geprüft worden, eine Anwaltskanzlei war involviert, sagte Kupka: »Wir sind da nicht total blind reingelaufen.« Das düstere Kapitel mit Levis hat aber ein Umdenken bewirkt. Auf die Jugend solle künftig gesetzt werden, teure Transfers, wie sie im festen Glauben an die Levis-Millionen getätigt wurden, gehören der Vergangeneheit an. Seit dem Abstieg aus der 2. Liga schiebt die SpVgg ein dickes Minus vor sich her, damit soll nun Schluss sein. Die Kosten für die Profimannschaft müssen um 50 Prozent gesenkt werden.

Ein gravierender Einschritt, der in erster Linie über Spielerverkäufe vollzogen werden soll. Die Zukunft der Rot-Blauen, daran ließ keiner der Klub-Verantwortlichen einen Zweifel, soll der Jugend gehören. Einen Weg, den Augenthaler zwar mitgeht, der aber auch seine Risiken birgt – darüber ist sich der Haching-Trainer bewusst: »Zu Saisonbeginn haben wir das ja auch schon versucht, da gab es in vier Spielen null Tore und zwei Punkte.«

Tobias Schneider

Artikel vom 22.12.2010
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