Renate Haidinger macht krebskranken Frauen Mut

Neubiberg · Ein Engel für viele

Renate Haidinger aus Neubiberg wurde für ihr Engagement im Kampf gegen Brustkrebs zum Weihnachtsengel 2010 gewählt.	Foto: Woschée

Renate Haidinger aus Neubiberg wurde für ihr Engagement im Kampf gegen Brustkrebs zum Weihnachtsengel 2010 gewählt. Foto: Woschée

Neubiberg · »Oh, das ist aber schön!«, freute sich Renate Haidinger aus Neubiberg, als sie hörte, dass sie zum Weihnachtsengel 2010 des Südost-Kuriers gewählt worden ist. Ein wahrer Engel für viele tausend Frauen ist sie seit dem Jahr 2001, als sie den Verein Brustkrebs-München e.V. aus der Taufe hob. Vorausgegangen war der Vereinsgründung eine eigene Brustkrebserkrankung der 52-Jährigen, die, wie sie erklärte, ihr erst einmal den Boden unter den Füßen weggezogen habe.

Bei den Therapien sei sie auf viele Frauen gestoßen, die genau wie sie, weiteren Informationsbedarf hatten und das Bedürfnis, über die Krankheit in einem geschützten Rahmen miteinander zu sprechen. »Natürlich informieren die Ärzte einen über die Krankheit und die Therapien, aber oft ist man erst einmal so mit sich und seinen Ängsten beschäftigt, dass man auch nach den Beratungen immer noch viele Fragen und Ängste hat«, erinnert sich Renate Haidinger gut. Sie informierte sich im Internet, sprach mit vielen Ärzten und begann ihre Arbeit mit einer Telefonhot­line, in der sich Frauen zweimal die Woche beraten lassen konnten. Diese Hotline, erinnert sich die lebensfrohe Frau, hat sie damals noch mangels anderer Möglichkeiten von Zuhause aus durchgeführt.

»Die Nachfrage nach Beratung ist schier explodiert«, erinnert sie sich noch gut an die Anfänge ihrer Arbeit. Schnell hatte sich ihr Angebot rumgesprochen. So wurde 2003 der Verein Brustkrebs-Deutschland e.V. gegründet, um auch Frauen zu helfen, die nicht aus München und der Umgebung stammen. Sie arbeitet eng mit Ärzten zusammen, die ihr Wissen gerne in den Dienst der guten Sache stellen. So hat sie eine monatliche kostenlose Telefonsprechstunde eingerichtet, bei der verschiedene Ärzte die Patientinnen beraten. Sie findet immer am 1. Montag im Monat von 17.30 bis 19.00 Uhr unter Telefonnummer 08000 / 117 112 statt. Außerdem hat der Verein Brustkrebs München e. V. dafür gesorgt, dass es eine Sprechstunde im Klinikum Großhadern gibt und zwar jeden Dienstag von 10.00 bis 12.30 Uhr (Anmeldung unter Telefon 70 95 28 52).

Sie selbst besucht Ärztefortbildungen, um immer auf dem neuesten Stand der Therapiemöglichkeiten zu sein, damit sie den betroffenen Frauen so gut wie möglich mit Rat und Tat zur Seite stehen kann. Aber nicht nur wichtige Informationen gibt der Verein weiter, sondern bietet auch verschiedene Treffen und Kurse an, damit die Frauen neue Kraft und Lebensmut schöpfen können. Dazu gehört eine Kunsttherapie genauso wie Entspannungsabende, ein Chor für an Brustkrebs erkrankte Frauen, gemeinsame Wanderungen aber auch ein Treff für Mütter mit kleinen Kindern, die in dieser Zeit betreut werden. »Es ist wichtig einen Raum zu schaffen, in dem die Frauen mit anderen Betroffenen über ihre Ängste sprechen können.

Die Angehörigen sind davon meist überfordert, da tut es gut, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen«, so Renate Haidinger. Aber nicht nur Probleme werden dort in den Gruppen diskutiert, sondern auch viel gemeinsam gelacht, entspannt und wie beim Tango-Workshop auch der eigene Körper positiv wiederentdeckt, weiß die engagierte Frau zu berichten. Auch ganz praktische Hilfen bietet der Verein an, wie Broschüren zum Thema Kopfbedeckungen und Perücken oder einen Flyer mit Tipps, wie man seinen Körper während der Therapie selber stärken kann. Zum Beispiel erfährt man dort, dass gegen Übelkeit Zitronengrasöl oder Lavendelöl hilft. »In der Therapie wird so viel mit einem gemacht, dass es gut tut, wenn man selbst etwas dazu beitragen kann, dass es einem wieder besser geht«, weiß die Neubibergerin aus eigener Erfahrung. Gerade die Tatsache, dass sie selbst alles schon mitgemacht hat, macht sie zu einer sensiblen Zuhörerin, zu einer überzeugenden Mutmacherin und einer engagierten Kämpferin.

Aber auch ganz praktische Hilfe versucht der Verein zu leisten, in dem sie Spenden sammelt für Frauen, die durch die Krankheit auch finanziell aus der Bahn geworfen werden. Ein Ende der Arbeit ist nicht in Sicht, denn jährlich erkranken rund 60.000 Frauen in Deutschland an Brustkrebs, davon rund 8.000 Frauen allein in Bayern. Renate Haidinger wird nicht müde zu betonen wie wichtig die Früherkennung ist. Je früher man den Krebs erkennt umso wirkungsvoller kann man dagegen vorgehen. »Niemals die Vorsorgeuntersuchungen ausfallen lassen«, mahnt sie. Für das kommende Jahr hofft sie auf mehr Spenden, denn die vielen Kurse und Hilfsangebote können nur erhalten werden, wenn genügend Gelder fließen. Das Büro von Brustkrebs-München e.V. ist in der Charles-de-Gaulle-Straße 6 in 81737 München, zu erreichen ist der Verein unter Telefon 60 19 09 23. Die beste Reklame für die wunderbare Arbeit ihres Verein ist Renate Haidinger selbst, denn trotz ihrer Krankheit hat sie ihren Lebensmut und ihre Fröhlichkeit nicht verloren. Ein Grund zur Freude war auch die Verleihung des Engels für sie und natürlich auch der damit verbundene Gutschein in Höhe von 100 Euro, den das Einkaufscenter pep-Neuperlach gestiftet hat. »Es freut mich natürlich, wenn ich sehe, dass unsere Arbeit gewürdigt wird«, so Renate Haidinger, ein Engel für viele.

Heike Woschée

Artikel vom 21.12.2010
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