Zentrum der Afghanen in der Neumarkter Straße gut integriert

Berg am Laim · Brücken bauen

Ulah Harbib, der seit 30 Jahren in Deutschland lebt, kommt jeden Tag ins Islamische Zentrum. Hier steht er vor der Gebetsnische, dem Mihrab.	Foto: js

Ulah Harbib, der seit 30 Jahren in Deutschland lebt, kommt jeden Tag ins Islamische Zentrum. Hier steht er vor der Gebetsnische, dem Mihrab. Foto: js

Berg am Laim · Berg am Laim ist ein Stadtteil, in dem viele Bürger mit Migrationshintergrund leben. Der Ausländeranteil beträgt etwa 26 Prozent gegenüber 23 Prozent im gesamtstädtischen Durchschnitt. Manche Berg-am-Laimer haben damit ein Problem.

So gab es Proteste einiger Anwohner gegen die Einquartierung von rund 30 Jugendlichen aus dem Irak, Afghanistan und anderen Krisenregionen in das ehemalige Hotel Eisenreich in der Baumkirchner Straße vor wenigen Wochen. Dabei gibt es sehr gelungene »Integrationsmodelle« gerade in Berg am Laim.

Seit zwei Jahren schon ist die Deutsch-Afghanische Begegnungsstätte in der Neumarkter Straße 70a ansässig. Bis zu 100 Moslems treffen sich dort jeden Freitag zum Gebet. »Probleme gab es mit dieser Einrichtung nie«, sagt Josef Koch (SPD), Vorsitzender des Bezirksausschusses (BA) Berg am Laim. Obwohl das Gebäude dem Verein »Islamisches Zentrum der Afghanen in Bayern e.V.« gehört, wird die Moschee auch von Türken und Albanern besucht. »Meistens kommen aber nicht viele Leute zum Freitagsgebet«, sagt Ulah Harbib. »Die Menschen müssen arbeiten und haben keine Zeit.« Er selbst lebt bereits seit 30 Jahren in Deutschland und kommt täglich in die Neumarkter Straße: »Das ist aber nur möglich, weil ich inzwischen in Rente bin.«

Angeboten werden in der Einrichtung auch integrative Projekte. »Wir verstehen uns als eine Brücke zwischen der östlichen und der westlichen Kultur«, sagt Sayed Sabbar, der Mitglied im Vorstand des Vereins ist. Im vergangenen Herbst hat das Bayerische Rote Kreuz einen Deutschkurs für Frauen in den Räumen der Einrichtung veranstaltet. Die rund zehn Teilnehmerinnen kamen aus Afghanistan und Afrika. Stattgefunden hat dort auch ein Computerkurs für Frauen.

Ziel des Vereins sei es, das Zusammenleben von Moslems und Nichtmoslems zu fördern. Geplant sei zudem, in der Begegnungsstätte künftig auch Nachhilfeunterricht für Kinder zu geben. Problemlos integriert hat sich die Einrichtung auch in der Nachbarschaft. Nebenan befindet sich ein Hindu-Tempel. »Wir verstehen uns gut«, sagt Sabbar. Auch seitens der Anwohner hat es Koch zufolge von Anfang an keine Schwierigkeiten gegeben. Im BA sei das Thema niemals diskutiert worden: »Im Stadtteil gibt es viele verschiedene Religionsgemeinschaften.« Häufig erfahre es der BA überhaupt nicht, wenn ein neuer Gebetsraum eingerichtet werde, »und das ist auch gut so, es ist die Privatsache der Leute.« Ihm selbst sei in erster Linie der Hindu-Tempel bekannt: »Die Mitglieder tragen immer wunderbare Gewänder.« Gerade für das Gewerbegebiet seien sowohl der Tempel als auch die Moschee eine Bereicherung, die für eine Belebung der Gegend sorgten. Julia Stark

Artikel vom 14.12.2010
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