Gemeinde droht wegen Vandalismus Feuerwerk einzustellen

Haar · Alle müssen büßen

Das Feuerwerk in Haar war seit zehn Jahren immer ein Ereignis und dazu eine gute Sache. Dieses Jahr findet es vielleicht zum letzten Mal statt.	Foto: Föll

Das Feuerwerk in Haar war seit zehn Jahren immer ein Ereignis und dazu eine gute Sache. Dieses Jahr findet es vielleicht zum letzten Mal statt. Foto: Föll

Haar · »Ein gutes Neues« – das wünschen sich die Haarer schon seit Millennium nicht mehr im stillen Kämmerlein, sondern in großer Runde: Jahr für Jahr spendieren die Gemeindewerke Haar und die Gemeinde ihren Bürgern ein großes Silvesterfeuerwerk am Sport- und Freizeitpark – und die Haarer spenden im Gegenzug für Mitbürger in Not, statt selbst zu knallern.

Doch damit könnte nächstes Jahr Schluss sein. Das Haarer Feuerwerk ist mit einem hohen organisatorischen Aufwand verbunden: Jahr für Jahr werden nicht nur die Raketen schon ab dem Vormittag von den Pyrotechnikern in Position gebracht, sondern auch die Musikanlage aufgebaut, die Freiwillige Feuerwehr sorgt für die Absicherung des Areals, das Bayerische Rote Kreuz steht für den Sanitätsdienst bereit, die Polizei Haar ist im Einsatz und im Rathaus hat man Wochen mit der Organisation verbracht.

Es hat sich gelohnt: Jahr für Jahr kamen Hunderte Haarer an den Sportplatz und noch mehr bewunderten das Großfeuerwerk von Weitem. Und sie spendeten für ihre bedürftigen Mitbürger: durchschnittlich 5.000 Euro kamen Jahr für Jahr zusammen. Ein Betrag, der die Gemeinde stolz macht. Und doch denkt man nun laut darüber nach, diese Aktion einzustellen. Dafür gibt es mehrere Gründe. Der Gravierendste: Der Aufruf, am Gelände nicht selbst zu böllern, fruchtet immer weniger. Für viele der Silvestergäste beginnt deshalb das neue Jahr schon mit Ärger: Während zur Musik die Raketen in den Himmel schießen, werden in der Menschenmenge jede Menge Böller gezündet – und das stört nicht nur das Gesamtwerk durch Lautstärke und Sichtvernebelung, sondern ist auch äußerst gefährlich. Ermahnungen halfen bei den hartnäckigen Böllerern bislang kaum. Der nächste Ärger wird immer erst am folgenden Morgen sichtbar: Mülleimer und Dixi-Klos werden zertreten oder durch Kracher beschädigt, die Scherbenmenge auf dem Gelände und den Sportplätzen hat ebenfalls längst inakzeptable Ausmaße angenommen und sogar die Musikanlage hat hin und wieder etwas abbekommen. Das Fazit ist bitter: Von Jahr zu Jahr wird der Aufwand größer, die Schäden einzelner Feuerwerksbesucher zu beseitigen.

Kein Wunder also, dass sich auch die Organisation des Feuerwerks immer komplizierter gestaltet, denn auf uneinsichtige Störenfriede haben nur noch wenige ­Helfer Lust. »Es wird immer schwieriger, einen Sicherheitsdienst für die Silves­ternacht zu finden. Die ersten Absagen haben wir schon im Haus vorliegen«, erklärt Öffentlichkeitsreferentin Ute Dechent, die das Silvesterfeuerwerk federführend organisiert. Dabei wäre dieses Sicherheitspersonal gerade in diesem Jahr besonders wichtig, denn es gibt noch eine letzte Idee, die Silvesterfeier wieder in den Griff zu bekommen: An einer Sperre an der Bahnhofsunterführung und am Platz des Sports sollen die Besucher nach Raketensortimenten kontrolliert werden. Diese dürfen dann nicht mit aufs Gelände genommen werden, damit die Haarer auf ihrer Feier wieder ungestört und mit freier Sicht auf die Raketen ins neue Jahr kommen.

Und das könnte sich gerade in diesem Jahr besonders lohnen: Das Motto des diesjährigen Feuerwerks lautet »Vom Himmel in die Herzen«. Das Besondere: Erstmals werden die insgesamt 3.000 Effekte via Funk synchron zur Musik in den Himmel geschossen, was ein besonderes Erlebnis garantiert. Außerdem hat die Feuerwerkerei Krebs angekündigt, in diesem Jahr viele neue Bilder in den Haarer Himmel zu zeichnen. Bleibt nur zu hoffen, dass heuer wieder alle Haarer die Vorgabe beachten und ihre Raketen nicht mit zum Sportplatz bringen. Denn sonst könnte dieses Feuerwerk auch das letzte sein. Erl

Artikel vom 30.11.2010
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