Nach BGH-Urteil: Josef Scheungraber Bürgermedaille aberkannt

Ottobrunn · Gemeinde reagiert

Da war die Welt noch in Ordnung: Josef Scheungraber (3. v. l.) hat sich bei der Feuerwehr Ottobrunn wegen seines Engagements viele Freunde gemacht. Nun hat ihm der Verwaltungsrat die Ehrenmitgliedschaft entzogen. 	 Foto: Schunk

Da war die Welt noch in Ordnung: Josef Scheungraber (3. v. l.) hat sich bei der Feuerwehr Ottobrunn wegen seines Engagements viele Freunde gemacht. Nun hat ihm der Verwaltungsrat die Ehrenmitgliedschaft entzogen. Foto: Schunk

Ottobrunn · Nach der rechtskräftigen Verurteilung durch den Bundesgerichtshof in Karlsruhe hat nun auch der Ottobrunner Gemeinderat politische Konsequenzen gezogen: Einstimmig hat das Gremium in der jüngsten öffentlichen Sitzung Josef Scheungraber die Bürgermedaille aberkannt. Dem Beschluss vorausgegangen war bereits eine Empfehlung des Ältestenrates.

So hatten sich die jeweiligen Fraktionsältesten, aus denen sich der Rat zusammensetzt, in einer eilig einberaumten Sondersitzung dafür ausgesprochen, dem 92-Jährigen die hohe Ottobrunner Auszeichnungen wieder zu entziehen. Der ehemalige Wehrmachtsoffizier war im August von einem Münchner Schwurgericht für schuldig befunden, im August 1944 ein Massaker an italienischen Zivilisten aus Rache für einen Partisanenüberfall auf deutsche Soldaten verübt zu haben. Scheungraber, der die Vorwürfe stets zurückgewiesen hatte, war nach dem Urteil in Revision gegangen. Vor Kurzem hat das Karlsruher Gericht die Klage abgewiesen.

Im Ottobrunner Gemeinderat, wo man jetzt über die heikle Angelegenheit einer Aberkennung der Bürgermedaille zu befinden hatte, war man sich schnell einig: Alle 24 Mitglieder und damit sämtliche in dem Gremium vertretenen Fraktionen und politischen Gruppierungen, stimmten für die Notwendigkeit dieser Maßnahme. Nachdem an dem Urteil nunmehr nicht mehr zu rütteln sei, solle Scheungraber die Auszeichnung, die ihm im April 2005 verliehen worden war, »in Anbetracht seiner rechtskräftigen Verurteilung wegen Mordes widerrufen werden«, wie Bürgermeister Thomas Loderer (CSU) aus der Beschlussvorlage vorlas. Der Gemeinderat nehme außerdem zur Kenntnis, dass seine Familie die Medaille bereits im Rathaus zurückgegeben habe.

Auch die Freiwillige Feuerwehr Ottobrunn will den 92-Jährigen, der 17 Jahre lang im Ottobrunner Gemeinderat saß und in zahlreichen Vereinen mitwirkte, nicht mehr in ihrer Mitte haben: Wie Kommandant Eduard Klas informierte, habe der Verwaltungsrat beschlossen, ihm den Status der Ehrenmitgliedschaft zu entziehen. Josef Scheungraber hatte sich jahrzehntelang für die Belange der Feuerwehr eingesetzt und stark engagiert und war dort deswegen ebenfalls ausgezeichnet worden. Das sei jetzt hinfällig, erklärte Klas: »Nach Bekanntwerden des Urteils stand fest: Wenn es bestätigt wird, dann entziehen wir Herrn Scheungraber die Ehrenmitgliedschaft.«

Der Entschluss sei einstimmig und ohne Diskussion gefasst worden«, berichtet der Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Ottobrunn: »Da braucht man sich gar nicht lange miteinander zu unterhalten.« mst

Artikel vom 30.11.2010
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