Neue Wege finden bei der anonymen Bestattung

Taufkirchen/Ottobrunn · Letzte Ruhe finden

An die Angehörigen gedacht, hat man bei der Neugestaltung der anonymen ­Urnengräber am Taufkirchner Gemeindefriedhof. Foto: Andrea Pietsch

An die Angehörigen gedacht, hat man bei der Neugestaltung der anonymen ­Urnengräber am Taufkirchner Gemeindefriedhof. Foto: Andrea Pietsch

Taufkirchen/Ottobrunn · Möglichst spurlos wollen immer mehr Menschen aus dem Leben scheiden und entschließen sich deshalb zu einer anonymen Bestattung. Die Friedhöfe des Münchner Landkreises bieten deshalb schon seit einigen Jahren die Möglichkeit einer Urnenbestattung ohne namentlich gekennzeichnetes Grab.

Bei der Ausgestaltung der Grabstätten gehen die Gemeinden jedoch grundsätzlich unterschiedliche Wege. In Taufkirchen hat man die Wichtigkeit einer Trauerstätte für die Hinterbliebenen erkannt und bei der aktuellen Neugestaltung der drei anonymen Urnenkreise auf dem Gemeindefriedhof bedacht. In drei über Eck angeordneten, von Steinen begrenzten Kreisen in einer Wiese nahe des Eingangs werden die anonymen Urnen bestattet. Im Zentrum der Kreise stehen jeweils Stauden und kleinere Büsche, im mittleren Steinkreis erinnert zudem ein Gedenkstein mit einer Inschrift an die Verstorbenen. In einer Laterne dürfen die Trauernden jederzeit Kerzen für ihre Lieben entzünden, erklärt die Leiterin des Taufkirchner Standesamtes Christine Steinhart.

Meist sind es die Kranken oder älteren Menschen selbst, die sich gegen ein Namens-Grab entscheiden. Vor allem finanzielle Gründe oder das Fehlen von Angehörigen beeinflussen ihre Entscheidung. Doch auch wenn Angehörige vorhanden sind, wohnen diese oft zu weit weg oder sollen nicht mit der Grabpflege belastet werden, so die Begründung. Die Pflege des betreffenen Areals wird von der Friedhofsverwaltung übernommen. Die Vorkehrungen für eine anonyme Bestattung werden daher oft schon im Rahmen einer Vorsorgevereinbarung mit einem Bestattungsinstitut getroffen, erklärt Bestatter Thomas Schmid aus Ottobrunn.

Solche Vereinbarungen sind für die Bestatter bindend. Selbst wenn die Angehörigen eine andere Form der Bestattung bevorzugen würden, ist eine Änderung kaum mehr möglich. Dabei sind anonyme Bestattungen für die Hinterbliebenen oft äußerst problematisch, erfahren sie doch in der Regel weder wo noch wann die Beerdigung stattfindet. Sowohl die Möglichkeit des endgültigen Abschieds, wie auch die des Grabbesuchs wird ihnen dadurch genommen. Eine schwierige Ausgangslage für die Trauerarbeit, weiß Barbara Mallmann die Einsatzleiterin und Koordinatorin des Hospizkreises in Ottobrunn. Seit acht Jahren begleiten die Ehrenamtlichen des Hospizkreises Sterbende und ihre Angehörigen durch die schwere Zeit des Abschiednehmens. »Die Menschen brauchen Orte und Rituale um den Verlust zu verarbeiten«, erklärt Mallmann. Auch Begegnungen und Gespräche mit anderen Trauernden auf dem Friedhof sind vielen eine große Hilfe. Doch ohne Grab werden den Hinterbliebenen diese Möglichkeiten genommen.

In Ottobrunn befindet sich das Urnengrabfeld in der Nähe einer Hecke, doch um welche Hecke es sich handelt, erfahren die Hinterbliebenen nicht. In der Gemeindeverwaltung ist man inzwischen nicht mehr so ganz zufrieden mit dieser Lösung und denkt derzeit über eine Neugestaltung des anonymen Bestattungsbereiches nach. Auch eine weitere, relativ neue Variante der Bestattung wird in Zukunft in Ottobrunn möglich, berichtet Standesamtsleiterin Monika Sigl: die Bestattung unter Bäumen, bei der die Urnen rund um einen Baum begraben werden. Mit dieser Variante lassen sich die Wünsche des Verstorbenen gut mit den Bedürfnissen der Angehörigen verbinden. Denn das Grab ist günstiger als ein namentliches Urnengrab, zudem fällt keinerlei Grabpflege an. Dennoch darf mit kleineren Gedenksteinen an den Verstorbenen erinnert werden.

Noch keinen Bedarf einen Ort der Trauer für die Angehörigen zu schaffen, sieht man derzeit dagegen in Unterhaching. Dort werden die anonymen Urnen in Urnen-Sammelgrabstätten beerdigt. Dabei handelt es sich um ganz normale Grabstätten die jedoch nicht gekennzeichnet werden und deshalb auch als solche nicht zu erkennen sind, so Lydia Troll vom Unterhachinger Standesamt. Die Lage der anonymen Gräber ist ein streng gehütetes Geheimnis. Mit über drei Metern Tiefe werden die Gräber deutlich tiefer als normal ausgehoben, um eine große Zahl an Urnen aufzunehmen. Denn in Unterhaching werden nicht nur die anonymen Urnen darin beerdigt, auch die Sozialbestattungen, also Bestattungen von mittellosen Gemeindebürgern, sowie die sterblichen Überreste aus auf­gelassenen namentlichen Gräbern nach Ablauf des jeweiligen Grabnutzungsrechtes werden in einem anonymen Grab beerdigt. In Ringen übereinander angeordnet finden über hundert Urnen Platz in einem solchen Sammelgrab. Eine anonyme Erdbestattung ist übrigens in keiner der Gemeinden möglich.

Andrea Pietsch

Artikel vom 31.08.2010
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