Integration geht wie die Liebe durch den Magen

Neubiberg · Gemeinsam essen und leben

Leckeres gab es beim Fastenbrechen, zu dem die Familie Sahin mit Unterstützung der Gemeinde Neubiberg eingeladen hatte (v. l.): Sengül Sahin, Mustafa Sahin, 2. Bürgermeister Hartmut Lilge, Yasemin Sahin, der Integrationsbeauftragte des Landkreises Ali Dan

Leckeres gab es beim Fastenbrechen, zu dem die Familie Sahin mit Unterstützung der Gemeinde Neubiberg eingeladen hatte (v. l.): Sengül Sahin, Mustafa Sahin, 2. Bürgermeister Hartmut Lilge, Yasemin Sahin, der Integrationsbeauftragte des Landkreises Ali Dan

Neubiberg · »Ich liebe die Menschen, dieses Gefühl muss man leben«, sagt Mustafa Sahin. Deshalb ist es dem ehrenamtlichen Integrationsmitarbeiter und Sprecher der Arbeitsgruppe »Begegnung der Kulturen« in der Agenda 21 Ottobrunn-Neubiberg auch ein Anliegen, die Menschen zusammenzubringen. Zum Beispiel Christen und Muslime beim gemeinsamen Fastenbrechen.

Schon vier Mal haben Mustafa Sahin und seine Familie sowie viele andere gastfreundliche Muslime aus dem Landkreis ihre deutschen Mitbürger zum sogenannten »Iftar-Mahl« eingeladen. Diese Tradition wurde jetzt mit dem fünften interkulturellen Fest in der Volksschule Neubiberg fortgesetzt. Gerne waren die Neubiberger Bürger der Einladung zum allabendlichen festlichen Fastenbrechen gefolgt, das ein fester Bestandteil des Fastenmonats Ramadan ist. Dieser ist für die Muslime weltweit eine Zeit der Besinnung, der Selbstdisziplin und der Solidarität. Dies passt auch gut zu Mustafa Sahins Intentionen. Nur, wenn man aufeinander zu gehe, könne sich etwas bewegen in den Herzen und in den Köpfen, findet der überaus engagierte Mann. Seit 30 Jahren in Deutschland, fühlt sich der gebürtige Türke »nicht als Gast, sondern als Einheimischer.« Der 47-Jährige weiß: »Man hat Angst und Vorurteile vor dem, was man nicht kennt.« Und so wird der vierfache Vater nicht müde, voller Elan und Tatendrang Deutsche und ihre ausländischen Mitbürger, Muslime und Christen, zusammenzubringen. Und Mustafa Sahin redet nicht nur, er handelt auch. Er war schon Elternbeirat im katholischen Kindergarten seiner Heimatgemeinde Putzbrunn oder in der Realschule Neubiberg, veranstaltet internationale Familienfeste mit dem Kreisjugendring München-Land in Ottobrunn, lädt mit der katholischen Neubiberger Pfarrei Rosenkranzkönigin zum multikulturellen Frühstück, hat mit dem Wohlwollen der politischen Gemeinde und von Bürgermeister Edwin Klostermeier Multi-Kulti-Garten an der Putzbrunner Autobahn angelegt und organisiert Deutschkurse für Türkinnen oder türkische Kochkurse für Deutsche zum Beispiel in Putzbrunn.

Mustafa Sahin gehen die Ideen nicht aus, wenn es um das Thema Integration geht. Diese muss von unten beginnen, weiß der lebenserfahrene, temperamentvolle Mann. Er sieht, dass sich etwas bewegt, bei seinen Landsleuten und bei den Deutschen. Gerne würde er sich noch mehr engagieren, dann allerdings auf hauptamtlicher Basis, etwa in einer Teilzeitstelle. Vielleicht öffnen sich die Ohren der Verantwortlichen in den entsprechenden Stellen im Landkreis ja bald einmal, hofft Mustafa Sahin. Bei Festen wie dem Fastenbrechen stehen die Chancen dafür grundsätzlich nicht schlecht. Denn wo sonst kommen sich die Menschen in gelöster, offener Stimmung besser näher, als bei Speis und Trank und Musik? Hier jedenfalls findet ein Miteinander und nicht ein Nebeneinander statt, freut sich der freundliche Organisator Sahin.

Ka

Artikel vom 25.08.2010
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