Da steht sie, unauffällig grün-grau, gebaut wie Tausende andere – drei Bretter für die Lehne, vier für die Sitzfläche: die Bank an der Ecke Manzo-/Von-Reuter-Straße. Wer sich hier niederlässt, blickt – nicht gerade idyllisch – auf die Straßenkreuzung und möchte sich wahrscheinlich nur kurz ausruhen. Kaum zu glauben, dass diese Bank ein Konfliktpotenzial aufweist, das man sonst eher bei der Deutschen Bahn verortet. Doch wenn es Nacht wird, gehen hier die Lichter aus. In den Wohnungen der Anlieger und auch bei ihrer Geduld.
Über ein Jahr ist es her, genauer im Mai 2024 war es, da wurde AKIM (Allparteiliches Konfliktmanagement in München) vom Bezirksausschuss (BA) Allach-Untermenzing beauftragt, sich um die Anliegen mehrere Bürger zu kümmern, die über nächtliche Ruhestörungen berichtet hatten. Gerade im Sommer ist die Bank ein beliebter Treffpunkt für Jugendliche und junge Erwachsene.
Nun lag dem BA in seiner Sitzung ein Tätigkeitsbericht von AKIM zur Situation an der Bank vor. Wie es darin heißt, hätten Anwohnende in Mails und Telefonaten geschildert, dass sich dort bis spät in die Nacht Jugendliche und junge Erwachsene aufhielten. Dabei komme es zu lauten Unterhaltungen, erheblichem Müllaufkommen (Pizzakartons, Chipstüten) sowie zum Fußballspielen auf der Fahrbahn, wodurch der Verkehr behindert werde. Berichtet worden sei zudem von E-Scootern und Motorrädern, die die Gehwege blockierten, sowie von sogenannten Autoposern und Autorennen. Einige Anwohnende hätten darüber hinaus angegeben, bereits verbal angegriffen worden zu sein, weshalb sie keine gemeinsame Vor-Ort-Begehung wünschten.
AKIM nahm Kontakt zum nahegelegenen AWO-Jugendzentrum Orange Planet auf. Gemeinsam wurden Gesprächstermine angeboten, die aber kaum wahrgenommen worden seien. Bei anschließenden Begehungen habe man einmal Jugendliche angetroffen, die eingeräumt hätten, gelegentlich laut zu sein. Gleichzeitig hätten sie von Beschimpfungen durch Anwohnende berichtet, weswegen sie wenig kompromissbereit seien.
Im Oktober vergangenen Jahres fand zudem ein Treffen mit den zuständigen Jugendbeamten und -beamtinnen der Polizeiinspektion 44 statt. Im Sommer 2024 seien sie achtmal an die Örtlichkeit gerufen worden. Die Beamten befürworten die Prüfung eines Jugendcontainers, der jedoch nur dann Sinn ergebe, wenn er vorn den Jugendlichen genutzt werde. Laut Rückmeldungen aus Jugendsozialarbeit und Polizei sind zwei Gruppen an der Bank aktiv: eine Gruppe Minderjähriger bis etwa 23/24 Uhr und eine Gruppe junger Erwachsener ab Mitternacht.
Am 16. September dieses Jahres wurde nun zu einem Runden Tisch gebeten. Mit dabei: Jeweils eine Vertreterin der Jugendeinrichtungen Orange Planet sowie der „Arche”-Kinderstiftung, Kontaktbeamten der PI 44 und 28 Anwohnende. Diese hätten, so Annette Voß (SPD), die Anwesenheit der Jugendlichen abgelehnt, da sie Angst vor ihnen hätten.
Die Anwohnenden wiederholten die bereits bekannten Vorwürfe und kritisierten gleichzeitig, dass kein Mitglied des Bezirksausschusses bei dem Treffen anwesend war. Ein Vorwurf, den BA-Vorsitzender Pascal Fuckerieder (SPD) von sich wies, denn just am 16. September war auch ein BA-Sitzungstermin. Vollgremium wohlgemerkt. „Die Sitzungstermine des Bezirksausschusses stehen lange im Vorfeld fest”, sagte er. Man könne diese nicht einfach ändern. Darauf sei auch hingewiesen worden. „Dieser Schuh passt uns nicht”, betonte er.
Die Kontaktbeamten berichteten von in diesem Jahr bislang 30 Polizeieinsätzen in der Manzostraße, hauptsächlich wegen Lärms und Vermüllung. Zudem habe es drei schwerwiegende Vorfälle gegeben: einen Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz, das Mitführen eines Messers und eine Sachbeschädigung.
„Wir brauchen einen weiteren Platz für junge Leute, wo sie sich ohne institutionelle Anbindung treffen können”, forderte Annette Voß. „Wenn es so etwas nicht gibt, suchen sie sich Orte im öffentlichen Raum. Das ist in Ordnung und auch verständlich.” Und Pascal Fuckerieder ergänzte: „Es gibt Gründe, die Bank zu lassen oder sie zu entfernen. Es ist eine vertrackte Situation.” In Dialog zu gehen, sei eine wesentliche Voraussetzung.
Julia Zimprich (Grüne) betonte, sie habe an der Bank noch nie etwas Negatives erlebt. Die Weigerung der Anlieger, nicht mit den Jugendlichen in Kontakt zu treten, finde sie nicht in Ordnung.
Wie geht es nun weiter? In rund vier Wochen soll, so AKIM, ein weiteres Treffen stattfinden. Zudem erkundigt sich AKIM bei der Kommunalen Verkehrsüberwachung über das Vorgehen für eine mögliche Blitzeraktion in der Manzostraße. Die Jugendbeamten verstärken ihre nächtliche Präsenz an der Bank und eine Kollegin der „Arche”-Kinderstiftung wird gemeinsam mit Anliegern eine Begehung durchführen.
AKIM betont, wie auch der BA, die Notwendigkeit, alternative Aufenthaltsorte für die Jugendlichen zu prüfen.