Veröffentlicht am 27.01.2017 12:56

Deutsche Holzkunst

Das Erzgebirge, das zwischen Elbsandsteingebirge und Vogtland im südlichen Sachsen liegt, nimmt für sich in Anspruch, das größte zusammenhängende Gebiet der deutschen Volkskunst zu sein. Neben traditionellem Liedgut und regionalen Bräuchen zählen auch das Klöppeln, das Flechten von Stroh sowie die kunstfertige Verarbeitung von Holz zur Erzgebirgischen Volkskunst. Doch wie kam es eigentlich, dass die Holzkunst im Erzgebirge sich so weit verbreitete?

Holz als Lebensgrundlage

Das waldreiche Gebiet des Erzgebirges lieferte seit jeher einen Rohstoff, der für die Menschen in dieser Region von großer Bedeutung war: Holz. Es wurde zum Bau von Fachwerkhäusern, Werkzeug und Möbeln verwendet. Darüber hinaus verbreitete sich im Erzgebirge seit dem Mittelalter der Abbau von Metallerzen wie Silber und Zinn. Wesentlicher Bestandteil zur Absicherung der Stollen war das verwendete Grubenholz.

Urkundliche Erwähnung fanden die Holzhandwerker, die sowohl Arbeitsgeräte als auch Gefäße aus Holz herstellten, erstmals in der so genannten „Kurfürstlichen Holzordnung”, die aus dem 15. Jahrhundert datiert. Die Berufe des Forstwirts, des Holzhändlers und des Bergmanns waren entsprechend weit verbreitet.

Allerdings kam der Bergbau nach etwa 200-jährigem Erzabbau weitestgehend zum Erliegen. Die Erzvorräte waren erschöpft. Neue Einnahmequellen mussten gefunden werden. Jedoch konnte auf die Landwirtschaft kaum ausgewichen werden, da es an entsprechenden Nutzflächen fehlte. So wandten sich die Menschen wiederum dem Holz zu und entwickelten neue Produktionszweige. Neben dem Holzschnitzen und Drechseln wurden Laubsägearbeiten, das Holzspanen und das Reifendrehen populär. Vor allem Gebrauchsgegenstände für den täglichen Bedarf wie Holzlöffel, Teller und Holzschalen entstanden seit der Mitte des 17. Jahrhunderts.

Die Entstehung der volkstümlichen Holzkunst

Womöglich wurden die ersten Holzspielzeuge aus Resten und Abfällen gefertigt. Doch die figürliche Darstellung gewann neben den alltäglichen Gegenständen zunehmend an Bedeutung. Insbesondere weihnachtliche Dekorationselemente kamen nun vermehrt aus dem Erzgebirge. So dienten aus Reifen gedrehte Tiere und Figuren bald nicht nur als Spielzeug für die Kinder. Sie wurden auch zum Schmücken von Pyramiden oder Weihnachtskrippen verwendet. Es entstanden Räuchermännchen, Nussknacker und Schwibbögen. Sowohl der tiefverwurzelte christliche Glaube als auch das Leben der einfachen Menschen fanden sich seit jeher in den Motiven der Holzkünstler wieder. So zierten vor allem Bergleute und Engel die Holzkunst aus dem Erzgebirge. Aber auch mystische Figuren aus dem Böhmischen wie Rübezahl und moderne Interpretationen hielten bei „Raachermannel” & Co. nach und nach Einzug.

Das Freilicht- und Spielzeugmuseum in Seiffen

Die im Seiffener Freilichtmuseum nachgebauten Häuser und Werkstätten aus dem 19. und dem beginnenden 20. Jahrhundert vermitteln heute einen Einblick in das Alltagsleben von Bergmännern, Flößern, Korbmachern, Waldarbeitern und Spielzeugherstellern im Erzgebirge. Darüber hinaus zeigt das Spielzeugmuseum Seiffen , das mit einer Holzwarenausstellung im Jahre 1914 seinen Anfang nahm, eine umfangreiche Sammlung von gedrechselten, gedrehten und geschnitzten Figuren und Spielzeugen. Sonderausstellungen und Aktionstage runden das Angebot des Museums, das sich ganz dem Rohstoff Holz widmet, ab.

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