Seit vielen Jahrzehnten schon bereist Wiltrud Wessel Polen. Besonders in den Südosten des Landes zieht es sie immer wieder. Mit dem Verein Hilfe für Polen e.V. organisierte sie schon oft Hilfstransporte mit Kraillinger Unterstützung unter anderem zu Kranken- und Waisenhäuser in dieser Region, vermittelte Au-pair-Mädchen oder Studienaufenthalte für Ärzte nach Deutschland.
Dankbar ehrten die Polen 1981 dafür neun Kraillinger, darunter Altbürgermeister Dieter Hager. 1995 machte das kleine, 1.300 Kilometer entfernte Städtchen Krasnystaw Wessel zur Ehrenbürgerin. Nun möchte sie die Beziehung zwischen den Orten intensivieren. In der letzten Gemeinderatssitzung stellte sie daher einen Antrag zur Gründung einer Partnerschaft zwischen Krailling und Krasnystaw.
„Die Menschen in beiden Gemeinden sollen sich besser kennen lernen und näher kommen“, begründete Wessel ihre Initiative. „Es gibt so viele Vorteile, die eine Partnerschaft bringen würde.” Die Landschaft dort sei einmalig und auch Kunst- und Kulturreisen könnte es in Hülle und Fülle geben. Von polnischer Seite besteht jedenfalls großes Interesse, dies habe ihr Bürgermeister Andrzej Jacobiec versichert.
Bislang unterhält Krailling eine Städtepartnerschaft mit Paulhan in Südfrankreich. Eine weitere Partnerschaft könnte eine Bereicherung für das Kraillinger Gemeindeleben sein, so die Stimmung im Gemeinderat. Doch vorerst muss Wessels Vorschlag ausgiebig in den Fraktionen diskutiert werden. „Das Thema wird jetzt erst einmal in den einzelnen Fraktionen besprochen und dann im Ausschuss für Finanzen, Soziales und Kultur weiterbehandelt. Eine Städtepartnerschaft muss intensiv geprüft und genauestens überdacht werden“, skizzierte Bürgermeisterin Christine Borst den Entscheidungsfahrplan.
Die Stadt Krasnystaw (zu deutsch „Roter Teich“) hat etwa 19.300 Einwohnern. Stadtrechte bestehen schon seit 1394. Von 1490 bis 1826 war der Ort sogar Sitz der Bischöfe von Chełm.
Die Ortsgeschichte ist vor allem geprägt durch die Schwedenkriege, die Vorherrschaft Österreichs, danach Polens und schließlich des russischen Kongresspolens. Zu den Sehenswürdigkeiten zählen die barocke ehemals jesuitische St.-Franciszek-Ksawery-Kirche, das Bischofspalais aus dem 17. Jahrhundert, die Heilige-Dreifaltigkeitskirche aus dem 19. Jahrhundert und das 200 Jahre alte Kloster.
Krailling wäre nicht die erste Partnergemeinde für Krasnystaw. Bereits seit mehr als zehn Jahren bestehen Partnerschaften zu Oostflakkee in den Niederlanden, zu Poperinge in Belgien und zu Alvesta in Schweden. „Mir ist klar, dass ich mit meiner Idee auch Gegenwind haben werde“, schätzte Wessel. „Doch es ist ein großer Wunsch von mir, dass diese Region touristisch aufblüht. Deswegen engagiere ich mich.“