Ayla kommt nur einmal in der Woche ins Tagesheim der Limesschule. Heute geht sie zu den Erstklässlern, die sie mit einem freudigen Hallo begrüßen. Ayla antwortet – mit einem Schwanzwedeln. Die Schäferhündin spielt eine wichtige Rolle bei dem Projekt, das das Tagesheim zusammen mit Petra Fuchs vom Verein MitMUT seit knapp eineinhalb Jahren durchführt.
Der Verein sieht Hunde – wie auch andere Tiere – als Brücke zum sozialen Miteinander. In München engagiert er sich bei mehreren Einsätzen. So wird Kindern bei verschiedenen Projekten Gelegenheit gegeben, zu den Besuchstieren Vertrauen aufzubauen und sie näher kennen zu lernen. „Ayla zeigt den Kindern, dass sie keine Angst vor Hunden haben müssen, dass sie aber auch nicht zu forsch und rücksichtslos mit ihnen umgehen dürfen“, erklärt Fuchs, die für diese tiergestützte Pädagogik, ebenso wie Ayla, extra geschult wurde. „Kein Kind muss den Hund streicheln oder mit ihm spielen, wenn es nicht will. Das freiwillige Mitmachen ist uns wichtig,“ betont Erzieherin Anja Babsch, die dieses Projekt in ihrem Team angeregt hatte.
Die Erfolge sind sichtbar, auch bei den Jüngsten, die Ayla erst seit Oktober kennen. Kinder, die beim ersten Mal den Hund nur aus sicherer Distanz beobachtet haben, trauen sich jetzt, Ayla Leckerlis zuzuwerfen oder sogar auf der Handfläche zu reichen. Und alle freuen sich, wenn die Hündin ihr Schlampermäppchen mit Hundekuchen wiedergefunden hat, das die Kinder versteckt hatten. Wie sie sich zu verhalten haben, wenn ein Hund auf sie zuläuft, haben die Tagesheimkinder in allen vier Gruppen bereits gelernt. Die größeren sind mit Ayla schon vertrauter. Sie haben viel über die Ernährung und das Verhalten von Hunden erfahren und wissen so, was sie tun müssen, wenn sie einen streicheln wollen. Wer mag, führt die Schäferhündin auf dem Pausenhof spazieren, gibt ihr Kommandos, läuft mit ihr um die Wette und wirft Bälle, die Ayla dann zurückbringt.
Was für die Kinder in erster Linie Spiel und Bewegung ist, hat für das Tagesheimteam und für Petra Fuchs zusätzlich großen pädagogischen Wert: „Ayla zeigt den Kindern ihre Bedürfnisse sehr deutlich. Sie werden so dazu angehalten, die Körpersprache der Hündin genau zu beobachten. Das fördert die Konzentrationsfähigkeit und das Einfühlungsvermögen der Kinder.“ Gerade Hunde seien für eine tiergestützte Pädagogik besonders geeignet, weiß Petra Fuchs, sie seien anpassungsfähig, würden Kontakt suchen und die Aktivitäten mit den Menschen genießen. Das Gefühl, einen großen Hund führen und ihm Anweisungen geben zu können, stärke auch das Selbstvertrauen der Kinder und sei mit unvergleichlichen Emotionen verbunden.
Der Elternbeirat des Tagesheims unterstützt das Projekt nicht nur finanziell. „Gerade die Bewegung im Spiel mit dem Hund tut den Kindern gut,“ stellt Kerstin Müske, Vorsitzende des Elternbeirats, fest. Die gemeinsamen Erlebnisse mit Ayla stärken das soziale Verhalten der Kinder und das Gruppengefühl. Und auch wenn die Besuchsstunde vorbei ist und Ayla schon längst mit Petra Fuchs das Tagesheim an der Limesstraße verlassen hat, sorgt sie immer noch für Gesprächsstoff in der Gruppe und später daheim.