Veröffentlicht am 06.09.2016 08:38

110 Jahre Burschenverein Aubing

Ein hübscher Anblick waren die Fahnenjungfern in ihren weißen Kleidern auf dem Foto von 1951. (Foto: Burschenverein)
Ein hübscher Anblick waren die Fahnenjungfern in ihren weißen Kleidern auf dem Foto von 1951. (Foto: Burschenverein)
Ein hübscher Anblick waren die Fahnenjungfern in ihren weißen Kleidern auf dem Foto von 1951. (Foto: Burschenverein)
Ein hübscher Anblick waren die Fahnenjungfern in ihren weißen Kleidern auf dem Foto von 1951. (Foto: Burschenverein)
Ein hübscher Anblick waren die Fahnenjungfern in ihren weißen Kleidern auf dem Foto von 1951. (Foto: Burschenverein)

Die vergangenen 110 Jahre des Burschenvereins Aubing können dank der sorgfältig geführten Vereinsprotokolle lückenlos nachvollzogen werden. Das Ganze begann im Jahre 1906. Damals im März beschlossen mehrere 17- bis 21-jährige Burschen einen Stopselverein zu gründen. Spontan traten damals 45 Burschen als Mitglieder bei. Der Verein existierte nur knapp ein halbes Jahr. Bereits im September 1906 wurde er wieder auf Betreiben älterer Burschen aufgelöst. Diese regten an, stattdessen einen Burschenverein ins Leben zu rufen. Den Aufzeichnungen kann man entnehmen, dass der von der Vorstandschaft erwirtschaftete Kassenbestand von 36 Mark im Stammlokal Burenwirt in „flüssige Nahrung“ umgesetzt wurde.

Gründung am 10. Oktober 1906

Am 10. Oktober 1906 wurde der Burschenverein Aubing gegründet. Dem Verein traten zunächst 22 Burschen bei. Sie beschlossen an jedem zweiten Sonntag im Monat eine Versammlung abzuhalten. Jedes Mitglied sollte eine Mark Aufnahmegebühr, eine Mark für das Vereinsabzeichen, 20 Pfennig für die Statuten und 30 Pfennig Monatsbeitrag entrichten. In der Anfangszeit stand außer den geselligen Abenden, dem Burschenball und einem Maskenumzug im Fasching vor allem Hilfe und Unterstützung kranker und hilfsbedürftiger Mitglieder im Vordergrund. Am ersten Jahrestag des Vereins erhielten beispielsweise erstmals mehrere Burschen Krankengeld in Höhe von je fünf Mark ausbezahlt.

Der Mitgliederstand wuchs beständig und konnte bis Ende 1911 auf 80 Aubinger Burschen gesteigert werden. Als neue Aktivität führten die Aubinger Burschen in diesem Jahr das Theaterspielen ein. Eines der Theaterstücke hat in den Annalen eine besondere Beachtung gefunden. 1913 machten sich die Burschen über den Uniformenkult lustig. Die Darsteller konnten zwar donnerndes Gelächter und anhaltenden Applaus verbuchen, „sie wurden aber wegen Beleidigung noch auf der Bühne vom Aubinger Schutzmann verhaftet“.

25 Aubinger Burschen gefallen

Der 1. Weltkrieg ging auch bei den Aubinger Burschen nicht spurlos vorbei. Ab August 1914 rückten Mitglieder des Burschenvereins ein. Der Chronist berichtete, dass die Aubinger Burschen „in Jubelstimmung und unter schneidigem Absingen von patriotischen Liedern von Gasthaus zu Gasthaus zogen“. Da der Vorstand zum Kriegsdienst einberufen worden war, hatte ein „Reserveausschuss“ die Vereinsführung übernommen. „Dieser war so liebenswürdig, die einrückenden Vereinskameraden und sämtliche Kriegsteilnehmer mit blumengezierten Wagen in schneidigem Trabe aus unserer Aubinger Heimat zu fahren“. Die Daheimgebliebenen beschlossen kein Freibier mehr auszugeben. Das Geld sollte für „Liebesgaben“ in Form von Lebensmittelpaketen an die Kameraden an der Front ausgegeben werden. Immer mehr Kameraden mussten einrücken bis 1915 nur mehr zwei Mitglieder übrig geblieben waren. Die Vereinsgeschäfte wurden eingestellt. Die Jubelstimmung sollte bald in Trauer umschlagen. 25 Vereinsmitglieder waren im Krieg gefallen. Für diese wurde eine Gedenktafel angefertigt. „Es war ein Zeichen der Treue und Liebe zu unseren Kameraden, dass wir Ihnen ein ehrendes Andenken bewahrt haben“, schrieb hierzu der Chronist.

Vereinsstandarte feierlich geweiht

1920 zählte der Verein wieder 80 Mitglieder. Beschlossen wurde, dass jedem Mitglied, das länger als zwei Wochen krank war, zusätzlich zu den 20 Mark Krankenunterstützung, ein Betrag von 30 Mark gewährt werde. Hierzu legten die Burschen einen Fonds mit 200 Mark Rücklage an. Als die Zeit der großen Geldentwertung angebrochen war, wurde das Vereinsvermögen zum Erwerb von Maßkrügen verwendet, „bevor es gar nix mehr wert ist“. Es sollte bis 1933 dauern, bis die Aubinger Burschen endlich dank einer Spendenaktion eine Standarte als Vereinssymbol anfertigen lassen konnten. Diese wurde feierlich in Sankt Quirin geweiht.

Nationalsozialismus bringt Zäsur

1934 registrierte die Vereinschronik den zunehmenden nationalsozialistischen Einfluss auf die Burschen. Statt dem traditionellen dreifachen „Hoch!“ auf den Verein, wurde jede Versammlung mit „Sieg Heil!“ eingeleitet und beendet. Die letzte Versammlung des Aubinger Burschenvereins fand am 15. August 1936 statt. Kurz darauf musste sich der Verein unter nationalsozialistischem Diktat auflösen.

Josef Stephan schrieb nachträglich als Kommentar zur Zwangsauflösung ins Protokollbuch: „Der Burschenverein Aubing, gegründet am 10. Oktober 1906, wurde im Jahr 1936 aufgelöst. Das Vereinsleben hat von diesem Zeitpunkt ab geruht. Die Idee, der Gedanke alter Burschentradition, hat aber weitergelebt.“

Neuanfang im Jahre 1949

Der offizielle Neuanfang des Aubinger Burschenvereins nach dem Krieg erfolgte auf Initiative von Josef Stephan am 29. Juni 1949 beim Zwickl. Bei der Gründungsfeier wurden Boxkämpfe ausgetragen. Der Kampf zwischen zwei Söhnen von Herbergsvater Strixner, Martin und Adolf, war der Höhepunkt des Abends. Bald wurde auch wieder ein Maibaum aufgestellt. Ostermontag wurde der von Josef Schröfl gestiftete Baum gefällt und im Anwesen von Johann Seeholzer aufbewahrt. Eine 24-Stunden-Maibaumwache begann. Parallel dazu fertigte Bildhauer Stein die Figuren an: Traktor, Pflug, Pferdegeschirr, Binder, Lastwagen, Bagger, Brückenwagen, Kirche, Lagerhaus, Wirtshaus und Schröflhof entstanden sowie die Handwerkssymbole für Metzger, Bäcker, Wagner, Schmied und Schreiner. Beim ersten Versuch den Stamm vor dem Kriegerdenkmal in der Ortsmitte aufzurichten, knackte dieser bedenklich. In fieberhafter Eile wurde er mit zwei Eisenschienen verstärkt. Jetzt erst konnten die Burschen den Maibaum in die Vertikale bringen.

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