Veröffentlicht am 10.03.2015 10:15

Kleines Café – großer Traum

Fit für den großen Auftritt im Sommer: die Traumwerker übernehmen das Catering der Kunstkreis-Jahresausstellung. V.l. Katharina Zörner, Shirin und Sibylle Gerke-Madadkar von den Traumwerkern sowie Thomas Steinebach von den Creativ-Werkstätten. (Foto: us)
Fit für den großen Auftritt im Sommer: die Traumwerker übernehmen das Catering der Kunstkreis-Jahresausstellung. V.l. Katharina Zörner, Shirin und Sibylle Gerke-Madadkar von den Traumwerkern sowie Thomas Steinebach von den Creativ-Werkstätten. (Foto: us)
Fit für den großen Auftritt im Sommer: die Traumwerker übernehmen das Catering der Kunstkreis-Jahresausstellung. V.l. Katharina Zörner, Shirin und Sibylle Gerke-Madadkar von den Traumwerkern sowie Thomas Steinebach von den Creativ-Werkstätten. (Foto: us)
Fit für den großen Auftritt im Sommer: die Traumwerker übernehmen das Catering der Kunstkreis-Jahresausstellung. V.l. Katharina Zörner, Shirin und Sibylle Gerke-Madadkar von den Traumwerkern sowie Thomas Steinebach von den Creativ-Werkstätten. (Foto: us)
Fit für den großen Auftritt im Sommer: die Traumwerker übernehmen das Catering der Kunstkreis-Jahresausstellung. V.l. Katharina Zörner, Shirin und Sibylle Gerke-Madadkar von den Traumwerkern sowie Thomas Steinebach von den Creativ-Werkstätten. (Foto: us)

Die Traumwerker setzen sich als Verein für die Förderung der Inklusion im Würmtal ein. Doch bei großen Worten bleibt der Verein nicht stehen. Mit ihrem Kaffeeprojekt schulen die Traumwerker Menschen mit geistiger Behinderung für die Gastronomie und haben dafür gemeinsam mit der Hochschule Rosenheim, Fakultät Holztechnik und Bau, elf Kaffeebar-Module entwickelt.

Mit diesem kleinen mobilen Café leben sie ihren großen Traum von Inklusion in der Gesellschaft. „Wir vereinen behinderte und nichtbehinderte Menschen in einer Beschäftigung, dem mobilen Café, und wollen zeigen, wie alltagstauglich die Inklusion tatsächlich ist“, erklärt eine der Gründerinnen der Traumwerker e.V., Katharina Zörner. „Inklusion soll normal werden. In jedem Wirtshaus, jedem Café soll gemischt bedient werden können. Dabei ist der erste Arbeitsmarkt überhaupt nicht unser Ziel. Sondern unser Ziel ist die Möglichkeit der gemeinsamen Beschäftigung und die gegenseitige Anerkennung und Achtung für die jeweilige Leistung des anderen.“

In der Gesellschaft ankommen

Am liebsten wären die Traumwerker vernetzt mit anderen Werkstätten. Doch dies muss vorerst noch Zukunftsmusik bleiben. „Wir bewegen uns in ganz kleinen Schritten“, so Zörner. Und Mitgründerin Sybille Gerke-Madadkar ergänzt: „Ich träume davon, dass geistig und mehrfach Behinderte wirklich in unserer Gesellschaft ankommen. Sie sollen die Möglichkeiten haben, dort zu leben und zu arbeiten, wo sie dies möchten. Das übliche Aussortieren und später wieder Integrieren muss endlich aufhören.“

Die Idee zum „Traum-Café“ ist schon ein paar Jahre alt, in denen die Traumwerker ihre Vorstellungen ganz langsam entwickelt und ausprobiert haben. Nun funktionieren die Kaffeebar-Module für Ausbildung, Übung und beim Einsatz wunderbar. „Für behinderte Menschen stellt es immer eine ganz große Herausforderung und Belastung dar, auf unbekannte Situationen zu reagieren“, so Gerke-Madadkar. „Die Module sind echte Schmuckstücke, die je nach Anforderung und Ansturm ineinander gesetzt werden können. Großes Catering verlangt alle elf Module, ein kleines Café vielleicht nur drei.“

„Wir glauben an euch!“

Bisheriges Manko war allerdings der nicht vorhandene Platz, an dem die Kaffeehaus-Situation in Ruhe geprobt werden konnte. Stattdessen lagerten die „Schmuckstücke“ in einem Anhänger, immer bereit für den nächsten Einsatz. Zwar ist der eigene Raum immer noch nicht in Sicht, doch bekommt der Traumwerker-Anhänger momentan ein professionelles Gesicht von den Creativ Werkstätten in Puchheim. „Wir sind Spezialisten für Leichtbauweise und planen gerade eine gut durchdachte Transportvorrichtung, die sich möglichst intuitiv selbst erklärt und somit für alle Benutzer bedienfreundlich ist“, erklärt Firmenchef Thomas Steinebacher die große Herausforderung.

Zudem sei es der Firma ein Anliegen, die Traumwerker großzügig zu unterstützen. „Wir erfahren generell viel Hilfe“, dankt Zörner. Gemeinde und Landkreis förderten sie nach Kräften. Landrat und ehemaliger Bürgermeister Gräfelfings Christoph Göbel macht sich zudem als Schirmherr der Idee stark. Zörner weiter: „Christoph Göbel hat uns von Anfang an versichert: ,Wir glauben an euch! Bitte denkt ,groß', damit euer Potenzial zur Geltung kommt.'“

Mit Bio-Zertifizierung zum Kunst-Café

„Es ist ein ganz und gar ungewöhnliches Projekt, das dieses schwere Thema „Behinderung“ mit Leichtigkeit und großer Herzlichkeit an die Bürger bringt“, meint Göbel dazu. „Den Nachdruck und die Beharrlichkeit, die die Gründerinnen dabei an den Tag legen, sind bewundernswert.“

Im Sommer steht nun der erste große Auftritt für die Traumwerker mit ihrem mobilen Café vor der Tür. Der Kunstkreis Gräfelfing engagierte die Traumwerker für seine große Jahresausstellung auf dem Gelände des Seidlhofs vom 20. Juni bis zum 12. Juli. Die Traumwerker werden sich nicht nur um die kulinarische Begleitung der Vernissage kümmern, sondern an allen vier Öffnungswochenenden zur Verfügung stehen. „Das ist eine Riesensache für uns“, meint Zörner. „Hier geht es nicht um das Verteilen von Häppchen und das Ausschenken von Kaffee, sondern wirklich ums Catering.“ Doch der Auftrag war nur zu bekommen, wenn die Traumwerker eine Bio-Zertifizierung vorlegen konnten. „Auch dies haben wir nun für ein Jahr bekommen. Was für ein gewaltiger Glücksfall!“

Lieferanten gesucht

Viel Zeit zum Träumen und Genießen des bisher Erreichten bleibt den Traumwerkern aber keinesfalls. „Wir haben eine Köchin mit Erfahrung in der Behindertenarbeit und mit Bio-Erfahrung engagiert, suchen jetzt energisch nach Lieferanten, die uns nach den Richtlinien der Bio-Zertifizierung beliefern können und üben eigentlich schon für unseren Sommerauftritt“, so Zörner weiter. Es gebe Bio-Getränke, selbst gemachte Torten und selbst gemachtes Brot mit feinen Aufstrichen, verrät sie schon einmal.

Der Kunstkreis freut sich auf die bevorstehende Kooperation. „Es lag für uns völlig auf der Hand, dass wir die Traumwerker engagieren“, betont Bettina Kurrle, die Vorstandsvorsitzende des Kunstkreises. Die Seidlhof-Stiftung setze auf Inklusion und Nachhaltigkeit und führe eine Integrationswohngruppe, die in die Kunstausstellung eingebunden sein werde. Kurrle: „Ich bin selbst schwer beeindruckt von der Professionalität der Traumwerker und ihr bürgerschaftliches Engagement. Das Traum-Kunst-Café passt also optimal zu unserem großem Projekt.“

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