Veröffentlicht am 04.02.2014 10:22

Ein Stuhl für die Zivilcourage

Bettina Kurrle vom Kunstkreis, die Künstlerinnen Blanka Wilchfort und Marlies Poss sowie Zweiter Bürgermeister Peter Köstler (v.l.) am Leeren Stuhl in der Stefanusstraße. (Foto: US)
Bettina Kurrle vom Kunstkreis, die Künstlerinnen Blanka Wilchfort und Marlies Poss sowie Zweiter Bürgermeister Peter Köstler (v.l.) am Leeren Stuhl in der Stefanusstraße. (Foto: US)
Bettina Kurrle vom Kunstkreis, die Künstlerinnen Blanka Wilchfort und Marlies Poss sowie Zweiter Bürgermeister Peter Köstler (v.l.) am Leeren Stuhl in der Stefanusstraße. (Foto: US)
Bettina Kurrle vom Kunstkreis, die Künstlerinnen Blanka Wilchfort und Marlies Poss sowie Zweiter Bürgermeister Peter Köstler (v.l.) am Leeren Stuhl in der Stefanusstraße. (Foto: US)
Bettina Kurrle vom Kunstkreis, die Künstlerinnen Blanka Wilchfort und Marlies Poss sowie Zweiter Bürgermeister Peter Köstler (v.l.) am Leeren Stuhl in der Stefanusstraße. (Foto: US)

Glückliches Ende eines langen Ringens um Kunst im Öffentlichen Raum: Das Exponat der Gräfelfinger Kunstmeile „Leerer Stuhl“ der Obermenzinger Künstlerinnen Marlies Poss und Blanka Wilchfort hat seinen endgültigen Bestimmungsort gefunden. Am Eck Stefanusstraße und Mühlenweg nahe der Alten Mühle steht das rund drei Meter hohe und mit einer Grundfläche von 40 mal 40 Zentimetern schmale Kunstwerk in Erinnerung an die Zivilcourage der Familie Wolf, die während des Zweiten Weltkriegs KZ-Häftlingen auf der Flucht Unterschlupf in der Alten Mühle gewährt hatten.

„Der Leere Stuhl gehörte im Sommer zu den Exponaten unserer Tour Zwei des Kunstparcours um das Alte Rathaus“, erklärte die Kunstkreis-Vorsitzende, Bettina Kurrle. Der symbolische Charakter der Erinnerung an die Opfer des Naziterrors und die Courage in der Zivilbevölkerung habe schon während der Ausstellung viele Zuschauer zu Diskussionen angeregt. Deswegen habe der „Leere Stuhl“ an seinem Ort an der Mühle bleiben sollen.

Platz für das Gedenken

Nach dem sehr knappen Entscheid im Gräfelfinger Gemeinderat von 12 zu 11 Stimmen gegen die Anschaffung des Kunstwerks wurde der Erhalt nun durch die sehr großzügige private Spende eines Gräfelfinger Bürgers möglich. Die Gemeindeverwaltung übernimmt allerdings die Erhaltungsarbeiten, die Pflege des Wiesenstücks und eventuelle Reparaturen rund um das Kunstwerk.

„Ich bin froh, dass der Leere Stuhl hier an der Mühle dauerhaft stehen kann“, sagte Zweiter Bürgermeister Peter Köstler. „Es ist ein Mahnmal ganz anderer Art, das auf eine schlichte Weise an die Zeit des Nationalsozialismus erinnert.“ „Wir haben vom Schicksal der entflohenen KZ-Häftlinge und der Familie Wolf von der Gemeindearchivarin Friederike Tschochner erfahren“, so die die Künstlerin Blanka Wilchfort. „Unser Anliegen war es, die Erinnerung an die mutige Aktion wach zu halten, allerdings ganz ohne erhobenen Zeigefinger.“

Zwillingsstühle für Gräfelfing und Pasing

Zeitgleich entstand der Leere Stuhl in Pasing. „Auch hier gab es im letzten Sommer eine Kunstmeile, die im Rahmen des 1250-jährigen Jubiläums die Geschichte des Ortes aufgriff. Auch in Pasing gab es natürlich viele Juden, die verfolgt und ermordet wurden und denen wir gedenken wollen“, ergänzte die zweite Künstlerin des Duos, Marlies Poss. Doch während der Leere Stuhl aufrecht für den Mut der Retter und den positiven Ausgang der Aktion stehe, sei der Pasinger Leere Stuhl mit gebrochenen Beinen dargestellt. „Er soll an die vertriebenen Bürger erinnern, die sprichwörtliche Leerstellen hinterlassen haben. Der Pasinger Stuhl weist eher auf die sehr dunklen Seiten der Geschichte hin,“, so Wilchfort.

Die Metallkonstruktion ohne Sitzfläche stehe bisher in unmittelbarer Nachbarschaft zum Todesmarschdenkmal in der Kaflerstraße. „Doch in Pasing gibt es noch keine endgültige Bestimmung für den Leeren Stuhl.“ Zwar habe die Stadt das Kunstwerk schon längst finanziert, jedoch liefen noch die Diskussionen über Platz und Erhaltung. „Wir wünschen uns sehr, dass er dauerhaft neben dem Pasinger Rathaus stehen kann. Denn schließlich verkörpert der Pasinger Stuhl die verwehrten Bürgerrechte.“

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