Veröffentlicht am 19.09.2013 17:35

Zwischen drei und dreizehn

Blick vom Sparkassenhochhaus hinunter auf die Häuser an der Berner Straße. Ihre Höhe soll für Neubauten maßgeblich sein. (Foto: job)
Blick vom Sparkassenhochhaus hinunter auf die Häuser an der Berner Straße. Ihre Höhe soll für Neubauten maßgeblich sein. (Foto: job)
Blick vom Sparkassenhochhaus hinunter auf die Häuser an der Berner Straße. Ihre Höhe soll für Neubauten maßgeblich sein. (Foto: job)
Blick vom Sparkassenhochhaus hinunter auf die Häuser an der Berner Straße. Ihre Höhe soll für Neubauten maßgeblich sein. (Foto: job)
Blick vom Sparkassenhochhaus hinunter auf die Häuser an der Berner Straße. Ihre Höhe soll für Neubauten maßgeblich sein. (Foto: job)

München wächst. Die Planer rechnen in den nächsten Jahren mit über 200.000 neuen Bürgern, die irgendwo wohnen müssen. Eine „Nachverdichtung” ist unumgänglich. Davon wird auch der Münchner Süden betroffen sein: Die Stadtsparkasse will das auf ihrem Grundstück zwischen Winterthurer Straße und Berner Straße bestehende Baurecht jetzt nutzen. Im Februar sollen die Entwürfe aus dem städtebaulichen Wettbewerb vorliegen. Die mögliche Höhe neuer Bauten wurde auf einer Sondersitzung des BA 19 diskutiert.

Stadtrat gibt Eckdaten vor

Im Juli hatte der Stadtrat Rahmenbedingungen für den inzwischen laufenden städtebaulichen Wettbewerb beschlossen. Diese Eckdaten betreffen sowohl das bestehende, etwa 40 m hohe Sparkassenhochhaus, als auch mögliche Neubauten an der Berner bzw. Züricher Straße.

Im Sparkassenhochhaus könnten die Arztpraxen sowie ein Teil der Geschäftsräume in den beiden unteren Etagen zu Wohnungen werden. Vor allem aber sollen, um das Stadtteilzentrum zu stärken, Einzelhandel und Dienstleistung entlang der Züricher Straße konzentriert werden. An der Züricher und Berner Straße könnten dafür Neubauten (Geschäfte und Wohnungen) entstehen. In ihrem Eckdatenbeschluss legen die Stadträte fest, dass sich die Höhe dieser Gebäude an der umgebenden Bebauung orientieren soll und „zwischen drei und dreizehn Geschossen betragen kann.“

Schlagabtausch nach BA-Sondersitzung

Bei einer Sondersitzung des Bezirksausschusses 19 stellten Stadtplaner und Stadtsparkasse ihre Ansätze vor. Danach hatte es einen heftigen Schlagabtausch zwischen SPD und CSU gegeben. Da viele Bürger weitere Hochhäuser im Viertel ablehnen, kritisierten MdL Georg Eisenreich und Stadtrat Michael Kuffer (beide CSU), dass die Stadt an einer Maximalhöhe von bis zu 13 Vollgeschossen festhalte. Auch eine Bürgerbeteiligung erst nach Vorliegen des Wettbewerbsergebnisses reicht der CSU nicht: „Ich fordere echte Mitwirkungsmöglichkeiten für die Bürger und keine Alibi-Veranstaltungen“, erklärte Georg Eisenreich.

Micky Wenngatz, Fraktionssprecherin der SPD im Bezirksausschuss 19, nannte es hingegen „unverantwortlich, dass ein CSU-Stadtrat unhaltbare Gerüchte bezüglich der geplanten Gebäudehöhe lanciert und unverhohlen Ängste in der Nachbarschaft schürt.“ Sie warf Kuffer vor, die Kooperationsbereitschaft der Stadtsparkasse zu gefährden.

„Viertel kann mit den Vorgaben gut leben”

Nach der ersten Sitzung des Preisgerichts Mitte September erklärte Hans Bauer (er gehört als Vorsitzender des Bezirksausschusses 19 dem Preisgericht an), der Stadtbezirk könne mit den Vorgaben, die der Wettbewerb den Architekten an die Hand gebe, gut leben. Alle Wünsche und Bedenken der Bürger, auch ihre abgelehnten Anträge, wurden den Wettbewerbs-Architekten zur Kenntnis gegeben. Ein Workshop für die Bürger mache indes erst Sinn, wenn die Architekten ihre Ergebnisse vorgelegt haben, meinte Hans Bauer. BA und Bürger könnten rechtlich ohnehin nur Empfehlungen aussprechen, da die Stadtsparkasse für ihr Grundstück bereits Baurecht habe: „Alles, was hier passieren kann, beruht auf gutem Willen”, so Bauer. Der BA 19 hatte sich in der Sondersitzung daher bei der Stadtsparkasse für die Durchführung des Wettbewerbs bedankt und um einen parallelen Workshop gebeten.

Wenn das Preisgericht im Februar über die Entwürfe aus dem Wettbewerb geurteilt und der Bürgerworkshop stattgefunden hat, wird sich eine Einwohnerversammlung mit den Ergebnissen befassen, kündigte Hans Bauer an.

Bürger lehnen Hochhäuser ab

Die Bürger hatten in der BA-Sondersitzung die Befürchtung geäußert, dass ein Neubau von der Höhe des Sparkassenhochhauses entstehen könne, was den Charakter des Quartiers zerstöre. Die Reihenhaussiedlung würde von Hochhäusern erdrückt werden. Harald Kraut (Bürgerinitiative Forstenried) stellte den Antrag, dass alle Wettbewerbsteilnehmer, die Hochhäuser vorschlagen, auch eine Alternative mit niedriger Bebauung vorlegen müssten.

Darauf ließ sich der Bezirksausschuss aber ebenso wenig ein wie auf eine Festsetzung auf fünf bzw. sieben Geschosse als Maximalhöhe für neue Gebäude. Hans Bauer wies allerdings darauf hin, dass der Stadtrat im Eckdatenbeschluss eindeutig festgelegt hat, dass die Höhe neuer Gebäude sich an der Umgebung orientieren müsse.Die Wohnblocks an der Berner Straße etwa haben fünf Etagen.

BA will Charakter des Viertels schützen

Der BA 19 hält die Nachverdichtung mit Wohnungsbau grundsätzlich für sinnvoll. Das Gremium bewertet das Sparkassenhochhaus als „städtebauliche Dominante” und geht davon aus, „dass die Höhenentwicklung neuer Gebäude auf die vorhandene Nachbarbebauung Rücksicht nimmt”. Die Einbindung neuer Bebauung in die Umgebung sei ein wichtiges Bewertungskriterium im Wettbewerb. Mit dieser einstimmigen getroffenen Erklärung nahm der BA 19 die Forderung der Bürger auf, „dass der gartenstadtähnliche Charakter des Viertels durch die Nachverdichtung nicht in Mitleidenschaft gezogen werden darf.”

Alle wollen ein Verkehrsgutachten

Die Bürger machen sich auch über die verkehrliche Erschließung des Gebiets Gedanken: Schon jetzt seien alle öffentlichen Parkplätze ausgelastet. Daher müsse der Stellplatzschlüssel den real zu erwartenden Gegebenheiten angepasst werden (aus dem Eckdatenbeschluss ergibt sich ein Zuwachs von 110 Wohnungen), meinte Klaus Schneider (GWG Eigenheimer an der Berner Straße e.V.). Für die geplanten Gewerbebetriebe und die Kindertagesstätte seien ausreichend Parkplätze vorzusehen. Auch die Anbindung durch die im Hauptverkehr oft überlastete U-Bahn-Linie U3 müsse man verbessern.

Der Bezirksausschuss stellte sich einstimmig hinter die Forderung der SPD nach einem „realistischen Verkehrsgutachten”. Dieses müsse alle Belastungen und Probleme des Gevierts auflisten und zusammen mit den zu erwartenden Belastungen Lösungsalternativen zeigen, so der BA-Beschluss.

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