Es war eine sehr kurze Bürgerversammlung ohne eine lange Liste von Wortmeldungen und Kritiken, die die Gemeinde Gräfelfing am vergangenen Donnerstag abhielt. Dabei boten Rechenschaftsbericht des Bürgermeisters Christoph Göbel sowie die Präsentation der Tunnel-Machbarkeitsstudie durchaus viel Zündstoff für Auseinandersetzungen.
Göbel umriss die vergangenen zwölf Monate der Gemeinde als geprägt von großen Bauten, wie das fertig gestellte Altenheim St. Gisela inklusive Kinderhaus für die Betreuung von 150 Kindern. „In den vergangenen fünf Jahren hat die Gemeinde 32 Millionen Euro allein für die Vollausstattung der Kinderbetreuung ausgegeben“, berichtete er. Damit stünden 156 Krippen-, 572 Kindergartenplätze und insgesamt 1.100 Hort- und Mittagsbetreuungsplätze zur Verfügung. Jedes Kind könne somit in der Gemeinde betreut werden.
Die Kinderbetreuung habe zweifellos erste Priorität in der Gemeinde, so Göbel. Andere Investitionsprojekte im Hoch- und Tiefbau müssten daher für eine Weile zurückstehen. „Ganz besonders der Straßenbau leidet hier“, gab er zu. Allerdings werde insbesondere die Sanierung der Rottenbucher Straße in 2013 auf der To-Do-Liste stehen.
Wichtigste Themen in der Gemeinde blieben aber die Umgehungsstraße 2063neu und ein Lärmschutz an der A 96. Die an der Machbarkeitsstudie beteiligten Planungsbüros stellten die Ergebnisse am Lärmschutz auf der Bürgerversammlung erstmals einer breiteren Öffentlichkeit vor.
Die optimale Variante wäre in ihren Augen eine lärmtechnische Optimierung des westlichen Tunnelportals, dazu eine Verlängerung des bestehenden Tunnels nach Osten bis zum Paul-Diehl-Park sowie eine Galerie ab der Heitmeiersiedlung. 165 Millionen Euro würden diese Maßnahmen kosten, wobei 66 Millionen Euro durch Grundstücksverkäufe gegenfinanziert werden könnten.
Heftigste Kritik des Abends kam von Dieter Horch, der Göbel bezichtigte, für seine Projekte die Gemeindekasse geplündert zu haben. Auch Fritz Lang sparte nicht mit harschen Worten und nannte das Feuerwehrhaus einen nutzlosen Schildbürgerstreich. Im Publikum blieben die Aussagen ohne Resonanz.
Einige Redner dankten der Gemeinde ausdrücklich für die „Plünderung“, denn in den letzten Jahren seien viele Investitionen auf den Weg gebracht worden, die das Umfeld der Gemeinde nachdrücklich positiv gestaltet und die Lebensqualität gehoben hätten. Viel Zuspruch fand der Vorschlag für einen „Infostand des guten Tons“, der Radfahrer und Autofahrer auf der Bahnhofstraße gegenseitige Rücksichtnahme näherbringen und der als Werbung für den geduldigen und aufmerksamen Umgang im Straßenverkehr dienen solle.
Fürs nächste Jahr kündigte Göbel viele Feierlichkeiten im Rahmen des 1.250-jährigen Gemeindejubiläums an. „Der Höhepunkt der Festlichkeiten wird sich um das Wochenende vom 27. Bis 30. Juni konzentrieren.“ Auch gemeindepolitisch stehe eine wichtige Aktion an. Der Neubau, ob verkürzt oder in voller Länge, der Staatsstraße 2063 als Ortsumgehungsstraße wird in einem Bürgerentscheid zur Diskussion gestellt. „Erste Pläne dazu stellen wir im Gemeinderat am 27. November vor. Planmäßig könnte der Bürgerentscheid nach Ostern stattfinden.“