Gräfelfing feiert: Nächstes Jahr wird die Würmtalgemeinde stolze 1250 Jahre alt. Dieses besondere Jubiläum wird begleitet durch einen bunten Reigen an besonderen Veranstaltungen, Aktionen und Kulturevents.
Doch wie ist das Alter Gräfelfings historisch belegt? Ein schriftlich überliefertes Gründungsdatum gibt es nur selten. Darum greifen Historiker auf Schriftstücke zurück, die den Namen der jeweiligen Gemeinde erstmals benennen. Im Falle Gräfelfings ist dies eine Schenkungsurkunde aus dem Jahre 763 an das Kloster Scharnitz, später Eigentum des Hochstifts Freising. Diese wurde 824 in das Freisinger Kopialbuch des Cozroh übertragen, auch Codex des Cozroh genannt. Zu dieser Zeit war es üblich, Schriftstücke in regelmäßigen Abständen handschriftlich zu kopieren und damit für die Nachwelt zu erhalten. Die Abschrift der ursprünglichen Schenkungsurkunde, die unter Leitung des Mönchs Cozroh erstellt wurde, ist das älteste erhaltene Originaldokument auf Pergament und dient damit als Grundlage für die Gräfelfinger und Pasinger Jubiläumsfeierlichkeiten 2013.
Eine offizielle Präsentation im Bayerischen Hauptstaatsarchiv fand für eine Delegation von Gräfelfingern und Pasingern in der vergangenen Woche statt. Die Leiterin der Abteilung I, Ältere Bestände, des Hauptstaatsarchivs Dr. Elisabeth Noichl erläuterte Hintergründe und Entstehungsgeschichte der Handschrift. Nachdem diese fast tausend Jahre lang alle kriegerischen Wirren im Freisinger Archiv überdauert hatte, kam sie im Zuge der Säkularisation ins Bayerische Hauptstaatsarchiv, wo sie sicher geschützt aufbewahrt wurde. Erst vor kurzem wurde der Codex sorgfältig restauriert, digitalisiert und neu gebunden. Rund 70 Arbeitsstunden hatte die zuständige Restauratorin Beate Götz dafür investiert. Von der Handschrift ist jetzt eine Fotokopie im Lesesaal zugänglich, außerdem können die digitalisierten Seiten auch im Internet eingesehen werden.
Bei der Besichtigung anwesend waren der Vorsitzende des Pasinger Bezirksausschusses Christian Müller, Christian Marek vom Verein „1250 Jahre Pasing”, Gräfelfings Erster Bürgermeister Christoph Göbel, der Zweite Bürgermeister Peter Köstler, Mitarbeiter der Gräfelfinger Gemeindeverwaltung sowie einige historisch interessierte Helfer der Jubiläumsvorbereitungen. Sie alle konnten sich mit eigenen Augen davon überzeugen, dass in schönster karolingischer Schrift auf Pergament die Namen „villa Pasingas” und „Grefoluinga” im Codex erscheinen. Erstaunlich: Die Schrift ist kaum verblasst – die Tintenzusammensetzung ist und bleibt ein Geheimnis der alten Schreibwerkstatt. Somit ist ganze Inhalt der Urkunde gut lesbar – allerdings nur für Geschichtsinteressierte, die des Lateinischen mächtig sind.
Zu neuen Ehren kommen wird das historische Schriftstück während der Feierlichkeiten in Gräfelfing. Dann wird ein genehmigter Ausschnitt der kopierten Urkunde mit deutscher Übersetzung für die Bürgerinnen und Bürger zu sehen sein.