Bereits zum elften Mal fand in der vergangenen Woche der bundesweite Girls Day statt. Ursprünglich ins Leben gerufen, um Mädchen in typische Männerberufe reinschnuppern zu lassen, haben seit letztem Jahr auch Jungs die Möglichkeit, sich an „Frauenberufe“ zu wagen.
Doch der Tag ist weit mehr als ein Rollentauschprogramm, denn einmal im echten Berufsleben zu stehen, bedeutet für die Jugendlichen Orientierung für ihren kommenden Berufsweg. So sieht es auch Gabriele Listl, Klassenlehrerin der 9m der Mittelschule in Lochham. „Die 15-Jährigen wissen zwar schon ziemlich genau, was sie wollen oder nicht wollen. Aber ich wollte ihnen unbedingt die Gelegenheit geben, mal eine Berufswelt auszuprobieren, die sie eher links liegen lassen würden“, erklärte sie ihr Engagement an diesem besonderen Tag.
In Vorbereitung dessen hatte sie in Eigeninitiative eine Menge Gräfelfinger Unternehmen, Firmen und Institutionen umworben, die die Schüler in typische Frauen- und Männerberufe hineinschnuppern lassen. „Da ging es natürlich um geschlechtsuntypische Berufe. Denn viele sind sich ihrer Fähigkeiten und Talente gar nicht bewusst. In einer untypischen Situation lernen sich die Schüler mal ganz anders kennen.“
Zum Beispiel freute sich der 15-jährige Jonathan Morsbach aus der 9m über das dicke Lob von Floristin Angelika Betzien von Blumen Dagostin. „Er ist ein echtes Naturtalent. Da muss ich gar nicht viel erklären, die Sträuße von ihm sind wirklich gut“, meinte Betzien. Doch auch wenn er viel für Kreativität und Gestaltung übrig hat und ihm das Blumenbinden leicht von der Hand ging, blieb er am Schluss bei seinem Berufswunsch Mediendesigner.
„Für uns sind solche Tage genauso wertvoll wie für die Schüler“, versicherte auch Michael Kratzl, Ausbildungsleiter bei Betz Chrom. „Wir lernen die Jugendlichen kennen und können den einen oder anderen Tipp für die Berufswahl geben.“ Von Kratzl ließen sich die beiden Schülerinnen Jana Lehmann und Charline Gaigl zeigen, was ein Oberflächenbeschichter tun muss, meinten aber unisono: „Das ist doch nichts für uns.“
Ob Altenpflegeheim, Pasinger Krankenhaus, Friseur, Hela Parfümerie, Betz Chrom oder Maschinenbau Behr – Lehrerin Listl hatte die 18 Schüler der Klasse selbst zu den verschiedenen Praktikumsplätzen eingeteilt. „Der Tag ist eine wunderbare Gelegenheit, Erfahrungen zu machen und mal einen anderen Blickwinkel zuzulassen. Aber eigentlich sind alle Arbeitsstätten toll. Ich bin den Gräfelfinger Unternehmen sehr, sehr dankbar für ihre Kooperation.“