Der ungarische Tanz Nummer 5 von Johannes Brahms erklingt. Fast fühlt man sich wie auf einem Ball und möchte tanzen. Mit so viel Herzblut spielen die beiden jungen Musikerinnen Hermina Szabó und Stefanie Schumacher auf ihren Instrumenten das Musikstück. Mucksmäuschenstill sitzen die mehr als 300 Ehrengäste beim Neujahrsempfang des Bayerisch-Ungarischen Forums in der Hanns-Seidel-Stiftung an der Lazarettstraße in Neuhausen auf ihren Plätzen. An Tanz ist natürlich nicht zu denken.
Als die letzten Töne verklingen, kommt Leben in den Franz-Josef-Strauß-Saal. Bilder von anerkannten Münchner Künstlern sowie Grafiken aus der persönlichen Sammlung von Herzog Franz von Bayern, dem Chef des Hauses Wittelsbach, werden für einen guten Zweck versteigert. Das Geld kommt den Opfern der Giftschlammkatastrophe im Oktober 2010 in den ungarischen Dörfern Kolontár und Devecser zugute. Dort waren die Menschen durch giftige Abwässer einer Aluminiumfabrik in Ajka westlich von Budapest während der Hochwasserkatastrophe im vergangenen Herbst schwer gesundheitlich geschädigt worden. Deshalb läuft derzeit eine Hilfsaktion zugunsten der Opfer der Giftschlammkatastrophe beim bayerisch-ungarischen Forum, einem im Jahr 1994 gegründeten gemeinnützigen Verein zur Förderung der jahrhundertealten historischen und kulturellen Verbindungen zwischen Bayern und Ungarn. Ziel ist es, die Völkerverständigung zu fördern und zu vertiefen. Mit finanziellen Spenden will man außerdem soziale Härtefälle in Ungarn lindern.
In München will das Forum das Interesse für die ungarische Kultur wecken. Dazu plant der Verein im April 2011 gemeinsam mit dem Generalkonsulat ungarische Filmtage in der Landeshauptstadt. Auch finden immer wieder Vorträge zu aktuellen Themen statt. Das Bayerisch-Ungarische Forum trat kurz nach dessen Gründung erstmals im September 1994 mit einem Vortrag zum Thema „Fünf Jahre Grenzöffnung” an die Öffentlichkeit. Redner war der damalige Europaabgeordnete Dr. Otto von Habsburg. Ausschlaggeben für die Gründung des Forums „war die freundschaftliche Haltung Ungarns gegenüber Deutschland und gegenüber den Flüchtlingen aus der ehemaligen DDR im Jahre 1989”, beschreiben die Verantwortlichen des Forums in einer aktuellen Presseerklärung die Anfänge – wohl damit die Geschichte nicht in Vergessenheit gerät.
Heute veranstaltet man für alle an der bayerisch-ungarischen Freundschaft interessierten Personen regelmäßige Treffen zu aktuellen bilateralen Themen. Seit einigen Jahren organisiert das Forum in Zusammenarbeit mit bayerischen Firmen und Behörden (Landeshauptstadt München, HypoVereinsbank, TÜV Süd) und mit finanzieller Unterstützung der Bayerischen Staatskanzlei für junge Ungarn Praktikumsaufenthalte in München, die an der Andrassy-Universität Budapest studieren. Es ist die einzige deutschsprachige Universität in Ungarn.
„Die Arbeit des Forums wäre über die Jahre nicht möglich gewesen, wenn wir nicht immer wieder Unterstützung aus den Reihen der Wirtschaft, Banken und vielen Einrichtungen bekommen hätten”, resümierte Elisabeth Schosser, Präsidentin des Bayerisch-Ungarischen Forums, bei dem Neujahrsempfang. Besonders lobte sie das Engagement von Ex-Minister Erwin Huber, zugleich Kuratoriumsmitglied des Forums, „der auch in stürmischen Zeiten Ungarn nie vergessen hat.” Huber und Staatsminister Siegfried Schneider, Leiter der Bayerischen Staatskanzlei, würdigten in ihren Grußworten die Arbeit des Forums. Der neue ungarische Generalkonsul in München, Tamás Mydlo, überbrachte ebenfalls ein Grußwort. Den Festvortrag hielt Zsolt Bóta, Gesandter der Republik Ungarn in Berlin.
Langjähriges Mitglied im Forum ist Bischof Dr. Franz Cserháti, „der allen Auslandsungarn seiner Kirche dient”, berichtete Schosser. Gute partnerschaftliche Beziehungen bestünden auch zwischen bayerischen und ungarischen Polizeibehörden. Als Ausdruck und Wertschätzung dieser Zusammenarbeit nahmen denn auch der Münchner Polizeipräsident Professor Dr. Wilhelm Schmidbauer und sein Stellvertreter, Vizepräsident Robert Kopp, an dem Neujahrsempfang teil. Als Vertreter des Hauses Wittelsbach war Prinz Ludwig von Bayern anwesend, und zwar in Begleitung von Graf Ladislaus Erdödy aus Ungarn.
Nach dem zweistündigen Programm mit zahlreichen Reden war der offizielle Teil beendet, die Ehrengäste konnten sich anschließend bei einem bayerisch-ungarischen Buffet stärken.