Die Wildtierstation des Münchner Tierschutzvereins zieht jedes Jahr rund 2.500 in Not geratene Wildvögel auf und entlässt sie anschließend wieder in die Natur. Eine äußerst komplizierte Aufgabe, wie Vorstand Claus Reichinger erklärt: „Die Jungvögel müssen im Stundentakt gefüttert werden. Unsere Tierpfleger sind also von 6 bis ca. 21.30 Uhr mit Füttern beschäftigt - in zwei Schichten. Nebenbei stemmen sie ununterbrochene Telefonberatung und zwischen 30 und 60 Neuaufnahmen am Tag!” Über die Aufmerksamkeit der Bürgerinnen und Bürger für Wildtiere in Not freut sich der Tierschutzverein sehr. Das Problem: „Leider werden Jungvögel oft fälschlicherweise eingesammelt oder falsch versorgt.” Vögel seien sehr empfindlich, eine falsche Fütterung führe rasch zum Tod. Daher sollte man sich stets Menschen mit Expertise zu Rate ziehen.
Bei nackten, unverletzten Jungvögeln ohne oder mit nur wenig Federn sollte man sich nach dem Nest umschauen. Bei mehreren oder gar keinem Nest, braucht der Vogel schnellstens Hilfe und gehört in Profihände. „Wenden Sie sich an unser Tierheim oder den LBV”, rät Reichinger. Handele es sich um einen verletzten Jungvogel, müsse er ohne Umweg über das Tierheim zu einem Tierarzt in der Nähe gebracht werden. Sitzen unverletzte, vollständig befiederte Jungvögel (Ästlinge) auf dem Boden, sollte man sich nach den Elterntieren umsehen. Diese versorgen ihre Jungen auch außerhalb des Nestes weiter. „Sie sollten den Vogel aus einer eventuellen Gefahrensituation (stark frequentierter Rad- oder Fußweg) herausnehmen und in der Nähe in ein Gebüsch setzen. Beobachten Sie dann aus sicherer Entfernung, ob die Elterntiere ihr Junges wiederfinden.” Kämen diese jedoch nicht zurück, müsse der Jungvogel zu einer Wildtierstation gebracht werden.
Im Gegensatz zu den Jungvögeln, dürfe man aufgefundene Eier nicht mit der bloßen Hand berühren. Die Jungen sollten auch nur ins Nest zurückgesetzt werden, wenn „es sich um dieselbe Vogelart handelt, das Nest nicht schon überfüllt, und das Küken, das man reinsetzt, gesund ist”, erklärt Claus Reichinger. Zum Transport des Vogels eigne sich ein kleiner, verschließbarer Karton mit Luftlöchern, recht eng gepolstert mit einem Handtuch oder etwas Küchenrolle. Dabei müsse auch auf ausreichend Wärme geachtet werden, „unbefiederte Nestlinge brauchen eine Umgebungstemperatur von 38 Grad Celsius”, so der Vorstand. „Unter www.wildvogelhilfe.org gibt es eine Auflistung aller Auffangstationen in der Nähe.”