Die Gebäude des verfallenen Perlschneiderhofs am Manzingerweg auf der Würminsel sind fast vollständig im Besitz der Stadt, nur noch einige letzte Formalien sind zu erledigen. Für die Pasinger kommen die Gebäude sehr gelegen, sowohl Vereine als auch Einrichtungen und Privatpersonen äußerten bereits ihre Ideen. In der Bürgersprechstunde des Bezirksausschusses 21 (BA) erklärte Alissa Postpischil im Namen einer Gruppe Interessierter, Außenflächen des Hofes als Gemeinschaftsgarten nutzen zu wollen.
„Wir unterstützen diese Initiative“, so Sven Wackermann, Vorsitzender des Ausschusses Kultur im BA. Nur müsse man den Sanierungsgrad und die weiteren Pläne der Stadt abwarten. Ob ein Abriss oder ein Erhalt erfolgt, steht noch nicht fest. Der BA forderte die Stadt dennoch unverzüglich auf, den Perlschneiderhof gegen eindringendes Wasser zu sicher und dafür zu sorgen, dass der Denkmalschutz „ein Maximum an kultureller und sozialer Nutzungsvarianten ermöglicht“, so der Unterausschuss Kultur.
Als Vorschlag des Ausschusses kam „Haus der Vereine, für Brauchtum und Kultur“ ins Gespräch. Doch genau daran entbrannte eine Diskussion. „Wir können beim Wort Brauchtum nicht mitgehen“, erklärte Thorsten Kellermann für die Grünen-Fraktion. Es fehle das Soziale im Namen, so auch SPD-Fraktionssprecherin Constanze Söllner-Schaar und lehnte ebenfalls „Brauchtum“ im Namen ab. Der SPD-Vorschlag lautete: „Haus des bürgerschaftlichen Engagements“. Der Kompromiss aller Seiten bestand aus der letztendlich verabschiedeten Benennung „Haus der Vereine, des bürgerschaftlichen Engagements und Kultur“.
„Schade“, meinte ARGE-Vorstand Andreas Kirchmeier im Nachhinein zur Diskussion und stellte fest: „Wir als Vereine sind ehrenamtlich tätig und bemühen uns um das gesellschaftliche Miteinander.“ Es solle ein Haus für alle sein, aber eben auch die Traditionen betonen.
„Der Perlschneiderhof ist ein hervorragender Ort, Traditionen und eben Brauchtum zu pflegen. Nichts anderes machen die Vereine“, kommentierte auch Maria Osterhuber-Völkl (CSU-Fraktion). „Wir können uns glücklich schätzen, dass wir so engagierte Vereine hier haben und diese nicht vor den Kopf stoßen. Sie leben das bürgerschaftliche Engagement. Aber Brauchtum auszuklammern, das halte ich für grundfalsch.“ Der Perlschneiderhof mit seiner Geschichte, die bis ins 16. Jahrhundert reicht, sei im Grunde genommen ein Sinnbild Pasinger Brauchtums. Söllner-Schaar relativierte nach der Sitzung auf Anfrage die Abstimmung: „Der Name des neuen Perlschneiderhofes ist für uns noch nicht festgesetzt. Er ist eher als ein Arbeitstitel zu verstehen.“