In der KinderUni wurden vor Jahresende wichtige Fragen erörtert

Haar · Christkind oder Weihnachtsmann?

Nikolaus ist eigentlich Weihnachtsmann. Foto: Hirt

Nikolaus ist eigentlich Weihnachtsmann. Foto: Hirt

Haar · »Christkind oder Weihnachtsmann? Warum wir Weihnachten feiern!« – Das wollten die kleinen Studenten an der KinderUni Haar kurz vor dem großen Fest noch einmal ganz genau wissen.

Und KinderUni-Professorin Martina Hirschsteiner, ihres Zeichens evangelische Pfarrerin an der Jesuskirche in Haar, enttäuschte ihre Zuhörer nicht. Sie beantwortete alle Fragen der Kinderreporter:

Raphael (8), Konstantin (9), und Justus (6) wollten wissen, wieso die Kinder früher nur an Nikolaustag (6. Dezember) Geschenke bekamen, und heute auch an Weihnachten.

Hirschsteiner eklärte: »Seit dem Bibelübersetzer Martin Luther (1483-1546) bringt das Christkind die Geschenke. In der Werbung ist das Christkind oft ein Mädchen mit blonden Haaren und blauen Augen. Das Christkind ist aber das Jesuskind! In manchen Ländern wird das Christkind als die heilige Lucia, die Lichterkönigin, verehrt. Wir feiern Weih-nachten, weil Jesus geboren ist. Der wichtigste Feiertag ist dabei eigentlich der 25. Dezember. Die Geschenke liegen aber schon am 24. Dezember (Heiligabend) unter dem Christbaum.

Philipp (10) wollte wissen, was »Sol Invictus« heißt.

Hirschsteiner: »Im römischen Reich wurde zur Wintersonnenwende ein großes Fest gefeiert. Dabei besiegte Sol Invictus, der Sonnengott (deutsch: unbesiegte Sonne), die Dunkelheit. Die Tage wurden wieder länger, die Sonne kam zurück und das freute die Römer sehr. Das Fest fand am 25. Dezember statt. Doch viele Menschen glaubten damals schon an Jesus Christus und feierten seine Geburt am 6. Januar. Ein schlauer Bischof verlegte das Christfest dann einfach auch auf den 25. Dezember. Und plötzlich vermischten sich Heiden und Christen. Der 25. Dezember ist bis heute unser Weihnachten geblieben.

Sophie (12): »Wann und wo wurde Jesus geboren?«

Hirschsteiner: »Eigentlich weiß keiner so genau, wann und wo Jesus geboren wurde. Aber wahrscheinlich nicht in der Nacht vom 24. auf den 25. Dezember und wahrscheinlich auch nicht in Bethlehem. Und auch nicht im Jahr 0, weil es das nicht gibt! Auf 1 vor Christus kommt sofort 1 nach Christus. Wissenschaftler glauben heute, dass Jesus bereits ein paar Jahre vor dem Beginn unserer Zeitrechnung auf die Welt gekommen ist. Wahrscheinlich zwischen 7 und 4 vor Christus. Himmelsforscher haben entdeckt, dass es 7 vor Christus in Palästina eine außergewöhnliche »Sternenkonjunktion« gegeben hat. Saturn und Jupiter, zwei sehr hell leuchtende Planeten, standen damals sehr nahe beieinander. Ohne Fernglas sahen sie vielleicht aus wie ein neuer strahlender Stern. Vielleicht dachten die Menschen, das sei der Stern von Bethlehem. Viele Forscher glauben auch nicht mehr, dass Jesus in Bethlehem geboren wurde, sondern in Nazareth. Das war der Wohnort seiner Familie, und dort wurde er auch erzogen.

Victoria (7): »Wer bringt die Geschenke: Das Christkind oder der Weihnachtsmann?«

Hirschsteiner: »Diese Frage stellen wir uns immer wieder. Bei uns bringt sie das Christkind. Im Norden von Deutschland bringt sie meist der Weihnachtsmann.

Luise (13): »Wie wurde aus dem Nikolaus ein Santa Claus?«

Hirschsteiner: »Der Nikolaus hat wirklich gelebt! Er lebte Anfang des 4. Jahrhunderts in Myra in der heutigen Türkei. Er kam aus einer sehr frommen und wohltätigen Familie. Nach dem Tod seiner Eltern verteilte Nikolaus das Erbe großzügig unter die Bedürftigen, um dann Priester zu werden. Zu seiner eigenen Überraschung wurde er vom Volk schon bald zum Bischof gewählt – zum Bischof von Myra. Während der Christenverfolgung wurde Nikolaus schwer misshandelt. Sein Todestag soll der 6. Dezember gewesen sein. Über seine menschenfreundliche und hilfsbereite Art gibt es viele Legenden. Nikolaus wurde bald zum beliebtesten Volksheiligen in vielen Ländern – zum Beispiel in Russland. Bei uns entstand der Brauch, dass der heilige Nikolaus am Vorabend des Nikolaustages (5.12.) die Kinder beschenkt. Der Weihnachtsmann dagegen beschert erst am 25. Dezember. Er stammt vom niederländischen »Sinterklaas«, der auf einem Schimmel über die Dächer der Häuser reitet und den Kinder durch den Kamin die Schuhe mit Süßigkeiten auffüllt - Ein teils heidnischer Brauch. Niederländische Auswanderer brachten »Sinterklaas« dann mit nach Amerika, wo er »Santa Claus« genannt wurde.

So richtig bekannt wurde der amerikanische Weihnachtsmann aber erst 1931, als ihn die Firma »Coca Cola« für ihre Werbung rot-weiß anzog – in ihren Firmenfarben: Rote Mütze, rote Jacke mit schwarzem Gürtel, weite rote Hose, schwarze Stiefel und einem großen weißen Bart. Er sah fast so aus wie der Nikolaus. Viele Kinder kamen ganz schön durcheinander als die Geschichte von Santa Claus über den Ozean wieder zurück nach Europa gebracht wurde.

Artikel vom 23.12.2008
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