EHC-Präsident Jürgen Bochanski im Interview

„Ich werfe gar nichts hin“

Höchste Zeit, dass die Stadt Eishockey kräftig fördert. Das findet Jürgen Bochanski. F.: dk

Höchste Zeit, dass die Stadt Eishockey kräftig fördert. Das findet Jürgen Bochanski. F.: dk

Wie soll es weitergehen mit professionellem Eishockey in München? Wie kann man mehr Zuschauer gewinnen, wie die Kosten minimieren – und zieht der EHC zum Training tatsächlich nach Germering um?

EHC-Präsident Jürgen Bochanski beantwortet im Interview mit dem Münchner Wochenanzeiger all die Fragen, die bei der Experten-Diskussion zum Münchner Eishockey vergangene Woche im Münchner King's Hotel offen geblieben sind.

Herr Bochanski, wie bewerten Sie rückblickend die Podiumsdiskussion von vergangener Woche?

Bochanski: Positiv war das große Interesse. Wir hatten 50 Anmeldungen und am Ende saßen mehr als 80 Zuschauer im Tagungsraum. Doch was die Vertreter der Stadt von sich gegeben haben, hat unseren Vorstellungen überhaupt nicht entsprochen.

In welchen Bereichen genau?

Niemand ist auf unsere Vorschläge eingegangen. Wir erwarten von der Stadt, dass sie durch Förderungen oder durch Sponsorenvermittlung einen Teil unseres Etats übernimmt. In anderen Städten ist das ja auch möglich.

Das ewige Thema: die hohen Gesamtkosten...

Richtig. Angefangen von den Parkplatzkosten bis hin zu unseren Ausgaben im hohen fünfstelligen Bereich für die Ordnungsdienste. Wir sind der einzige Verein in der Asstel-Bundesliga, der solche Ausgaben hat. Die anderen Vereine lachen uns jedes Mal aus. Darüber musste gesprochen werden, aber leider hat das niemand getan.

Waren Sie verwundert, dass die Stadtvertreter angeblich nichts von diesen Schieflagen wussten?

Ja, denn ich kann mir das überhaupt nicht vorstellen. Wir thematisieren diese Dinge schon seit fünf Jahren. Dass man jetzt nichts davon wissen will, überrascht mich sehr. Dafür habe ich kein Verständnis.

Der andere große Gegenspieler ist die Olympiapark GmbH.

Die ist kein Gegenspieler von uns. Die Olympiapark GmbH ist ein profitorientierter Betrieb, der nur nach seinen Gepflogenheiten arbeiten kann. Wilfrid Spronk (Geschäftsführer der Olympiapark GmbH, die Red.) steht auf unserer Seite, aber ihm sind die Hände gebunden. Er bräuchte einen Fingerzeig der Stadt, dann könnte er vielleicht mit den Verträgen etwas machen.

Ein Ergebnis der Diskussion war die Einberufung einer Projektgruppe, um das Thema weiter zu verfolgen. Reicht Ihnen das?

Nein. Die Idee ist gut, schließlich muss man auch über die langfristigen Ziele wie ein neues Stadion diskutieren. Aber was ändert das an den aktuellen Problemen? Ich erwarte über die Projektgruppe hinaus noch weitere Gespräche mit der Stadtführung. Und in diesen Gesprächen muss auch etwas passieren.

Der EHC wird mittlerweile auch selbst aktiv. Harald Birk hat einen Wechsel in die Germeringer Eishalle für das Training der Mannschaft erwogen. Wie stehen Sie dazu?

Jeder muss Verständnis dafür haben, dass wir auch Eigeninitiative zeigen. Wir können in Germering bis zu 6.000 Euro monatlich einsparen. Natürlich denken wir darüber nach. Entschieden ist aber noch nichts.

Werden Sie auch in Zukunft den EHC finanziell unterstützen? Sie hatten in der Vergangenheit öfters Ihr Engagement an einen Zuschauerschnitt von 2.000 geknüpft.

Leider hat sich der Zuschauerschnitt im Vergleich zur Vorsaison nicht bedeutend verbessert. Aber wir haben erste Anzeichen der Besserung sehen können. Was nächste Saison sein wird, kann ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen. Wir werden uns im April zusammensetzen und gemeinsam das weitere Vorgehen besprechen.

Aber Sie planen ja langfristig. Trainer Pat Cortina liegt ja bereits ein Angebot zur Vertragsverlängerung vor.

Ich gehe jetzt mal davon aus, dass auch in der nächsten Saison in München professionelles Eishockey gespielt wird. Wir versuchen auch, 70 Prozent des Kaders zu behalten, auch wenn wir nur ein enges Budget zur Verfügung haben. Wir wollen Kontinuität in dieser Stadt.

Weshalb engagieren Sie sich, trotz all der Widrigkeiten, so stark für den EHC München? Haben Sie nicht manchmal Lust, alles hinzuwerfen?

Ich werfe gar nichts hin. Außerdem liegt mir persönlich viel am EHC. Es gibt ja nicht nur Probleme. Die Jugendmannschaften funktionieren sehr gut, die Damenmannschaft auch und die 1B hat erst kürzlich den Klassenerhalt geschafft. Diese Dinge, die nicht in den Medien behandelt werden, motivieren mich. Auch wenn es im Profibereich viele Probleme gibt.

Interview: Daniel Köhler

Artikel vom 12.02.2007
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