Die Jacobi-Dult gibt es seit 1310

Insel der Gemütlichkeit

Au · Auf dem Mariahilfplatz in der Au heißt es dreimal im Jahr für jeweils neun Tage Bummeln und Schauen, Essen und Trinken, Amüsieren und Einkaufen.

»Auer Dult«: Maidult, Jakobidult und Kirchweihdult am Mariahilfplatz

  • Auer Dult in München
    Themenseite zu den Dulten in München: Die Frühjahrs-Dult im Mai, die Sommer-Dult und die Kirchweih-Dult im Herbst

Mit der Mai-Dult beginnt die städtische Volksfest- und Marktsaison, es folgt im Juli die Jakobi-Dult und der Reigen schließt sich mit der Kirchweih-Dult im Oktober.

Ursprünglich bedeutet der Name »tult« oder »Dult« Kirchenfest. Während eines solchen Festes, in der Regel zu Ehren eines Heiligen, wurden um die Kirche meist Verkaufsstände aufgebaut und Waren feilgeboten. Im Laufe der Zeit veränderte das Wort langsam seine Bedeutung und stand somit nicht mehr für«Kirchenfest«, sondern für »Jahrmarkt«. Diese Jahrmärkte dienten im Mittelalter vor allem dem Umsatz von Fernhandelsgütern. Die Städte öffneten sich für fremde Händler und Kaufleute. Tuche, Pelzwerk, Gewürze, Gold- und Silberwaren wurden hier verkauft; erst im19. Jahrhundert wandelten sich die Jahrmärkte zu Verkaufsmessen der Klein- und Landkrämer. Quacksalber und Gaukler, Zahnbrecher und Taschenspieler, reisende Ärzte und Marionettenspieler brachten das Volk zum Lachen oder Weinen.

Die Auer Dult hat eine lange Geschichte. 1796 verlieh Kurfürst Karl Theodor der Vorstadt Au das Recht, zweimal im Jahr einen Jahrmarkt abzuhalten. Eine brillante Parade des Auer Bürgermilitärs anlässlich des hohen Besuchs war Grund dieser Ehre. So fanden ab 1799 jeweils im Mai und Oktober rund um die – damalige – Wallfahrtskirche Mariahilf die vielbesuchten Dulten statt.

Zu dieser Zeit spielte sich das bunte Treiben noch vor den Toren der Stadt München ab. Erst mit der Eingemeindung der Au im Jahre 1854 wurden die Auer Dulten fester Bestandteil des Münchner Volksfestlebens. 1905 wurde die Jakobidult vom Haidhauser Johannisplatz in die Au verlegt und damit war das Dreigespann, wie wir es heute kennen, komplett.

Die jüngste Auer Dult, die Jakobidult im Sommer, ist zugleich die älteste Münchner Dult. Um 1310 ist ein »Dultmarkt« zum St. Jakobs-Tag am Anger belegt. Die Franziskaner im benachbarten Kloster förderten die Verehrung des Heiligen Jakobus durch Pilger und gläubiges Volk.

Da nach altem Strafrecht vor Kirchen »chaempe, paternoster, lebzelten, slos, magram und wilde wurtz« (Kämme, Rosenkränze, Lebzelten, Konfekt, Granatapfel und Gewürz) verkauft werden durften, erlaubten die Mönche auch fliegenden Händlern und Krämern ihre Stände aufzuschlagen. Es entstand die Jakobidult als »freie gefreite Jahrmesse« und erlangte als wirtschaftspolitisches und gesellschaftliches Ereignis große Bedeutung. Eine Besonderheit der Jakobidult war das Scharlachrennen, das alljährlich von 1448 bis 1692 vor dem Karlstor abgehalten wurde.

Das Pferderennen, vom bairischen Herzog Albrecht III. und der Stadt gemeinsam ausgeschrieben, hat seinen Namen von dem für den Sieger ausgesetzten ersten Preis – ein großes Stück scharlachroten, wertvollen, englischen Tuches. Ein Kuriosum dieses Rennens: der letzte Reiter bekam als Trostpreis ein Schwein, das als die bekannte »Rennsau« in die Umgangssprache einging. Zum letzten Mal wurde das Scharlachrennen im Jahr 1786 veranstaltet, bis 1810 die Münchner Bürgerschaft dieses Rennen anlässlich der Vermählung des Kronprinzen Ludwig, des späteren König Ludwig I., mit Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen wieder aufleben ließen.

Lange Zeit blieb die Jakobidult die einzige Dult in München. Erst im 16. Jahrhundert kamen die Dreikönigsdult und Anfang des 18. Jahrhunderts die Magdalenendult in Nymphenburg dazu. Das Besondere der Auer Dult ist auch heute noch ihre spezielle Mischung aus Volksfest und Markt.

Auf knapp 22.000 Quadratmetern genutzter Dultfläche entsteht eine Insel inmitten der Großstadt, wo Vergnügen, Gemütlichkeit und zwischenmenschliche Ansprache zuhause sind. Die Dult gilt als Europas größter Geschirrmarkt; jedes Haferl und jeder Topf findet dort bestimmt seinen Deckel. Antiquarisches und Antikes, Kurioses und Praktisches aus früheren Tagen laden zum Stöbern und Kaufen ein. Auch kulinarisch bietet die Dult für jeden Geschmack etwas. Die Auer Dult ist ein Münchner Original.

Der Ruf »Duit is!« lässt Augen leuchten und Herzen höher schlagen. Für viele Münchnerinnen und Münchner gehören die Besuche der Dulten zum Jahresablauf wie die Brezn zur Weißwurst.

Artikel vom 24.07.2002
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