Thomas Loderer, Erster Bürgermeister

Ottobrunn · Aus dem Rathaus (Ausgabe Oktober 2017)

Ottobrunn · Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, »Im Osten der Stadt zieht ein Wald seine blauen Dämmerstreifen. (…) Hoch steht er da in seiner kühlen, stillen Erhabenheit (…). Lerne sie verstehen, diese Sprache (des Waldes), baue Dir auch ein Nestlein unter die Obhut seiner Zweige, dann wird Dir, Du armer Großstadtmensch, eine wahre ›Waldeszuflucht‹.«

Die lyrische Ode auf den Ottobrunner Wald stammt aus einer Festschrift, die 1927 anlässlich des 25-jährigen Bestehens unseres Siedlungsraums herausgegeben wurde.

Wie stark der Wald einst die Landschaft an der südöstlichen Münchner Stadtgrenze dominiert hat, wird auch aus der folgenden schriftlich festgehaltenen Erinnerung an eine Zugfahrt von Neubiberg nach Ottobrunn an einem Februartag Anfang der dreißiger Jahre deutlich: »Dann aber glitt der Zug aus dem kleinen Bahnhof Neubiberg heraus, und mit einem Mal war man mittendrin in dem gewaltigen, unübersehbaren Massiv. (…) Dunkel und drohend, in majestätischer Unberührtheit und Stille umschloss der Wald die Bahnlinie als das große Geheimnis. (…) Wald, Wald und nochmals Wald …« Keine Frage, wenn man diese Zeilen liest, glaubt man nicht, dass zwischen damals und heute gerade einmal 90 Jahre vergangen sind. Inzwischen ist der Ottobrunn einst so prägende Wald von der immer dichteren Bebauung weitgehend zurückgedrängt worden.

Eine Entwicklung, die der Autor, der oben die märchenhafte Zugfahrt beschreibt, bereits Anfang der fünfziger Jahre vorausgeahnt hat: »Vielleicht wird der Wald, der heute noch, auch für die junge Generation, das Gepräge des Ortes abgibt, einmal nur mehr als ferne Kontur am Horizont stehen ...«

Nein, ganz so weit ist es zum Glück noch nicht gekommen. Auch in Ottobrunn kann man noch echten Wald erleben. Aufgrund von Trockenheit, Baumkrankheiten und Stürmen hat dieser in den vergangenen Jahren jedoch stark gelitten. Viele Bäume wurden vom Wind umgerissen oder sie mussten – und müssen weiterhin – in großer Zahl gefällt werden.

Neben dieser schlechten Nachricht gibt jedoch auch eine gute: Aufgrund der Kräfte der Natur, unterstützt durch das umsichtige Handeln unseres Revierförsters, vollzieht sich gerade auf den besonders stark ausgelichteten Waldflächen eine beeindruckende Waldverjüngung, die zu einem dichten mischwaldartigen Bewuchs führt. Und das in einem atemberaubenden Tempo. Am lebendigsten ist unser Wald momentan genau dort, wo er wegen des herumliegenden Totholzes, wie mir so mancher Bürger tadelnd vorhält, richtig »nach Verhau« aussieht.

Warum dem so sein muss und wie wir unseren Wald nicht nur erhalten, sondern stärken können, ist eines der Themen, über die bei der Bürgerversammlung am Donnerstag, 12. Oktober gesprochen wird. Gerne hätte ich Sie an dieser Stelle auch zu unserer traditionellen Waldsäuberungsaktion »Ramadama« eingeladen. Leider kann diese Veranstaltung heuer aus Sicherheitsgründen nicht stattfinden. Noch stehen zu viele kranke und abgestorbene Bäume herum, die für die Helfer zur Gefahr werden könnten. Dieses Risiko soll – bei aller Liebe zum Wald – nicht eingegangen werden.

Es grüßt Sie sehr herzlich
Thomas Loderer,
Erster Bürgermeister

Artikel vom 05.10.2017
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