Mehr als die Abwesenheit von Krankheit

München · Diana Stachowitz besucht die Klinikseelsorge im Klinikum rechts der Isar

Pfarrer Thomas Kammerer und Diana Stachowitz, MdL	Foto: Diana Stachowitz

Pfarrer Thomas Kammerer und Diana Stachowitz, MdL Foto: Diana Stachowitz

München · Um Krankheiten zu heilen, ist Medizin unerlässlich. Aber wenn sie sich auf Medikamente und Operationen beschränkt, fehlt den Patienten etwas Wesentliches.

»Auch die Seele muss begleitet und gestärkt werden«, sagte Kirchenpolitikerin Diana Stachowitz beim Besuch des Forums Kirche und SPD in der Klinikseelsorge im Klinikum rechts der Isar.

Der Mensch lässt sich nicht in Körper und Geist oder Seele trennen, betonte Klinikseelsorger Pfarrer Thomas Kammerer. Das ökumenische Team der Klinikseelsorger besteht aus katholischen und evangelischen Haupt- und Ehrenamtlichen. Sie besuchen die Patienten unabhängig davon, ob und welcher Religion oder Konfession sie angehören. Im Mittelpunkt steht, so der Seelsorger, weniger die Vermittlung religiöser Inhalte, sondern die gemeinsame Suche nach dem eigenen Umgang z.B. mit einer lebensbedrohlichen Diagnose.

Obwohl, wie Kammerer berichtete, inzwischen bereits rund 60 Prozent der Patienten keinen religiösen Hintergrund haben, ist Klinikseelsorge heute wichtiger denn je. Denn auch diese 60 Prozent, die nicht auf religiöse Rituale wie das Gebet zurückgreifen können, suchen und brauchen in gesundheitlichen Krisen seelischen Beistand. Das ist die Erfahrung des ökumenischen Seelsorgeteams.

»Wenn es darum geht, Menschen in kritischen Lebensphasen zu begleiten, im Krankenhaus, aber z. B auch in stationären Pflegeeinrichtungen, braucht man heute ein multidisziplinäres und multireligiöses Team, das die körperliche und die seelische Gesundheit der Patienten im Blick hat«, so das Fazit der Münchner Landtagsabgeordneten.»Dazu müssen evangelische, katholische, muslimische und Seelsorger anderer im Krankenhaus vertretenen Religionen gehören. Gesundheit ist mehr als Abwesenheit von Krankheit. Diese Erkenntnis setzt sich heute nicht nur in der Hospiz- und Palliativbetreuung durch, sondern beeinflusst auch die Kranken- und Altenseelsorge.« Unter dem Begriff »Spiritual Care« wird deshalb eine Begleitung kranker Menschen zusammengefasst, die weit über Religionen und Weltanschauungen hinaus geht und Spiritualität und Gefühlswelt in den Blick nimmt. »Spiritual Care sollte in Zukunft Standard in allen Kranken- und Pflegeeinrichtungen werden«, fordert Diana Stachowitz. »Nicht nur in der letzten Lebensphase, sondern als fester Bestandteil der Therapie.«

Artikel vom 23.05.2017
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