Kino wie anno dazumal

Retrospektive der Stummfilm-Legende F.W. Murnau

Altstadt · Ab Sonntag, dem 8. Januar bis zum 18. Februar findet im Filmmuseum die große Retrospektive mit allen zwölf erhaltenen Filmen des deutschen Stummfilm-Regisseurs Friedrich Wilhelm Murnau statt.

Gezeigt werden außerdem die Fragmente und zwei Dokumentationen über den gebürtigen Bielefelder. Alle Filme – bis auf seine amerikanischen Produktionen »Sunrise« (1927) und »Tabu« (1931), die mit einem Movietone-Soundtrack ausgestattet sind – werden live von den renommierten Stummfilmmusikern Günter A. Buchwald, Joachim Bärenz, Richard Siedhoff, Sabrina Zimmermann und Mark Pogolski begleitet.

Der Regisseur Friedrich Wilhelm Murnau, 1888 geboren und 1931 bei einem Autounfall in Kalifornien tödlich verunglückt, war einer der Großen des deutschen Films, der stark von Malerei, Literatur und Schauspiel beeinflusst war. Sein Beitrag zur Entwicklung einer spezifischen Filmsprache in der Zeit des Weimarer Kinos wurde bereits früh erkannt. Nicht zuletzt zählt Murnaus Horrorfilm »Nosferatu« (1923) mit seinen expressiven Bildern zu den berühmtesten Stummfilmen.

Friedrich Wilhelm Murnau arbeitete mit den besten Kameraleuten seiner Zeit zusammen: Fritz Arno Wagner, Karl Freund, Carl Hoffmann, Charles Rosher, Ernest Palmer, Floyd Crosby. Prominente Schauspieler wie Werner Krauß, Alexander Granach, Max Schreck, Harry Liedke, Emil Jannings, Lil Dagover, Camilla Horn und später in Amerika Janet Gaynor, die für ihre Rolle in »Sunrise« sogar den ersten Oscar als beste Schauspielerin erhielt, drängte es in seine Filme.

Murnau experimentierte mit filmischen Tricks und extravaganten Bauten für die Kamera. Berühmt ist z.B. die entfesselte Kamera beim »fliegenden Trompetenton« im Drama »Der letzte Mann« von 1924, in dem die Kamera – in einen Fahrkorb montiert – quer über den ganzen (Studio-)Hinterhof etwa 20 Meter schräg abwärts fährt: vom Ohr des schlafenden Emil Jannings bis zur Öffnung der Trompete. Murnau gelingen Bildsequenzen, die keiner Zwischentitel mehr bedürfen, um die inneren Vorgänge der Protagonisten deutlich zu machen. Nur einen Zwischentitel setzt er hier bewusst am Ende des Films ein.

Für viele Nachgeborene in Europa wie François Truffaut, Eric Rohmer, Jacques Rivette und Jean-Luc Godard, für Werner Herzog, Ulrike Ottinger und Wim Wenders war Friedrich Wilhelm Murnau die Inkarnation deutscher Filmgeschichte.

Eröffnet wird die Retrospektive am Sonntag, dem 8. Januar um 18.30 Uhr mit Murnaus erstem erhaltenen Langfilm, dem Drama »Der Gang in die Nacht« (1920) mit Conrad Veidt und Erna Morena, der erstmals in einer neu rekonstruierten und farbig viragierten Version des Filmmuseums gezeigt wird. Der Eintritt beträgt 4, bzw. 3 Euro für Mitglieder des Fördervereins MFZ, plus 2 Euro Aufschlag bei Live-Musik. Karten können unter Tel. 089/ 233 96450 vorbestellt werden.

Die Retrospektive findet anlässlich der Ausstellung »Friedrich Wilhelm Murnau. Eine Hommage« statt, die noch bis zum 26. Februar 2017 in der Städtischen Galerie im Lenbachhaus gezeigt wird. www.lenbachhaus.de

Artikel vom 31.12.2016
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