Spenden statt wegwerfen

Der Hachinger Tisch feiert im September seinen 10. Geburtstag

Die Helfer des Hachinger Tisches dürfen stolz sein. Seit zeh Jahren sorgen sie dafür, dass gespendete Lebensmittel an den Mann kommen. 	Foto: hw

Die Helfer des Hachinger Tisches dürfen stolz sein. Seit zeh Jahren sorgen sie dafür, dass gespendete Lebensmittel an den Mann kommen. Foto: hw

Hachinger Tal · »Der erste Tisch im Münchner Südosten wurde in Haar eröffnet, wir haben ein Jahr später damit angefangen«, erinnert sich Horst Later vom Hachinger Tisch an die Anfänge der Aktion, die aus dem Leben vieler Menschen gar nicht mehr weg zu denken ist.

»Als wir vor zehn Jahren mit einer Handvoll Leute begonnen haben, hat man noch über uns gelacht. Hier braucht man so etwas nicht, hat so mancher gesagt«, erinnert sich Edeltraud Kauffmann vom Helferteam.

Aus der Handvoll Helfer sind mittlerweile rund 100 Personen geworden, die sich darum kümmern, dass gut erhaltene Lebensmittel nicht weggeworfen, sondern an die verteilt werden, die von Sozialleistungen leben müssen. Heute sind es rund 300 Personen, die der Hachinger Tisch unter der Federführung der Caritas jede Woche versorgt. »Wir sind natürlich keine Vollversorger, aber das ist auch nicht unsere Aufgabe«, erläutert Ursula Büchner, die ebenfalls von der ersten Stunde an mit von der Partie ist.

Aufgerufen hatte damals die Caritas, die etwas für die Menschen tun wollte, die auf der Schattenseite der Gesellschaft stehen. »Ohne die Unterstützung der Caritas hätten wir das nicht auf die Beine stellen können«, betonte Edeltraud Kauffmann. Damals war eine Einrichtung eines Tisches noch Neuland, Lebensmittelspenden hätte es an eine private Organisation sicherlich nicht gegeben, sind sich die Organisatoren sicher. Um das Ganze ins Laufen zu bringen, schrieben damals auch die Bürgermeister der beteiligten Gemeinden Ober- und Unterhaching sowie Taufkirchen große und kleine Geschäfte in ihren Orten an und warben dafür, entsprechende Lebensmittel zur Verfügung zu stellen.

Mittlerweile ist die Zahl der Spender auf rund 50 gestiegen, vom Großhandel bis hin zum Feinkostgeschäft reicht die Palette. Was genau vorher auf den Tisch kommen wird, weiß niemand. »Jetzt in der Ferienzeit sind frische Produkte Mangelware, denn die Läden kalkulieren knappe«, erklärt Edeltraud Kauffmann. Zwischen einer und 1,5 Tonnen Ware bewegen die Helfer jede Woche. Ein eigens Team aus Helfern sammelt die Spenden ein, rund 30 Personen sind freitags rund um die Ausgabe beschäftigt. Die Ware muss sortiert und portioniert werden, damit möglichst für alle etwas von allem da ist. Das gelingt natürlich nicht immer. Damit nicht immer die gleichen die Nase bei der Verteilung vorn haben, wurden den Beziehern Nummern zu gewiesen und jede Woche darf ein anderer Zehnerblock zuerst aus den gespendeten Waren auswählen. »So kommt jeder Mal in den Genuss, am Anfang die volle Auswahl zu haben odere weiß wie es ist, wenn man am Ende auf manches verzichten muss«, erklärt Edeltraud Kauffmann.

Vor gut zwei Jahren ist der Hachinger Tisch vom Pfarrsaal in St. Georg in ein leer stehendes Gebäude in der Lindenpassage gezogen. Der Umzug wurde nötig, da das Lager, das von St. Georg aus benutzt wurde, nicht mehr zur Verfügung stand. »Der Ausgabeplatz hier ist zwar kleiner, aber dafür ist das Lager direkt nebenan. Das lästige Holen und doppelte Schleppen der Ware entfällt damit«, so Horst Later. Anders würde es auch nicht mehr gehen, betonen Ursula Büchner und Edeltraud Kauffmann, denn nicht nur der Hachinger Tisch sei mittlerweile zehn Jahre älter, sondern auch ein Großteil der Helfer. Ein wenig junge Verstärkung wäre bei den Helfern sehr willkommen, so die Ehrenamtlichen unisono. Durch das begrenzte Raumangebot sei man mittlerweile an seine Grenzen bei der Ausgabe gekommen. Sehr viele Menschen mehr könne man hier an diesem Standort nicht versorgen. Dabei sei die Tendenz steigend, betonen die engagierten Helfer.

Nächstes Jahr muss der Hachinger Tisch aus seiner neuen Bleibe wieder ausziehen, da das ehemalige Ladengeschäft abgerissen wird. Die beteiligten Gemeinden haben aber versprochen, sich rechtzeitig auf die Suche nach einem passenden Objekt zu machen.

Genauso wichtig wie die regelmäßigen Lebensmittelspenden sind intensive und verlässliche Beziehungen für die Bezieher des Hachinger Tischs. Nicht immer gelingt das den Menschen untereinander, dann kommen vor allem Tiere ins Spiel, die zum wichtigen Bezugspartner für den Menschen werden können. Armut trifft dabei nicht nur das Herrchen oder Frauchen, sondern auch das geliebte Tier. Deshalb verteilt der Hachinger Tisch nicht nur regelmäßig Lebensmittel an die Empfänger, sondern auch Tierfutter und gespendetes Haustier-Zubehör wie Leinen, Futternäpfe oder Körbchen. Dass das möglich ist, verdanken sie der Tiertafel aus Ottobrunn, die alle zwei Wochen entsprechende Spenden vorbeibringt. Federführend ist hier das Ehepaar Katharina und Jürgen Wollmann aktiv. Gemeinsam mit anderen fleißigen Helfern holen sie Spenden aus Tierfachgeschäften ab, stellen Spendenboxen in Baumärkten, Fachgeschäften und Supermärkten auf und sammeln auch im privaten Kreis Spenden ein.

Seit sieben Jahren investieren die beiden Tierfreunde einen Großteil ihrer Freizeit in dieses Engagement. Durch einen privaten Kontakt seien sie auf das Problem aufmerksam geworden, dass es Menschen in finanziell beengten Verhältnissen schwer haben. Oftmals würden sich die Leute das Geld für ihre Tiere vom Munde absparen, weiß Katharina Wollmann zu berichten und weiter: »Ich kann das verstehen, denn die Vorstellung, dass ich meine Tiere abgeben müsste, weil ich sie mir eigentlich nicht mehr leisten kann, wäre furchtbar«, bekennt die engagierte Ottobrunnnerin. Ein Tier liebe seinen Besitzer auch in schwierigen Zeiten, urteile nicht über mögliche Fehler oder Versäumnisse, sei Trost und Halt und deshalb alles andere als ein verzichtbarer Luxus. Wer sich bei der Ottobrunner Tiertafel engagieren möchte oder spenden will, der erreicht das Ehepaar Wollmann unter der Tel. 66 59 24 25.

Seit dem Umzug in die Eichenstraße gibt es auch einen begrenzten Platz für Non Food Artikel, gut erhalten Kleidung und Haushaltswaren wie Bettwäsche oder Geschirr können immer freitags vor der Ausgabe um 11 Uhr beim Helferteam abgegeben werden. Hier dürfen die Besucher des Hachinger Tisches frei wählen und sich mit kostenlosen Waren eindecken.

»Am schönsten ist es, wenn jemand zu uns kommt und verkündet, dass er von nun an nicht mehr kommen wird, weil er eine Arbeit gefunden hat, und nun bald für sich selber sorgen kann«, betont Edletraud Kauffmann.

Für die nächsten zehn Jahre wünschen die Helfer weitere tatkräftige Unterstützer, viele Spender und eine passgerechte Bleibe für ihr Projekt. Wer sich gerne beteiligen will oder einen Bezieherausweis beantragen möchte, der meldet sich bei der Caritas unter Tel. 9 60 51 70. Ende September wird aber erst einmal gefeiert, mit einem Festgottesdienst in Kirche von St. Johannes und einem Stehempfang. H. Woschée

Artikel vom 07.09.2016
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