Der Druck wird zu groß

Heimvolksschule im Josefsheim hat nicht genug Schüler

Bilder, wie sie bald der Vergangenheit angehören werden: Schulentlassfeier im Josefsheim unter freiem Himmel. Aber die Stimmung ist getrübt.	Foto: kw

Bilder, wie sie bald der Vergangenheit angehören werden: Schulentlassfeier im Josefsheim unter freiem Himmel. Aber die Stimmung ist getrübt. Foto: kw

Wartenberg · Eine ganze Schule wird abgewickelt im Norden des Landkreises Erding. Mit der schrittweisen Auflösung der Heimvolksschule im Josefsheim in Wartenberg endet in den nächsten Jahren eine über hundertjährige Tradition.

Die Zahl der Anmeldungen für diese vom seraphischen Liebeswerk mit Sitz in Altötting geführten privaten Volksschule ist derart eingebrochen, dass eine fünfte Klasse nicht mehr zustande kommt, die Ganztags-Intensivklasse muss aus dem gleichen Grund dicht gemacht werden. Die Gründe für diese Entwicklung sind vielschichtig. »Die Menschen haben das Vertrauen verloren«, vermutete einmal Landrat Martin Bayerstorfer und bezog sich auf Ermittlungen der Staatsanwaltschaft wegen Missbrauch und einigem mehr, die zwar allesamt ins Leere gelaufen sind, die aber ein gewaltiges Medienecho bewirkt haben. Einige behaupten gar, die Schule sei »kaputtgeschrieben« worden. Das alte Sprichwort »Es bleibt immer was hängen« bewahrheitet sich hier einmal mehr und das Nachsehen haben die Schüler.

Es kommt für die Schule aber noch eine andere Entwicklung hinzu, und die ist für Schulleiter Michael Braun letztlich entscheidend: Die Heimvolksschule konnte Ganztagsbetreuung anbieten, was ihr über Jahrzehnte eine Alleinstellung beschert hat. Genau diese ist nicht mehr gegeben. Die Marie-Pettenbeck-Schule in Wartenberg hat ihr Ganztagsangebot derart aufgestockt, dass sie jetzt zweizügig damit fahren kann. Auch in den umliegenden Gemeinden steigen die Schulen in die Ganztagsbetreuung ein, weil das immer mehr verlangt wird. Die Eltern können wählen zwischen einem gebundenen und einem offenen Ganztagszug und, kombiniert mit dem an der größeren Wartenberger Schule leichteren Übergang zu den Möglichkeiten, einen mittleren Schulabschluss über das erfolgreiche »9+2«-Modell zu erreichen, war die Marie-Pettenbeck-Schule am »Markt« einfach zu stark. Da halfen auch großzügige Kooperationsangebote nichts.

Dass die Schülerzahlen in Wartenberg in der Summe steigen, das Josefsheim davon aber nicht profitieren konnte, zeigt erst recht, wie es steht: Von einem »Verdrängungswettbewerb« kann also keine Rede sein. Auch dass das Josefsheim sich nach Jahrzehnten als reine Bubenschule für Mädchen öffnete, konnte den Trend nicht umkehren: Gerade mal zwei Anmeldungen liegen vor.

Robert Aichinger ist der kommissarische pädagogische Leiter und der Vertreter des Trägers. Er sagte nun: »Ziel ist, dass die aktuelle siebte Klasse bis zum Schluss beisammen bleibt.« Dafür werde auch noch einiges Geld in die Hand genommen. In der Tat: Die Schüler sind da, die Einnahmen aus Schulgeld brechen weg.

Für das kommende Jahr sei der Betrieb in den alten Strukturen gesichert. Aichinger berichtete weiter, dass es bereits einen Elternabend vor allem für die Eltern der siebten Klasse gegeben habe, bei dem das Thema intensiv besprochen worden sei. Das Staatliche Schulamt in Erding ist in diesen Prozess der »Abwicklung« – das Wort wollte aber niemand in den Mund nehmen – eingebunden.

Des Einen Freud, des Anderen Leid – auch dieser alte Spruch bewahrheitet sich hier: Der Markt Wartenberg hat schon Bedarf an den Räumen angemeldet: Der Erfolg der Marie-Pettenbeck-Schule mit dem steigenden Raumbedarf hat dazu geführt, dass »der Hort Hals über Kopf ausziehen musste«, wie es Bürgermeister Manfred Ranft ausdrückte. Die frei werdenden Räume im Josefsheim waren da ein Geschenk des Himmels. kw

Artikel vom 29.07.2016
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