Mehr als »Flohmarkt«

Die Hof-Flohmärkte bringen die Menschen zusammen

Die Hof-Flohmärkte in München werden begeistert angenommen. Tausende durchstöbern die Höfe allein in Schwabing und der Maxvorstadt.	Foto: VA

Die Hof-Flohmärkte in München werden begeistert angenommen. Tausende durchstöbern die Höfe allein in Schwabing und der Maxvorstadt. Foto: VA

Schwabing-Maxvorstadt · Die ersten Frühlingstage liegen hinter uns. Die Münchner gehen wieder raus und genießen die Sonne und die milde Luft. Das ist der Startschuss für die neue Hof-Flohmarktsaison.

Hofflohmärkte in München
Kunst & Trödel wechseln den Besitzer, direkt vor der Haustür, im Hinterhof, oder im Garten

Fünf der beliebtesten Münchner Hof-Flohmärkte finden zwischen Münchner Freiheit und Wittelsbacherbrücke statt, darunter die Schwabinger Hof-Flohmärkte, die das Vorbild für inzwischen rund 30 weitere Veranstaltungen in München und dem Umland sind. In Schwabing steigt das große Stöbern und Feilschen am Samstag, 13. Juni, bei schlechtem Wetter eine Woche später. Damit sind die Schwabinger im Innenstadtbereich aber nicht die Ersten.

Bereits am 25. April erkunden Schnäppchenjäger die Hinterhöfe in Haidhausen, am 9. Mai im Dreimühlen-/Schlachthofviertel und am 23. Mai in der Maxvorstadt. Nach Schwabing geht’s im Wochenrhythmus weiter. Der Hinterhofflohmarkt im Lehel lockt die Flohmarktfreunde am 20. Juni in die Innenstadt, im Glockenbachviertel gehen Klassiker aus Speicher und Keller am 27. Juni über die Tische.

Dabei taucht gelegentlich auch ein wertvoller Zufallsfund auf. Die werden aber in der Regel nur von Fachleuten als wertvoll erkannt. »2009 war Gruschka’s Kunst- und Trödeltouren auf den Schwabinger Hof-Flohmärkten unterwegs und fand unter anderem ein originales Michelin-Männchen, eine mechanische Stechuhr K29 aus den 1950er-Jahren und einen Pharus Stadtplan Berlin aus den 20er- oder 30er-Jahren«, erzählt Dorothee Fichter, Leiterin der Nachbarschaft Schwabing, die die Hof-Flohmärkte im Stadtteil organisiert.
»Seit dem Jahr 2000 initiiere ich diese Aktion, habe Kontakt mit den Hausgemeinschaften und koordiniere die nachbarschaftliche Aktion«, berichtet Fichter. Damit sind die Schwabinger Hof-Flohmärkte in München Vorreiter, laut Dorothee Fichter gibt es keine älteren. Auf den ersten Blick steht bei den Hof-Flohmärkten der Kauf und Verkauf im Vordergrund. Tatsächlich geht es aber um die Kommunikation, um die Gemeinschaft, um das Miteinander. »Ich sehe immer wieder die besonders gute nachbarschaftliche Zusammenarbeit bei den Flohmärkten in der Maxvorstadt«, berichtet Mitorganisator Arno Lücht. »Da hilft man sich gegenseitig schon beim Aufbau und in vielen Höfen finden richtig kleine ›Partys‹ statt. Viele Höfe sind auch bereit, einen Standplatz für Gäste anzubieten, wenn diese in ihren Höfen keinen Platz haben oder keinen Flohmarkt veranstalten dürfen.«

Auch Dorothee Fichter weiß von einem bemerkenswerten Erlebnis zu berichten, das ganz spontan zustandekam: »Oft wird nach dem Flohmarkt gemeinsam gefeiert und auch musiziert. So weiß ich, dass ein Hausmeister seine Gitarre auspackte und ein Nachbar holte auch ein Instrument – und dann wurde zur Überraschung aller spontan Musik gemacht.«

So werden die Hof-Flohmärkte zu einer echten Nachbarschaftsaktion in einer sonst oftmals weitgehend anonymen Großstadt. Man kennt seine direkten Nachbarn, aber drei Häuser weiter? Die Flohmärkte bringen die Menschen zusammen. Das genießen auch die Besucher der Flohmärkte. In Schwabing werden im Juni etwa 10.000 erwartet, in der Maxvorstadt rechnet Lücht mit »mehreren Tausend«. »Die Menschen sind fröhlicher Stimmung, es ist friedlich, man genießt das Leben… Kinder sind oft dabei, ob im Kinderwagen oder an der Hand: Die Hof-Flohmärkte sind etwas für die ganze Familie«, fasst Dorothee Fichter zusammen.

Das kann Arno Lücht nur bestätigen: »Die Menschen genießen die besondere Atmosphäre der Hof-Flohmärkte, wo der persönliche und kommunikative Austausch an erster Stelle steht. Das ganze Viertel ist auf den Beinen, die Atmosphäre ist locker und anregend.« Das spürt jeder, der die Stände nach interessanten Fundstücken absucht und dann einen möglichst guten Preis rausholen will. Feilschen gehört unbedingt dazu. »Sonst wäre es wie im Kaufhaus«, meint Dorothee Fichter. Außerdem ist es die Absicht der Organisatoren, die Menschen miteinander ins Gespräch zu bringen und nicht in erster Linie ein dickes Plus am Ende des Tages. Wenn das noch dazukommt, steigt natürlich bei allen Beteiligten die Motivation im Jahr darauf wieder dabeizusein. cr

Unter Hofflohmarkt-Termine 2015 in München finden Flohmarkt-Freunde, wo und wann in Ihrem Stadtviertel ein Hof-Flohmärkte stattfindet.
Vollständige Interviews mit Gesprächspartnerin Dorothee Fichter, Initiatorin der Hofflohmärkte in Schwabing und dem Mit-Initiator der Hofflohmärkte in Maxvorstadt: Arno Lücht.

Zum Hof-Flohmarkt Dreimühlen-/Schlachthofviertel können sich Interessierte bis 28. März anmelden, Kontakt unter rene.goetz@stadtfavoriten.de
Formulare zu den Hofflohmärkten in Maxvorstadt, Schwabing, und Lehel sind unter www.hofflohmarkt-maxvorstadt.de www.hofflohmarkt-schwabing.de www.hinterhofflohmarkt-lehel.de zu finden, für den Hofflohmarkt im Glockenbachviertel gibt es unter www.hofflohmarkt.de einen interaktiven Plan.

Artikel vom 11.03.2015
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