Visionen mit Tunnel

Bogenhausen · Planungsreferat informiert über neues Stadtviertel im 13. Bezirk

Michael Hardi vom städtischen Planungsreferat erläutert die Anschlussmöglichkeiten per U-Bahn oder Straßenbahn des künftigen Wohnviertels östlich der  S-Bahnlinie zum Flughafen.	Foto: hgb, Referat für Stadtplanung und Bauordnung

Michael Hardi vom städtischen Planungsreferat erläutert die Anschlussmöglichkeiten per U-Bahn oder Straßenbahn des künftigen Wohnviertels östlich der S-Bahnlinie zum Flughafen. Foto: hgb, Referat für Stadtplanung und Bauordnung

Bogenhausen · »Die Tieferlegung der S 8 – also ein Tunnel – ist ein Beschluss des Stadtrats, ist unser Ausgangspunkt für die städtebauliche Entwicklungsmaßnahme auf den Flächen östlich der Flughafenlinie.

In und um München wachsen neue Wohnräume

Daran rütteln wir nicht, so lange der Stadtrat nichts anderes vorgibt«, versicherte kürzlich Michael Hardi vom städtischen Planungsreferat.

Knapp 100 Bogenhauser, die zur ersten Informationsrunde zum Ablauf der vorbereitenden Untersuchungen für den neuen Stadtteil auf Initiative des Bezirksausschusses (BA) gekommen waren, vernahmen es mit Wohlwollen. Doch die Skepsis war den meisten anzumerken. Argwöhnisch sind auch nach wie vor die Lokalpolitiker, die im Kommunalparlament per Votum im Dezember »provisorische Maßnahmen oder Interimsbauwerke zur Querung der Bahnstrecke« kategorisch abgelehnt hatten. BA-Vorsitzende Angelika Pilz-Strasser (Grüne) freute sich und konstatierte eingangs klipp und klar: »Wir stehen am Anfang einer spannenden Entwicklung. Das Vorhaben ist aber ausschließlich mit einem Tunnel machbar. Sonst wird Bogenhausen zerteilt«. Es wäre nach dem Mittleren Ring die zweite Schneise, eine weitere offene Narbe im 13. Stadtbezirk.

Zum Hintergrund: Den viergleisigen Ausbau der momentan zweispurigen Strecke für S-Bahn und Güterzüge zum Rangierbahnhof in einer etwa vier Kilometer langen Röhre sowie den Abriss der vergammelten Bahnhöfe in Daglfing, Englschalking und Johanneskirchen samt Verlegung der Stationen unter die Erde – Kostenanteil für München rund 500 Millionen Euro – hatte der Stadtrat am 29. Februar 2012 befürwortet. Über den Ausbau entscheidet aber nicht die Stadt, sondern der Freistaat sowie die Bahn und der Bund, die zusammen rund 180 Millionen Euro zu tragen hätten. Doch die Verhandlungen ziehen sich hin, kommen seit zwei Jahren nicht vom Fleck.

Auf dem Ende vergangenen Jahres vom städtischen Planungsausschuss um 15 Hektar erweiterten – um die Fläche zwischen der Bahnlinie nach Mühldorf und der Riemer Straße – nunmehr 590 Hektar großen Gelände soll ein neues Stadtviertel entstehen. Aus dem Rathaus angesagt »ist ein wichtiger Beitrag, um das prognostizierte Bevölkerungswachstum von 15 Prozent auf 1,65 Millionen bis 2030 in der Landeshauptstadt bewältigen zu können«. Eingegrenzt ist das Gebiet, sagte Hardi, von den Gleisen der S-Bahn zum Flughafen im Westen und dem Lebermoosweg im Osten sowie der Bahntrasse nach Mühldorf und der Stadtgrenze im Norden.

Vorgesehen sind laut Flächennutzungsplan (FNP) 10.000 Wohnungen und 2000 Arbeitsplätze. Auf die Frage ob nur 5000 Wohnungen nicht sinnvoller wären, antwortete er: »Die Zahl ist grundsätzlich offen, sie muss geprüft werden in den Gutachten für ein Konzept, um dem Stadtrat Antworten geben zu können. Weniger als im FNP vorgesehen, würde uns aber unglaubwürdig machen. Es könnten durchaus auch 15.000 Wohnungen werden«. Bei letzterer Zahl zuckte ein Bürger zusammen, befürchtete Riemer Dimensionen und urteilte unter dem Beifall der Besucher: »Eine so dichte Bebauung wollen wir nicht. Riem ist grauenvoll«. Eine derart dichte Bebauung sei, meinte Hardi, aber nicht zu befürchten, denn wegen des »zerklüfteten Areals« könne dort keine kompakte Großsiedlung geschaffen werden.

Mit dem Einleitungsbeschluss für die Vision im Osten – nach Freiham besteht hier das größte Entwicklungspotenzial für den Münchner Wohnungsbau – hatte Oberbürgermeister Christian Ude im Herbst 2011 einen Coup gelandet: Die Bodenpreise wurden mit Bekanntgabe automatisch gesetzlich eingefroren. Der Grund war damit für Spekulanten weitgehend uninteressant. Ohne diese Vorgehensweise wären die Preise wohl sofort in die Höhe geschossen. »Auf dieser Grundlage können wir in aller Ruhe über die Planungen nachdenken«, erklärte Hardi, und stellte klar: »Wir wollen nicht nur Wohnungen auf Teufel komm raus schaffen, nicht alle Flächen kommen für Wohnbau infrage, die Menschen brauchen auch Freiräume und Grünflächen«. Der Erhalt des Gebiets als »wesentliche Grünversorgung« ist nämlich vom Stadtrat verankert worden. Zur besseren Vorstellung der Flächengrößen nannte der Planungsfachmann Beispiele: »Das Areal ist mit Riem samt Park – dort sind es rund 560 Hektar – vergleichbar. In Freiham Süd und Nord sind es rund 350 Hektar«. Hardi betonte, dass das Verfahren noch ganz am Anfang stehe, die Anwohner kontinuierlich eingebunden würden und dabei mitreden könnten. Überdies werde es laufend Informationen in den BA-Tagungen geben. Vor einem Workshop für die Bürger am Samstag, 26. Juli, machen sich tags zuvor die ersten Gutachter bei einer Busrundfahrt vor Ort ein Bild.

Ein zentrales Thema wird die Verkehrserschließung sein. So soll geprüft werden, ob die U 4 vom Arabellapark durch das Neubaugebiet bis zur Messestadt Riem verlängert werden kann, oder ob dort eine Tram-Trasse gebaut wird.

Auf Basis aller Untersuchungen wird bis 2015 ein Strukturkonzept dem Stadtrat präsentiert, damit die nächsten Verfahrensschritte eingeleitet werden können. »2016 wird alles bewertet und verfeinert, dann wollen wir ein Bild des Viertels im Kopf haben«, sagte Hardi. Ab 2020 könnten die ersten Bagger anrücken. Helmut G. Blessing

Artikel vom 25.03.2014
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