Stadt unternimmt neuen Versuch, Rappenweg zu strukturieren

Trudering · Ordnung ins Chaos

Teile des Rappenwegs muten an wie ein Schrottplatz – nun soll ein offizielles Gewerbegebiet entstehen.	Foto: Kohnke

Teile des Rappenwegs muten an wie ein Schrottplatz – nun soll ein offizielles Gewerbegebiet entstehen. Foto: Kohnke

Trudering · Von Weitem gleicht das wilde Gewerbegebiet am Rappenweg beinahe einem Schrottplatz. Unzählige Unfallautos säumen hier meist unbefestigte Wege, rostige Container stehen herum, Baumaterial lagert allerorten.

Auf den zweiten Blick hingegen zeigt sich eine über Jahrzehnte gewachsene Struktur von Autowerkstätten, Baufirmen, Handwerksbetrieben – die meisten sogar mit Hausnummer. Seit den 60er-Jahren versucht die Stadt hier Ordnung zu schaffen. Jetzt startet das Referat für Stadtplanung und Bauordnung einen erneuten Versuch und legte dem Bezirksausschuss Trudering-Riem ein 17-seitiges Konzept vor. Ziel ist die Entwicklung eines Gewerbegebietes einfachen Standards.

Wo früher Kiesabbauflächen aufgefüllt wurden, siedelten sich nach und nach Gewerbebetriebe an. Die mangelnde Tragfähigkeit des Untergrundes und teilweise Altlasten erschwerten die heutige Neuplanung, erläutert dazu Thorsten Vogel, Sprecher des Referats. Von den rund 24 Hektar Fläche befinden sich heute 17 Hektar in privater Hand, vier Hektar gehören der Stadt, weitere 2,7 Hektar dem Katholischen Caritasverband und eine kleine Fläche von 0,1 Hektar der Bundesfinanzverwaltung. Für die wenigsten Gebiete liege eine Genehmigung vor, so der Referatssprecher. Die Probleme vor Ort seien mangelnde Erschließung, aber auch städtebauliche Missstände wie unzureichender Brand- und Umweltschutz. Bis Ende der 80er-Jahre schwebte der Abbruch der Siedlung wie ein Damoklesschwert über dem Rappenweg.

Der Abzug des Flughafens Riem (1992) und die Bundesgartenschau (2005) ließen Planungen immer wieder stagnieren. Im Rahmen der Gesamtentwicklung der nahen Messestadt Riem entstanden vor Ort schließlich eine ganze Reihe von Gutachten, die die heutigen Planungen begleiten und die teilweise aktualisiert werden.

Im Rahmen der geplanten Neuordnung hat die Stadt einige Planungsschritte bereits genauer bestimmt. So soll etwa der gesamte Deponiekörper im Zuge der Sanierung so wenig wie möglich angetastet und Aushub minimiert werden. Das Konzept zielt auf eine Sicherung der Altlasten durch Versiegelung und Überdeckung. Das Grundwasser in diesem Bereich muss jährlich kontrolliert werden. Geplant ist ebenfalls die Gestaltung eines entsprechenden Ortsrandes zur Siedlung Gronsdorf, zum Riemer Park und zur Bahn hin. Für die innere Erschließung des Gebiets soll ein doppelter Ring dienen, der im Westen an die Schwablhofstraße angebunden ist. Vorgesehen sind Grundstücksgrößen ab 1.000 Quadratmetern, die nach Angaben des Referats erfahrungsgemäß stark nachgefragt sind. Durch Zusammenschalten verschiedener Parzellen könnten dennoch Flächen von bis zu 9.000 Quadratmeter entstehen.

Aufgrund von noch möglichen Setzungsdifferenzen im Boden werden nur eingeschossige Bauwerke, Gebäude in modularer Bauweise oder in Leichtbauweise entstehen können. Die Planung sieht darüber hinaus eine getrennte Führung der Fuß- und Radwegverbindungen von den Gewerbestraßen vor. Einige der Wege sollen zum Riemer Park und zu den Anknüpfpunkten der umgebenden Gebiete führen. Wann fällt der offizielle Startschuss für die Neuordnung des Gebiets? »Das ist im Grunde noch nicht abzusehen«, erläutert Thorsten Vogel. Eine Reihe von Fragen insbesondere zur Altlastenproblematik und zur Erschließung seien noch nicht abschließend geklärt. Zudem sei die Mitwirkungsbereitschaft aller betroffenen Grundstückseigentümer erforderlich.

Ziel sei ein einvernehmliches, gesetzliches Umlegeverfahren, das von der Stadt gesteuert wird. Derzeit liefen noch viele Gespräche zwischen der Stadt und den Eigentümern, von denen sich die meisten aber kooperativ zeigten. Bislang sei es gelungen, die grundsätzliche Mitwirkungsbereitschaft von 14 der insgesamt 15 Eigentümer zu erreichen. Es sei zum jetzigen Zeitpunkt noch viel Vorarbeit zu leisten, so das Fazit des Referatssprechers. Das Ziel sei die Legalisierung, Sanierung und Neuordnung des Gebiets am Rappenweg.

Der Bezirksausschuss Trudering-Riem nahm diese Pläne auf seiner jüngsten Sitzung zur Kenntnis, bittet die Stadt jedoch um einen regelmäßigen Sachstandsbericht. kk

Artikel vom 26.10.2010
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