Seit dem Sommer hat sich eine neue Veranstaltungsreihe in Harlaching etabliert. Unter dem Motto „Kultur in Emmaus“ trotzt die Kirchengemeinde im Zentrum des Stadtviertels den Widrigkeiten der Kirchenschließung und lädt ein zu Musik, Literatur und Kunst im Gemeindesaal der Emmauskirche oder unterwegs in Harlaching.
„Die Emmausgemeinde ist nicht nur ein spirituelles, sondern auch ein kulturelles Zentrum mitten in Harlaching. Nun, da große Konzerte wie etwa des Münchner Konzertchores im Kirchenraum nicht mehr stattfinden können, werden wir das Angebot in neuer Form dennoch aufrecht erhalten. Denn unsere Kirchengemeinde möchte Begegnungsstätte sein und Möglichkeiten zum Austausch, aber auch zur persönlichen Regeneration über die Gottesdienste hinaus bieten“, erklärt Andreas Lay, Pfarrer der Kirchengemeinde.
Für die Wintersaison lädt die Emmauskirche zu den folgenden Veranstaltungen der Reihe ein: Montag, 11. November, um 20 Uhr zur „Lesung aus verbrannten Büchern”. Im Frühjahr 1933 wurden im Rahmen einer „Aktion gegen den undeutschen Geist“ von deutschen Studenten auf öffentlichen Plätzen der Universitäts- und anderer Städte Bücher und Broschüren verbrannt. Nicht nur große Romane fielen dieser Aktion zum Opfer, auch etwa 200 politische und wissenschaftliche Autoren und Autorinnen sollten mit der Verbrennung ihrer Bücher zum Schweigen gebracht werden. Den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern wurde gekündigt, sie wurden ersetzt und sind bis heute oft so gut wie vergessen, obwohl sie Bedeutendes für ihre jeweilige Disziplin erforscht und publiziert hatten. Neben der Beseitigung der jüdischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den Universitäten ging es den Studierenden auch um eine Vernichtung demokratischer Haltungen der Weimarer Republik.
In Anlehnung an die „Deutsche Freiheitsbibliothek“, in der führende europäische Intellektuelle 1934 im französischen Exil ihre Bücher versammelt hatten, werden in der „Münchner Freiheitsbibliothek“, einem privaten Archiv, (begründet von Michael Schätzl) noch erhaltene Exemplare der im Mai 1933 verbrannten Bücher gesammelt. Aus diesen oft überraschend aktuellen Werken lesen Christine Mittlmeier, Michael Schätzl und Wolfgang Winter. Die drei Lehrkräfte des Asam-Gymnasiums in München beschäftigen sich mit den verbrannten Büchern in ihrem Unterricht, in Fortbildungen für Lehrkräfte, nehmen an Gedenkveranstaltungen teil, erarbeiten schulische Gedenkmöglichkeiten, lesen in Stadtteilbibliotheken und beteiligten sich an der Gumbel-Ausstellung an der TUM im Jahr 2019 („Emil Gumbel (1891 – 1966): Statistiker, Pazifist, Publizist. Im Kampf gegen Extreme und für die Weimarer Republik“). Begleitend zu der Lesung ist ein Lesebuch „ Aus verbrannten Büchern lesen“ erschienen, das man auch erwerben kann.Der Eintritt ist frei, Spenden werden erbeten. Nach der Lesung findet ein Getränkeverkauf statt. Außerdem ist an diesem Tag unser Büchermarkt von 18 bis 20 Uhr und auch noch nach der Lesung geöffnet, somit gibt es vor und nach der Lesung auch die Möglichkeit zum Stöbern und Shoppen.
Am Freitag, 13. Dezember, wird um 20 Uhr zur Musik im Advent mit dem Münchner Konzertchor geladen. Der Münchner Konzertchor lädt herzlich ein zu adventlicher, fröhlicher und stimmungsvoller Musik zum Zuhören und Mitsingen.
Trübes Herbstwetter und kein Lesestoff im Haus? Im Wechsel zum Emmaus-Jahrmarkt planen die Ehrenamtlichen von der Emmaus-Gemeinde im Herbst wieder den großen Markt für gebrauchte und neue Bücher, um die Sanierung des Kirchendaches zu unterstützen. Der Verkauf findet an folgenden Terminen statt: Samstag, 9.November und Sonntag, 10. November, jeweils von 11 bis 17 Uhr sowie von Montag, 11. November bis Donnerstag, 14. November, jeweils von 18 bis 20 Uhr und abschließend am Freitag, 15. November, von 18 bis 22 Uhr.
Gerne können sich die Besucher im Anschluss oder zwischendurch in der Cafeteria stärken, die am Wochenende mit Kaffee und Selbstgebackenem für alle Besucher geöffnet hat.