1994 drehte Alex Proyas den Kultfilm »The Crow« die Krähe. Geht man nach Der Wahrnehmung vieler Erdinger hätte der Drehort auch die Herzogstadt sein können: Die Vögel machen sich hier in einem Maß breit, dass der Stadtrat sich immer wieder mit Beschwerden von Anwohnern beschäftigen muss, und dabei immer mit demselben für die lärmgeplagten Bewohner unbefriedigendem Ausgang: Es gibt keine nachhaltige Lösung für das Problem.
Es gibt durchaus Gründe, den schwarzen Vögeln nachzustellen und die Fachwelt ist voll von zum Teil spannenden Lehrfilmen zur effektiven Krähenjagd. Kein Wunder, denn die Tiere plündern wie übrigens Elstern auch Gelege von Singvögeln, schädigen Niederwildbestände. Gerade letzteres war im Kreis Erding schon Thema.
Kein Geringerer als Thomas Schreder, Chef der Jäger im Kreis Erding, hatte auch gegenüber dem Sempt-Kurier bereits den teilweise dramatischen Niedergang der Niederwildbestände beklagt, wenn auch in anderen Zusammenhängen. Jetzt kommt gerade um Erding ein weiterer Stressfaktor für die Bestände hinzu.
Die Krux:
Alle Lehrwerke zur Krähenjagd setzen auf getarnte Vorgehensweise, Schrotflinte, Jagdhundeinsatz. Sie zeigen Jäger in Tarnanzügen, als gehe es um einen »Spähtrupp zu Fuß« im Rahmen der Grundausbildung bei der Bundeswehr.
Vergrämungsmaßnahmen
führten bisher nicht zum Erfolg
Im Innenstadtbereich verbietet sich der Einsatz von Schrotflinten schon aus grundsätzlichen Erwägungen heraus. Keine Chance für Schreder und Co., hier klassische Jagdmethoden anzuwenden.
Auch wenn die Tiere in Erding mittlerweile nicht mehr den besten Ruf haben, ist es natürlich trotzdem streng verboten, sie zu quälen, zum Beispiel einen verletzten Jungvogel als Fußball zu benutzen. In der Nähe des Streichelzoos im Erdinger Stadtpark ist genau das passiert. Die wegen teilweise aggressiver Vorgehensweise nicht unumstrittene Tierschutzorganisation PETA hat eine Belohnung auf die Ergreifung der Täter ausgesetzt.
Die Saatkrähe steht unter Naturschutz. Das wird für die Täter, sollten sie erwischt werden, strafverschärfend wirken. Saatkrähen dürfen nur »sanft angefasst« oder vergrämt werden und Letzteres auch nicht ohne Einschränkung. Dafür gibt es im Jahr ein eng begrenztes Zeitfenster, dass die Erdinger Stadtverwaltung bereits genutzt hat, mit überschaubarem Erfolg.
Eine Erdingerin, die fernab vom Stadtpark wo die Krähen nicht vergrämt werden dürfen wohnt, ließ jetzt ihrem Ärger freien Lauf: »Ich habe schon so oft bei der Stadt angerufen, habe auch bei anderen Stellen angerufen, und die können einfach nichts machen. Es werden einfach immer mehr!«
Die Beobachtung entspricht dem, was die Stadt erleben muss. Marder-Attrappen sind zur Vergrämung schon eingesetzt worden. Die Krähen aber sind viel zu schlau, um diesen Trick nicht ganz schnell zu durchschauen. Stadtbaumeister Sebastian Henrich musste das Vorhaben frustriert aufgeben: »Die wurde zugeschissen« wird er in Medienberichten zitiert.
Die Zahl der Tiere nimmt überhand. Die naheliegendste Methode wäre es, die Bestände gezielt zu verkleinern, mit anderen Worten: einen Teil der Population zu töten. Das verhindert wieder der Naturschutz. Draus folgt zwingend: Werden sie an der einen Stelle vielleicht vertrieben, tauchen sie an anderer Stelle wieder auf, vielleicht genau vor dem Küchenfenster der genervten Erdingerin oder jedem anderen Bewohner. Es gibt aktuell keine zufriedenstellende Lösung für das Problem. kw