„Erinnerungsarbeit ist Widerstand gegen das Vergessen“ – Die Familie von Theodoros Boulgarides lädt gemeinsam mit der Stadt München für Sonntag, 15. Juni, ab 12 Uhr auf den Karlsplatz (Stachus) zu einer Gedenkveranstaltung für Theodoros Boulgarides ein. Die Veranstaltung wurde von den Angehörigen in enger Zusammenarbeit mit der Fachstelle für Demokratie geplant.
„Theodoros Boulgarides war ein Münchner, ein Familienvater, ein Nachbar. Der rechtsterroristische NSU richtete ihn vor 20 Jahren in seinem Geschäft kaltblütig hin. Auf den Mord an ihn folgte der Rufmord, denn die Ermittler verdächtigten lange seine Familie, obwohl der NSU bereits eine Blutspur durch das ganze Land gezogen hatte. Der Mord an Theodoros Boulgarides ist ein dunkler Teil unserer Stadtgeschichte, der unvergessen bleibt. Wir können das Andenken an Theodoros Boulgarides am besten bewahren, indem wir den wachsenden Rechtsextremismus in unserem Land konsequent bekämpfen“, sagt der Zweite Bürgermeister, Dominik Krause.
Theodoros Boulgarides wurde vor 20 Jahren vom Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) in seinem Schlüsseldienst in der Trappentreustraße ermordet. Er war in München aufgewachsen und hatte als Erwachsener hier eine Familie gegründet. 2005 eröffnete er zwei Wochen vor seinem Tod mit einem Freund den gemeinsamen Laden. „In einer Welt voller Hass müssen wir es trotzdem wagen, zu hoffen! Der Mord war rechter Terror und die Erinnerungsarbeit ist Widerstand gegen das Vergessen, gegen das Schweigen und jede Täter-Opfer-Umkehr“, sagt Lina Boulgarides, die den Gedenktag für ihren Vater gemeinsam mit ihrer Schwester ins Leben gerufen hat.
Für Sonntag ist auf dem Stachus ein umfangreiches Programm geplant. Neben den Angehörigen von Theodoros Boulgarides werden weitere Betroffene des NSU-Terrors und von anderen rechtsterroristischen Anschlägen sowie Bürgermeister Dominik Krause sprechen. Der Münchner Pontos-Verein erinnert mit einer Tanzeinlage an die Wurzeln von Theodoros Boulgarides und der Liebe zu seiner Heimat. Mandy Boulgarides ist das gemeinsame Erinnern an ihren Vater wichtig: „Gedenken heißt für mich, die Namen der Opfer nicht zu vergessen und die dehumanisierende und grausame Tat des NSU und das Schicksal derer, die bis heute keine echte Aufklärung und Gerechtigkeit erfahren haben. Für die Zukunft wünsche ich mir ein Erinnern, das Verantwortung trägt – und ein Land, das endlich hinschaut und handelt.” In diesem Sinne richtet sich die Einladung der Familie Boulgarides und der Stadt München an alle, die hinschauen und gemeinsam gedenken wollen.