Die trüben Strahlen der Winter-Sonne fallen durchs Fenster, streifen den kleinen Raum. Dicht beieinander stehen unzählige Bücherregale.
Dazwischen sortiert eine zierliche Frau eifrig neu angekommene Sachbücher ein. Ich liebe diese Arbeit und bin froh hier zu sein, strahlt sie und lacht übers ganze Gesicht.
Auf den ersten Blick unterscheidet den ABBA Zweitbuch-Laden am St.-Wolfgangs-Platz 11 nicht viel von einem gewöhnlichen Buchladen und doch ist alles ganz anders:
ABBA, das ist die Abkürzung für Arbeit für Behinderte und Benachteiligte und oft die letzte Hoffnung auf ein normales Leben.
Wie im Fall der jungen Frau: Sie ist eine von hunderten von Mitarbeitern die ABBA, (ein Projekt des Arbeitslosentreff München-West e.V.) seit 1988 betreut hat und sie ist psychisch krank. Mit Stresssituationen ist sie völlig überfordert, hat Probleme sich Dinge zu merken. Oft reichen kleinste Ereignisse um sie völlig aus der Bahn zu werfen. Das war nicht immer so, erklärt ABBA-Projekt-Leiter Rupert Herzog.
Die 30-Jährige hat eine Ausbildung zur Buchhändlerin absolviert und einmal ein ganz normales Leben geführt. Heute sind ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt denkbar schlecht, das einzige was ihr Bestätigung gibt ist die Arbeit im Zweitbuch-Laden. Eine Mitarbeiterin mit einer solchen Qualifikation ist bei ABBA jedoch eher die Ausnahme. Die Mehrzahl der Leute die sich bei uns bewerben sind körperlich und geistig Behinderte die keinen Schulabschluss oder sonstige Qualifikationen vorweisen können, erklärt Projekt-Leiter Herzog. Hier finden sie dennoch eine Aufgabe und das Gefühl gebraucht zu werden. Sie bauen Selbstbewusstsein auf oft zum erstenmal im Leben. Ausser im Zweit-Buchladen beschäftigt ABBA die Mitarbeiter vor allem im Garten- und Landschaftsbau.
Unter Anleitung eines Gartenbautechnikers wird Rasen gemäht, werden Blumen gepflanzt, Garten-Teiche angelegt und vieles mehr. Die Aufträge hierfür erteilen Privat-Personen. Auch für Entrümpelungen, Wohnungsauflösungen und Materialentsorgung kann man die ABBA-Mitarbeiter gegen einen günstigen Stundenlohn engagieren. (Infos unter Tel: 48 00 48 35). Zuschüsse von der Stadt, der Regierung und dem Arbeitsamt ermöglichen es, den Mitarbeitern einen Monatslohn zu zahlen, der zum Leben reicht. Zumindest für zwei Jahre.
Dann bemühen sich Rupert Herzog und sein Team, die Mitarbeiter in Therapien unterzubringen oder, soweit möglich, in richtige Unternehmen zu vermitteln.
ct