Der größte überkonfessionelle Träger für soziale Hilfsangebote in Bayern feiert sein 40-jähriges Jubiläum. Aus diesem Grund zog kürzlich eine Blaue Brücke wie ein Magnet die Passanten auf den Odeonsplatz. Acht mal vier Meter groß ist die Skulptur und weit mehr als nur ein Kunstwerk. Sie ist Symbol der Arbeit von Condrobs. Auch nach 40 Jahren war und ist die Prävention einer der Schwerpunkte der Arbeit von Condrobs.
Bei der Gründung standen die Beratung und Unterstützung verzweifelter Eltern, die mit der Tatsache, dass ihre Kinder Drogen konsumieren, nicht umgehen konnten, im Mittelpunkt. Aus dieser Motivation heraus hatten betroffene Eltern im Dezember 1971 eine Selbsthilfe-Initiative ins Leben gerufen – fachlich begleitet von dem jungen Anwalt Alexander Eberth. „Im Februar 1972 erfolgte die Eintragung ins Vereinsregister. Im Juni 1972 nahm Condrobs mit der Eröffnung der ersten Beratungsstelle in der Konradstraße im Münchner Stadtteil Schwabing offiziell die Arbeit auf“, schildert Eberth, der amtierende Aufsichtsratsvorsitzende die Entwicklung von Condrobs. Von Beginn an war es Ziel, nach neuen Wegen in der Drogenhilfe zu suchen und dabei drogenkonsumierende Menschen und ihre Angehörigen bestmöglich zu begleiten. Dass dies gelungen sei, zeigen die facettenreichen Angebote, mit denen Condrobs seit jeher eine Vorreiterrolle einnimmt.
Die zukunftsträchtigen Konzepte revolutionierten oft den Markt, neben vielen auch die erste frauenspezifische Einrichtung Prima Donna, die 1986 eröffnet wurde. So etablierte und professionalisierte man sich in den 80er Jahren und ging mit sechs Einrichtungen und 50 Mitarbeitern gestärkt ins nächste Jahrzehnt. Wachstum und Differenzierung bestimmten diese Zeit. Der Nenner dabei: individuell auf die Bedürfnisse der Klientel abgestimmte Angebote. Unter diesem Aspekt weitete Condrobs die Jugendarbeit aus, der Bereich ist noch heute der mit Abstand größte. Zudem verfolgte man in den 90er Jahren die ersten niedrigschwelligen Ansätze, startete diverse Arbeitsprojekte und weitete viele bereits bestehende Angebote aus.
Das Wachstum bedingte eine weitere Professionalisierung und schließlich auch Organisationsanpassung ab der Jahrtausendwende, die 2004 abgeschlossen war. Für die Zukunft gewappnet widmet sich Condrobs nun neuen Hilfsangeboten: Etablierung von Betreutem Wohnen für verschiedene Zielgruppen beziehungsweise auch für die zunehmend älter werdende Klientel, Ausbau der Arbeitsprojekte und der eigenen Beschäftigungs GmbH sowie Start der Betreuung von unbegleiteten, minderjährigen Flüchtlingen. Heute ist Condrobs mit rund 450 MitarbeiterInnen neben der Suchthilfe in der Kinder-, Jugend- und Altenhilfe, der psychiatrischen Versorgung sowie im Ausbildungs- und Beschäftigungsbereich aktiv. Ein besonderes Anliegen sind zudem Präventions- und Hilfsmaßnahmen für Kinder und Jugendliche sowie die Unterstützung von Betrieben bei der Gesundheitsförderung. Den hohen Qualitätsstandard bestätigt seit 2011 das international anerkannte Gütesiegel CERT iQ.
In den Anfängen nutzten vorwiegend junge Menschen, die Haschisch oder LSD konsumierten, das Angebot der ersten Condrobs-Einrichtung. Uwe Steinbrenner, Einrichtungsleiter der Drogenberatung München und selbst schon 20 Jahre bei Condrobs, betont, wie sich die Herausforderungen verändert haben. „Das Spektrum ist immens gewachsen. Es umfasst nicht nur Menschen verschiedener gesellschaftlicher Schichten, Bedarf haben vermehrt Personen mit Migrationshintergrund, häufig aus Krisengebieten. Neben den herkömmlichen ist ein Zuwachs an synthetischen Substanzen, zum Beispiel den „Legal Highs“, zu verzeichnen.“ Zudem nehme der Beratungsbedarf der Menschen mit nichtstoffgebundenen Abhängigkeitsformen zu: Glücksspielsucht und exzessiver Mediengebrauch. Der Schwerpunkt der Arbeit liege aktuell in der Krisenintervention: „Viele Klienten suchen schnelle, ambulante Hilfe, um während der Betreuung arbeiten zu können“, so Steinbrenner. Wunsch der acht Condrobs-ExpertInnen der Konradstraße ist es, dass die Finanzierung auch in Zukunft aufrechterhalten beziehungsweise bestmöglich sogar aufgestockt wird, so dass sie den Menschen weiterhin die Hilfe geben können, die der Lebenssituation der / des Einzelnen gerecht wird. Und, dass die Menschen die notwendige gesellschaftliche Akzeptanz erfahren.
Wie wieder zurück in die Gesellschaft? Mit dieser Frage beschäftigte sich zum Beispiel Klient Juri K. Im November 2010 kam der junge Mann in die sozialtherapeutische Wohngemeinschaft Inizio – eine Einrichtung, die es schon seit den 70er Jahren unter dem Dach von Condrobs gibt. Gemeinsam mit den ExpertInnen dort suchte er nach seiner Brücke ins Leben, nahm dazu alle therapeutischen und alle Freizeitangebote wahr. Mit Erfolg – Juri ist bereits über die Brücke gegangen: „Ich bin clean! Und das ist das Wichtigste in meinem Leben.“
Weitere Informationen im Internet unter www.condrobs.de .