Eine riesige Menschentraube hatte sich vor dem Haupteingang zum Münchner Tierpark gebildet. Das lang ersehnte, sonnige Wetter und die Ferienzeit taten ihr übriges zu dem Menschenauflauf, der sich erst nach der Kasse wieder in alle Himmelsrichtungen auflöste. Unzählige Kinder und ihre Eltern warteten geduldig, bis sie an der Reihe waren. Eine eigentlich normale Situation, mit ganz alltäglichen Gästen. Aber eben nur “eigentlich“. Unter die Besucher hat sich nämlich eine Gruppe aus 18 Kindern, Jugendlichen und Eltern gemischt, für die ein solcher Ausflug keineswegs in das „Standard-Ferienprogramm“ gehört. Die Aktion „Weissblauer Bumerang“ macht es gemeinsam mit der Organisation „Freudentanz“ für sozial benachteiligte Kinder mit Migrationshintergrund möglich, aus der bisherigen, tristen Vergangenheit auszubrechen und das Leben neu zu entdecken.
Die beiden Organisationen veranstalten nun schon seit sieben („Weissblauer Bumerang“ ) bzw. zehn („Freudentanz“) Jahren Projekte, bei denen Flüchtlingskinder teilnehmen und so stärker in die Gesellschaft integriert werden können. Die etwas größeren Jugendlichen, die nun schon die dritte Generation bilden, übernehmen dabei die Teilorganisation der jeweiligen Aktion und lernen dadurch Verantwortung zu übernehmen. Die meisten Kinder stammen aus dem Tanzprojekt „Freudentanz“ der Kindersozialarbeiterin Eva-Maria Weigert, das sich als feste Institution etabliert hat. Durch zahlreiche Auszeichnungen, wie zum Beispiel dem „Stiftungspreis der Stadt München für integrative Projekte“, hat die Einrichtung in den letzten Jahren immer wieder für Aufsehen gesorgt. „Für uns ist es wichtig, dass die Kinder ein Ziel haben, auf das sie hinarbeiten können. Deshalb nehmen wir auch regelmäßig an Tanzwettbewerben teil“, erklärt Weigert, die mit ihrer Gruppe erst kürzlich im Tanz-Camp in Violau (bei Altenmünster) für das nächste Event trainiert hat. Die Entscheidung für den Tierparkbesuch ist für viele Kinder nicht schwer gefallen, war es doch für einige die Premiere, dass sie Zebra, Nashorn und Co. live betrachten konnten. „Für manche war es das erste Mal, dass sie einen Löwen oder eine Giraffe gesehen haben, obwohl sie aus der gleichen Heimat, Afrika, kommen.“, erzählt Eva-Maria Weigert, die dann doch dem Einen oder Anderen die Bedenken vor den wilden Tieren nehmen musste.
Trotz der vielen frustrierenden Erlebnisse aus der Vergangenheit, ist es gelungen den Tag für die Kinder zu einem fast ganz normalen zu machen und das bisherige Schicksal ein wenig auszublenden. Für die Zukunft sind schon wieder Projekte geplant, die es den Kindern ein weiteres Mal ermöglichen sollen, aus den früheren Gedanken auszureißen.