Moosacher Bürger formieren sich und starten Unterschriftenaktion

Moosach · Kampf um Bushaltestellen

Die Moosacher Senioren kämpfen mit einer Unterschriftenaktion gegen die geplante Verkürzung der Buslinie 50. 	Foto: ws

Die Moosacher Senioren kämpfen mit einer Unterschriftenaktion gegen die geplante Verkürzung der Buslinie 50. Foto: ws

Moosach · Ältere und behinderte Bürger aus dem Wohngebiet an und rund um die Bingener Straße protestieren mit einer Unterschriftenaktion gegen die geplante Verkürzung der Buslinie 50. Dadurch werden die beiden Haltestellen »Andernacher Straße« und »Ehrenbreitsteiner Straße« zum Fahrplanwechsel am 11. Dezember wegfallen. Dann werden die ersten Züge der U 3 vom Olympia-Einkaufszentrum (OEZ) her, unterirdisch in den Moosacher Bahnhof einrollen.

Buslinie 50 wurde drastisch verkürzt – zum Nachteil der Senioren

Die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) lässt die Buslinie 50 (Johanneskirchen – Frankfurter Ring – Bahnhof Moosach) deshalb bereits am OEZ enden.

Von dem Wegfall der beiden Bushaltestellen sei ein dicht bebautes Viertel mit mehr als 1.000 Wohnungen betroffen, weiß Anlieger Josef Fertl zu berichten. »Die Leute sind dann von der Gesellschaft ausgeschlossen«, befürchtet er. Denn die Bewohner müssten weite Wege zu Ärzten, zur Post, zum OEZ und zur Tram zurücklegen. Die nächste Bushaltestelle der Linie 175 in der Feldmochinger Straße sei mehr als 500 Meter entfernt. Liselotte Dostal wohnt in der Bingener Straße, nur einen Katzensprung von der Bushaltestelle »Andernacher Straße« entfernt.

Es sind gerade einmal 60 Meter. Diese Distanz schafft die an den Spätfolgen von Kinderlähmung leidende Seniorin, die sich nur mit einem Stock fortbewegen kann, ganz gut. Aber was wird in sechs Monaten sein, das fragen sie und viele andere Bürger sich besorgt. Zwei Mal pro Woche müsste Dostal dann mit dem Taxi zum Arzt fahren – und zum Einkaufen auch. Doch das kann sich die 75-Jährige nicht leisten. Sie wohnt – wie viele andere Bürger – schon seit Jahrzehnten in dem Quartier. Herbert Schuster, 86 Jahre, lebt zum Beispiel schon seit 49 Jahren in einem Block in der Andernacher Straße und braucht inzwischen einen Gehwagen. Ohne die Linienbusse fühlt sich der Senior in seiner Mobilität stark eingeschränkt, ebenso Gregor Szeremeta.

Der 63-Jährige geht an Krücken. An den Winter, wenn Schnee und Eis die Fortbewegung zusätzlich erschweren, mögen die Moosacher noch gar nicht denken. Sie hoffen, dass die MVG die Buslinie 50 nicht verkürzt und haben, um ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen, eine Unterschriftenaktion gestartet. Die Listen liegen im Schreibwaren- und Lottogeschäft an der Ecke Bingener/Andernacher Straße aus. Betroffen sind insbesondere Bürger in dem Wohngebiet entlang der Bingener Straße sowie in deren Seitenstraßen wie Seydlitz- und Alzeyer Straße. Auch die Mütter, deren Kinder zur Grundschule an der Dieselstraße gehen, ärgern sich. Denn die Kleinen fahren ebenfalls mit diesem Bus. Die Bürger bekommen Unterstützung vom Moosacher Bezirksausschuss. Die Stadtteilpolitiker fordern für diese Ecke einen Quartiersbus. Die Bezirksausschuss-Vorsitzende Johanna Salzhuber (SPD) weist aber darauf hin, dass dieser Wunsch unter ziemlichem Finanzierungsvorbehalt steht.

Andreas Nagel von der Aktion Münchner Fahrgäste sagt, dass es zusammen mit den Moosacher Bürgern schon einmal gelungen sei, den Bus 50 zu retten und das Bündnis habe nun der MVG den Vorschlag unterbreitet, den Bus 50 bis zum Romanplatz zu verlängern. Dabei würde er die Aufgaben der Linie 51 in diesem Abschnitt übernehmen. Diese Lösung sei zukunftsgerichtet. »Diese Bushaltestellen Andernacher Straße und Ehrenbreitsteiner Straße liegen im Einzugsbereich der U 3, die nach ihrer Verlängerung eine schnelle Verbindung via Moosacher St.-Martins-Platz zum Moosacher Bahnhof und in Richtung Schwabing/ Innenstadt bietet.

Sie können daher ab dem 12. Dezember nicht mehr von Bussen bedient werden«, erklärt Christian Miehling von der MVG. Dass die U-Bahn in ihrem Einzugsbereich den Bus ersetze, sei nichts Ungewöhnliches. Zum Einen biete die U-Bahn für den Großteil der Fahrgäste das weitaus attraktivere Angebot als der Bus. Zum Anderen sei die MVG gehalten, Doppelbedienungen zu vermeiden. Denn die Betriebskosten für den Busverkehr müssten nahezu vollständig aus Fahrgeldeinnahmen finanziert werden, also vom Geld aller MVG-Kunden. Ein unwirtschaftlicher Einsatz dieser Mittel verbiete sich deswegen.

Der MetroBus 50 soll mit Fahrplanwechsel ab der Haltestelle Lasallestraße zum U-Bahnhof Olympia-Einkaufszentrum fahren und dort wenden. Wally Schmidt

Artikel vom 15.06.2010
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