Bahn reagiert zerknirscht und gelobt Besserung

Englschalking · Schäbiger S-Bahnhof

So sah es den Winter über aus: nicht geräumte Bahnsteige machten den Zugang zur S-Bahn gefährlich. Die DB weiß um den schlechten Zustand der Bahnhöfe und setzt ihre Hoffnungen auf ehrenamtliche Paten.	Foto: ikb

So sah es den Winter über aus: nicht geräumte Bahnsteige machten den Zugang zur S-Bahn gefährlich. Die DB weiß um den schlechten Zustand der Bahnhöfe und setzt ihre Hoffnungen auf ehrenamtliche Paten. Foto: ikb

Englschalking · Wahrlich kein Aushängeschild – weder für Bogenhausen noch für die Deutsche Bundesbahn (DB) – ist der S-Bahnhof Englschalking. »Hier vergammelt alles.«, konstatierte Anwohner Ullrich Pelda und schrieb einen Brief an die Bahn, in dem er ein halbes Dutzend kritischer Punkte brandmarkte. »Ich frage mich, wie kann sich ein Unternehmen in der Werbung dem Servicegedanken und der Qualität verpflichten und in der Praxis so versagen«, macht der 65-Jährige seinem Ärger Luft.

Klaus Winkler von der DB Station & Service AG München akzeptierte schriftlich die Kritik. Er bat darum, seine Antwort als Erklärung und keinesfalls als Rechtfertigung zu verstehen und versprach Abhilfe. Die ist laut Ullrich Pelda auch dringend notwendig. Die Zuwege und Bahnsteige seien den Winter über nicht geräumt worden. »Die Fußgänger versanken im Schneematsch, Kinderwagenschieber kämpften sich zur Haltestelle oder von dort in die Zivilisation zurück.«

Vor Jahren gab es am S-Bahnhof noch vier funktionierende Uhren, heute blicken die Fahrgäste auf die Digitaluhr einer benachbarten Firma: Denn die einzige noch installierte Uhr fast am Ende des Bahnsteigs »schläft« – zumindest in Blickrichtung Flughafen: Zwei Stunden und 12 Minuten bleiben die Zeiger zurück. Stadteinwärts stimmt die Uhrzeit, doch um dies zu erkennen, müsste man etwa 80 Meter zur Uhr laufen und auf die Rückseite schauen. Ein ewiges Ärgernis ist auch, dass der Fahrkartenautomat keine Geldscheine akzeptiert. Dazu Klaus Winkler: »Für das laufende Jahr ist die flächendeckende Installation der neuen regionalen Ticketautomaten vorgesehen; dies sollte sich unbedingt positiv auf die Störanfälligkeit auswirken«.

Des Weiteren fehlen Notrufeinrichtungen auf beiden Bahnsteigen. »Passieren Unglücke denn nur in Solln?«, fragt Pelda provokant. Eine Antwort darauf bleibt die Bahn schuldig. Bezüglich der Lautsprecheranlage meint der Bürger: »Entweder sie funktioniert nicht, oder sie wird nicht benutzt.« Selbst eine zehnminütige Verspätung der S-Bahn wurde nicht angekündigt. Dies kann sich selbst Winkler nicht erklären: »In der Regel werden die Verspätungs- und Zugausfallhinweise automatisiert von unserem Fahrgastinformationssystem akustisch etwa fünf Minuten vor und jeweils zur fahrplanmäßigen Zeit auf den rund 150 S-Bahnhöfen in und um München ausgegeben.« »Wir sehen die Wertschätzung unserer Fahrgäste als absolute Verpflichtung an und haben ihre Anregungen aufgenommen.«, meinte Winkler abschließend. Dazu kann jetzt in einer Aktion jeder Fahrgast beitragen. Denn die Bahn sucht für die S-Bahnhöfe Paten, »um saubere, funktional einwandfreie und attraktive Stationen« zu gewährleisten.

Bereits 75 Personen haben sich gemeldet, die an ihrem Heimatbahnhof nach dem Rechten sehen. »Mit diesen ehrenamtlichen Patenschaften will der Konzern keineswegs die regelmäßigen Qualitätskontrollen einsparen«, versichert Heiko Hamann Chef der DB Station & Service München. »Im Blickfeld der Paten sollen vielmehr die kleinen alltäglichen Unzulänglichkeiten liegen, es genügt ein aufmerksamer Blick.«, so Hamann. Wer jetzt schon aktiv werden möchte, kann Schadensmeldungen rund um die Uhr unter 0 89 / 13 09 10 55 durchgegeben. Wer sogar eine Patenschaft übernehmen will, kann sich unter der Telefonnummer 0 89 / 13 08 35 98 oder unter anja.muecke@deutschebahn.com anmelden. ikb

Artikel vom 30.03.2010
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