Da schau her! Ein Münchner sagt seine Meinung

Albrecht Ackerland über Morde

So ein Mord ist eigentlich eine feine Sache. Wäre da nur nicht das Grundproblem, dass zu einem Mord auch immer ein Toter gehört, und um ein Toter zu werden, muss nun einmal ein Mensch sterben. Und so eine Sterberei kann schon sehr unangenehm sein. Für alle Beteiligten. Gäbe es dieses Dilemma nur nicht, so ein Mord wäre für uns alle eine Mordsgaudi. Die Zeitungen haben, wenn's gut läuft, sogar mehrere Wochen etwas davon.

Vorausgesetzt freilich, dass der Täter so viel Hirnschmalz hatte, dass ihm die Ermittler nicht gleich draufkommen. Andernfalls hat ja auch so ein Ermittler nix zum Ermitteln und kann sich gleich Ärmelschoner ans Jackett nähen lassen. Die größte Gaudi freilich hat das Publikum, es rührt sich was, man kann ein bisserl miträtseln, hat ein bisserl Angst, was einem ja auch die Langeweile vertreiben kann. Für den Täter wäre es auch gut, nicht mehr töten zu müssen, ist einfach besser fürs Karma. Wir sollten wirklich Morde erfinden, bei denen keiner sterben muss, die aber trotzdem so spannend sind, wie ein guter Krimi.

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Genau, Krimi: Das Einzige was uns bleibt – solang jenes lebensbejahende Tötungsdelikt noch nicht erfunden ist. Einen guten Krimi zu schreiben ist große Kunst. Und wenn er dann auch noch an Orten spielt, die man selbst kennt, sich Zeit nimmt für den ortsüblichen Schmäh, ja dann ist die Gaudi groß. Die Steigerung ist dann vielleicht nur noch, dass man sich einen Krimi vorlesen lässt, von einem, der's kann, vielleicht sogar an einem Platz, mit dem man sonst nichts zu tun hat. Diese Gelegenheit haben wir nun mehr als drei Wochen beim Münchner Krimifestival – eine feine Sache. Gut, dass wenigstens das schon erfunden ist.

Artikel vom 04.03.2010
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