Hörsaalbesetzung nach über sechs Wochen beendet

München · LMU polizeilich geräumt

Nach der Räumung gehen die Proteste vor der abgeriegelten Uni unvermindert weiter.	Foto: B. Setzer

Nach der Räumung gehen die Proteste vor der abgeriegelten Uni unvermindert weiter. Foto: B. Setzer

München · Seit fast sieben Wochen streiken Studenten, Schüler und Lehrende in der Ludwig Maximilian Universität für bessere Bildung. Am Montagmorgen wurde der Audimax genannte Hörsaal der LMU polizeilich geräumt und die Besetzung damit beendet. Seit den frühen Morgenstunden des 25. Dezember waren die Tore des LMU Hauptgebäudes mit Ketten verschlossen. Der Zugang zum besetzten Audimax blieb den Studierenden verwehrt.

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Diese Strategie einer »stillen Räumung auf Raten« ging nicht auf: Die Besetzenden harrten trotz schwieriger Bedingungen aus, blieben friedlich und kooperativ und hielten ihren Protest im Audimax weiterhin aufrecht. Am Montag gegen 6.00 Uhr sprach LMU-Präsident Bernd Huber das Hausrecht gegenüber der Polizei aus und räumte die am längsten andauernde Besetzung Deutschlands. Dies erfolgte ohne vorherige Ankündigung womit jede Möglichkeit auf Verhandlungen verhindert wurde. Die Besetzenden bedauern, dass ihrer stetigen Anfrage nach einem Verhandlungspartner kein Gehör verliehen wurde.

Prof. Huber gab verschiedene Gründe für die Räumung an. Er berief sich etwa darauf, dass sich der Protest völlig von den Interessen der Mehrzahl der Studierenden entfernt hätte. Dazu sagt die Vorsitzende des Konvents der Fachschaften, Marie Tzscheschel: »Die Studierendenschaft der LMU stand bis zum letzten Moment hinter der Besetzung und der von ihr erhobenen Kritik an der Bildungspolitik.« Außerdem seien laut Huber durch die Besetzung erheblichen Sachschäden in Höhe von 100.000 Euro entstanden. Die Besetzenden beteuern jedoch, dass sie während der ganzen vergangenen sechs Wochen großen Wert darauf gelegt hätten, entstandene Schäden selbst wieder zu beseitigen und organisierten einen eigenen Reinigungsdienst.

Die angegebene Höhe der Sachschäden sei für sie nicht nachvollziehbar. Die Hochschulleitung verwehrte unabhängigen Berichterstattern, die sich selbst ein Bild von der Lage machen wollten den Zugang zur Universität. Auch den Vorwurf, den Uni-Betrieb in »unerträglicher« Weise zu stören ließen die Besetzenden nicht gelten, da für alle beeinträchtigten Vorlesungen adäquate Ausweichmöglichkeiten bereitgestellt wurden. Für sieben der 17 Vorlesungen, für die dies nur eingeschränkt möglich war, wurde das Audimax freigegeben. Diese Möglichkeit blieb von der Hochschulleitung bis kurz vor den Feiertagen ungenutzt.

In Universitätsstädten in ganz Deutschland und Österreich fanden auf die Räumung hin Solidarisierungsaktionen ebenfalls streikender Studenten statt. Die Studenten, Schüler und Lehrenden in München führen ihren Protest nun außerhalb der Uni weiter. So fanden gestern etwa Protestaktionen in der Innenstadt und vor der LMU statt. In von der Studierendenvertretung zur Verfügung gestellten Räumlichkeiten wird am weiteren Vorgehen und den Inhalten des Protests gearbeitet. Für sie steht fest, dass sie auch im nächsten Jahr den Kampf für bessere Bildung in Deutschland nicht aufgeben werden.

Artikel vom 29.12.2009
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