Grüne befürchten Bevorzugung der Baupläne des finanzkräftigen SVN

SV Neuperlach contra DJK Sportbund

Das marode Gebäude der Geschäftsstelle des DJK-Sportbund München-Ost e.V. im Gustav-Heinemann-Ring. Foto: aha

Das marode Gebäude der Geschäftsstelle des DJK-Sportbund München-Ost e.V. im Gustav-Heinemann-Ring. Foto: aha

Neuperlach · Mit einer emotional geprägten Erklärung begann die Februar-Sitzung des Bezirksausschusses (BA) 16 Ramersdorf-Perlach: Guido Bucholtz (Fraktionssprecher Bündnis 90/ Die Grünen) wies auf die Gefahr hin, dass die seit nunmehr 24 Jahren anstehenden Baupläne des DJK-Sportbund Ost e.V. bei der Stadt ins Hintertreffen geraten könnten, weil der wesentlich finanzstärkere Sportverein Neuperlach e.V. (SVN) mit seinen Neubauplänen momentan von den Lokalpolitikern stark beachtet würde.

Dreifachsporthalle des SVN München

Beim Neujahrsempfang des SVN hatte dessen Vorsitzender Norbert Kreitl die Pläne für die Bezirkssportanlage an der Bert-Brecht-Allee 17 vorgestellt. Die geplante Sanierung des Geländes und der Bau einer Dreifach-Sporthalle mit Kletterhalle waren von den anwesenden Stadträten und SPD-BA-Mitgliedern zustimmend aufgenommen worden

»Offensichtlich hat die BA-Vorsitzende ein Planpaket im Dezember erhalten, dieses jedoch, aus welchen Gründen auch immer, nicht an andere Fraktionen verteilt«, schreibt Bucholtz weiter in seiner Erklärung. »Das war ein Versehen«, versuchte Marina Achhammer (SPD) ihn zu beruhigen. Mittlerweile liegen die Pläne allen Fraktionen vor.

Bucholtz, der nicht beim SVN-Neujahrsempfang eingeladen war, kritisierte weiter, dass dort von SPD-Stadträtinnen und SPD-BA-Mitgliedern Projekte befürwortet worden seien, deren Bau noch gar nicht beantragt sei. »Vielen anderen Vereinen im Stadtteil, die nicht einmal über vernünftige Umkleiden und Duschen oder gar ein eigenes Vereinsheim verfügen, müssen diese Aussagen der SPD wohl noch heute in den Ohren klingen!«, brachte Bucholtz mit Blick auf den DJK vor.

Baufälliger Holzschuppen

Der DJK benutzt derzeit einen mehr als baufälligen Holzschuppen im Gustav-Heinemann-Ring als Geschäftsstelle und muss Container in der Rudolf-Zorn-Straße als Umkleide und Duschen nutzen. »In der Geschäftsstelle ist das Dach undicht und es regnet durch, im Duschcontainer mussten wir sanieren, das kostet immer wieder Geld, das uns für die Arbeit als Sportverein fehlt«, beschreibt Oskar Grabler, DJK-Vorsitzender, die Situation.

DJK darf nicht in Eigenregiebauen

Seit 1985 will der DJK ein Vereinsheim mit Sanitäranlagen auf der Bezirkssportanlage Rudolf-Zorn-Straße bauen. »Wir haben 2007 die fertigen Baupläne für ein Vereinsheim mit einem Beach Handball- und Volleyballfeld eingereicht mit Investitionskosten in Höhe von etwa einer Million Euro und gedacht, wir ziehen 2008 in unser eigenes Haus«, sagt Grabler. Doch diese Hoffnung zerbrach. »Es hieß, der DJK darf nicht in Eigenregie bauen, es ist ein Projekt der Landeshauptstadt München und das hätte öffentlich ausgeschrieben werden müssen«.

Daher beschlossen DJK und Sportamt im April letzten Jahres, eine neue Lösung zu versuchen. Denkbar sei, so das Protokoll des Gesprächs, dass »das Sportamt die Sportanlage an der Rudolf-Zorn-Straße entsprechend dem Bebauungsplan ausbaut« und der DJK eine zweckgebundene Spende zum Ausbau der Sportanlage an die Stadt leistet. »Das Planungskonzept wird in enger Abstimmung mit dem DJK, der auch künftig der Hauptnutzer der Sportanlage bleiben soll, und dem Referat für Stadtplanung und Bauordnung entwickelt«, heißt es weiter.

Es bleibt aber Sache der Stadt, wann das Planen beginnt. Einzig die vom Stadtrat beschlossene Prioritätenliste für Baumaßnahmen auf Bezirkssportanlagen könnte eine Rolle spielen. Auf dieser steht die Bezirkssportanlage Bert-Brecht-Allee auf Platz 15, die Bezirkssportanlage Rudolf-Zorn-Straße auf Platz 4. Könnte der SVN den DJK verdrängen, wie Bucholtz fürchtet?

DJK auf Platz 4

Die Pressesprecherin des Sportamts, Edith Rubenbauer, wiegelt ab: »Der Ausbau der Bezirkssportanlage in der Rudolf-Zorn-Straße steht weiterhin auf Platz 4 der Prioritätenliste. Es sind zwei grundverschiedene Projekte: Der SVN hat bereits sämtliche Pläne in Eigenarbeit erstellt, im Falle des DJK existieren noch gar keine Pläne.« Hier muss erst ein Planverfahren angesetzt werden, das erfahrungsgemäß an die zwei Jahre dauern wird. »Frühestens 2011 kann überhaupt ein Bagger in der Rudolf-Zorn-Straße anrücken«, sagt Rubenbauer. Der SVN allerdings leiste bei seinem Projekt, das sportfachlich als interessante Lösung eingeschätzt werde – sehr viel an Eigenmitteln. »Ein Bauantrag liegt allerdings noch nicht vor«, so Rubenbauer.

Der könnte beim SVN aber näher sein als beim DJK. »Die Ablehnung der Pläne 2007 war für mich ein Tiefschlag«, gesteht Grabler. »Es muss etwas geschehen. Wir haben eine Frauenfußballmannschaft und mehrere Jugendmannschaften verloren«, sagt Grabler verzweifelt. »Wir können für das Projekt 100.000 Euro spenden, mehr geht nicht bei den vielen Reparaturen, die wir laufend haben«, sagt er und hofft, dass sich endlich eine Lösung anbahnt. Dann wäre – auch wenn seine Befürchtung nicht zutrifft – auch Guido Bucholtz zufrieden: »Mein Hauptanliegen ist schlicht und ergreifend Gleichbehandlung und in Zeiten knapper Kassen eine gerechte Verteilung.«

aha

Artikel vom 18.02.2009
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